Die Kirche und das offizielle Österreich setzen im Parlament eine gemeinsame "Geste der Verantwortung" für das Unrecht, das Heimkinder in den vergangenen Jahrzehnten in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen erlitten haben.
Die Kirche und das offizielle Österreich setzen im Parlament eine gemeinsame "Geste der Verantwortung" für das Unrecht, das Heimkinder in den vergangenen Jahrzehnten in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen erlitten haben.
Staatsakt mit Nationalratspräsidentin Bures, Kardinal Schönborn, Kanzler Kern und 250 ehemaligen Heimkindern am 17. November im Parlament in Wien.
Die Kirche und das offizielle Österreich setzen eine gemeinsame "Geste der Verantwortung" für das Unrecht, das Heimkinder in den vergangenen Jahrzehnten in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen erlitten haben.
Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsident Mario Lindner haben für Donnerstag, 17. November um 17 Uhr zu einem entsprechenden Staatsakt in das Parlament in Wien eingeladen, an dem auch mehr als 250 ehemalige Heimkinder teilnehmen werden. Für die katholische Kirche wird Kardinal Christoph Schönborn bei der Veranstaltung im Historischen Sitzungssaal des Parlaments sprechen, die im österreichischen Fernsehen auf ORF3 live übertragen wird.
"Das offizielle Österreich und die Kirche wollen mit der Veranstaltung zum Ausdruck bringen, dass die Republik das unfassbare Leid der Betroffenen mitsamt seiner lebenslangen Konsequenzen anerkennt und Lehren aus dem geschehenen Unrecht gezogen hat", erklärte Bures am Freitag den Beweggrund für ihre Initiative.
Die Republik wie auch die Kirche kämen damit einer langjährigen Forderung der Betroffenen nach, so die Nationalratspräsidentin weiter. Die Geste sei nur eine Station auf dem langen Weg der Aufarbeitung des geschehenen Unrechts und "kein Schlusspunkt unter offene Diskussionen und unter die Aufarbeitung". Staat und Kirche sollten gemeinsam das Unrecht benennen und anerkennen, liege es doch in der Verantwortung aller zu verhindern, "dass Missbrauch und Gewalt wie einst still geduldet, systematisch vertuscht und kollektiv geleugnet werden", so Bures.
Neben Bures, Lindner und Kardinal Schönborn werden bei dem Staatsakt auch Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer - er ist derzeit Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz - Reden halten. Zentraler Programmpunkt sind Berichte von Betroffenen, die stellvertretend für das Schicksal tausender Kinder in staatlichen und kirchlichen Heimen stehen. Die Schauspieler Karl Markovics, Regina Fritsch, Wolfgang Böck, Florian Teichtmeister und Miriam Fussenegger werden dazu Texte von Betroffenen sowie aus Forschungs- und Kommissionsberichten vortragen.
Mit dem Staatsakt wird auch einem langjährigen Wunsch vieler Opfervertreter und der auf Ersuchen der Kirche von der früheren steirischen Landeschefin Waltraud Klasnic eingerichteten Unabhängigen Opferschutzkommission entsprochen. Klasnic hatte bereits im Sommer betont, dass es über die finanzielle und therapeutische Hilfestellung hinaus einen würdigen Akt von Staat, Kirche und Gesellschaft brauche, "in dem die Anerkennung des oft unermesslichen und unabgeltbaren Leids der Betroffenen und deren Menschenwürde im Mittelpunkt stehen". Vor allem gehe es auch um gesamtgesellschaftliche Bewusstseinsbildung mit dem Schwerpunkt Prävention, hielt Klasnic fest.
Auch die katholische Kirche habe einen derartigen Staatsakt bereits seit längerem unterstützt, erklärte der Medienreferent der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, am Freitag. "Es soll ein Akt sein, der die Verantwortung der staatlichen Stellen und der Kirche deutlich macht und präventiv für die Zukunft wirkt. Es gilt alles zu tun, um Missbrauch und Gewalt so weit wie möglich zu verhindern", so Wuthe, der sagte: "Die katholische Kirche will an einer breiten Allianz mit diesem Ziel mitwirken."