Die Wiener Dechanten besuchten Ende Oktober Kroatien.
Die Wiener Dechanten besuchten Ende Oktober Kroatien.
Was Wiens Dechanten auf ihrer Studienreise erlebten. Ein Bericht im "SONNTAG".
Ich kenne Kroatien seit meinen Kindertagen, aber in Zagreb bin ich noch nie gewesen. Im Gesamten gesehen war ich sehr positiv überrascht über diese Stadt, ihre Geschichte und auch über die pastorale Arbeit der katholischen Kirche“, erzählt Dechant Christian Maresch (Dekanat Wien 11): „Uns begegnete eine sehr junge und auch lebendige Kirche. Die Jugend ist in der kroatischen Kirche präsent im Gegensatz zu uns in Österreich. Die Rolle der Kirche, die sie derzeit in der Tagespolitik spielt, sehe ich dagegen eher etwas kritisch.“
„Es fällt auf, dass das gesellschaftliche, politische und kirchliche Leben stark von der Geschichte des 20. Jahrhunderts, besonders von den Schreckensereignissen des Zweiten Weltkriegs, geprägt ist“, erzählt Dechant Wolfgang Unterberger (Dekanat Wien 4/5): „Wessen Großvater bei den Partisanen und wessen Großvater für das Ustascha-Regime kämpfte, scheint wichtiger zu sein als aktuelle Wirtschaftsprobleme.“ Ein kroatischer Bürger meinte: „Die Tragik unseres Volkes ist, dass wir keine gemeinsame Geschichtsschreibung und damit auch keine gemeinsame Identität haben. Je nachdem, welche Partei an der Regierung ist, wird die Darstellung des Zweiten Weltkriegs in den Schulbüchern umgeschrieben.“
„In Wien gibt es sehr viele Kroaten, die in unseren Pfarren leben. Es ist daher wichtig, auch ihre Heimat und ihren religiösen Hintergrund kennenzulernen,“ sagt Bischofsvikar Dariusz Schutzki über das Ziel der Reise der Dechanten. Vom 23. bis 29. Oktober gab es intensive Gespräche und Begegnungen – vom Erzbischof von Rijeka über Verantwortliche der Erzdiözese Zagreb und der kroatischen Bischofskonferenz bis hin zur Gesandten der österreichischen Botschaft –, die den 17 Teilnehmern einen Einblick in die Geschichte Kroatiens, die Spaltungen in der Gesellschaft und auch deren tiefe Religiösität vermittelte.
Beeindruckt waren die Dechanten von der tiefen Frömmigkeit der Kroaten. Die Gottesdienste (auch werktags) sind sehr gut besucht. „So viele wie hier am Dienstagabend zur Messe kommen, habe ich nicht einmal sonntags,“ stellte ein Dechant fest.
Das Resümee des Bischofsvikars: „Es war gut und wichtig, dass wir diese Reise unternommen haben.“