Der Glaube an Jesus muss sich nach den Worten des emeritierten Bischofs Erwin Kräutler im mutigen Einsatz für andere Menschen und in der Liebe zur Natur zeigen.
Der Glaube an Jesus muss sich nach den Worten des emeritierten Bischofs Erwin Kräutler im mutigen Einsatz für andere Menschen und in der Liebe zur Natur zeigen.
Liebe zu Gott zeigt sich auch am Umgang mit der Natur.
Der Glaube an Jesus muss sich nach den Worten des emeritierten Bischofs Erwin Kräutler im mutigen Einsatz für andere Menschen und in der Liebe zur Natur zeigen. "Es gibt nur eine Liebe. Dadurch, dass wir den Nächsten lieben, lieben wir Gott, und umgekehrt. Wir müssen zudem auch lieben, was Gott uns geschenkt hat, und dürfen deshalb die Natur als unser gemeinsames Heim nicht plündern", sagte der 77-jährige emeritierte Bischof der Amazonas-Prälatur Xingu am Dienstag, 22. November 2016 in Wien. Kräutler hielt im Kardinal-König-Haus das Auftaktreferat bei der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften Österreich vor rund 600 Ordensleuten aus dem ganzen Land.
Die Kirche müsse wie der Barmherzige Samariter sein, forderte Kräutler. "Unendlich tief berührt" zeigte sich der aus Vorarlberg stammende Ordensmann - er gehört der Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut (CCPS) an - über die seit dem Vorjahr in Österreich geleistete Flüchtlingshilfe. Der große Zustrom an Helfern zeige, "dass die Menschen diese ganz tiefe innerste Solidarität spüren und fühlen: ich muss da etwas tun - es geht um Mitmenschen".
Flüchtlinge seien wie jener Mann, der in der biblischen Erzählung auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho unterwegs war und unter die Räuber kam, gab der Bischof zu verstehen. Ähnlich seien heute weltweit viele Menschen in existenzieller Not, wobei Kräutler auch vertriebene Landarbeiter, Opfer von Menschenhandel sowie Brasiliens indigene Bevölkerung als Beispiele nannte. "Man kann sich in Europa kaum vorstellen, dass da im 21. Jahrhundert noch ein Genozid stattfindet. Nachdem ihre Rechte auf Betreiben der katholischen Kirche 1988 im Gesetz verankert wurden, ist heute wieder alles weg. Die Indios dürfen nicht leben, sie werden kaltblütig erschossen", sagte der Bischof.
Die Kirche müsse bei alldem wie ein Prophet auftreten, der Gott widerspiegelt und verkündet, "dass eine andere Welt möglich ist", so Kräutler weiter. Sie müsse aufzeigen, was Menschen arm macht, und ungerechte Strukturen anprangern. Ein derartiges Vorgehen erfordere Mut zum "Martyrium", gab er Bischof zu bedenken. "Wenn ich mich etwa für die Indios stark mache, muss ich automatisch gegen jene sein, die sie um der Bodenschätze willen vertreiben wollen und heute noch lautstark rufen, dass der Indio kein Mensch, sondern ein Urwaldtier ist."
Massive Kritik äußerte Kräutler an übertriebener Betonung von Hierarchien und Zeremoniell. Dadurch werde bloß Distanz geschafft werde, so der Bischof. "In Österreich sind wir gewohnt, mit Titeln 'herumzuhauen', und auch in unserer Kirche sind wir so weit gekommen", bemerkte er. Wer ein Amt ausübe, solle "nicht abgehoben sein wie die Stratosphäre von der Erdoberfläche". Vielmehr wäre es für das Wiederfinden eines "menschlichen Verhältnisses" sinnvoll, "wenn wir sagen: Wir sind Geschwister. Wir sind alle getaufte Christen." Kirche sei eine Familie und solle dies auch zum Ausdruck bringen. Papst Franziskus vermittle genau dies durch viele Gesten, darunter etwa, dass er nicht im Apostolischen Palast, sondern im vatikanischen Gästehaus wohne.
Speziell den Ordensleuten legte Bischof Kräutler nahe, "Mystiker" zu sein. "Ohne kontemplative Dimension haben wir keine Chance", sagte er. Mystik sei der ständige Blick auf "die tiefste Motivation, die mich dabei führt, den Weg zu gehen trotz allen Hindernissen und das Wagnis auf mich zu nehmen, mich für andere Menschen einzusetzen". Liebe bis zum Äußersten sei nur möglich durch tiefe Verwurzelung in Gott. Man würde heute von den Mitgliedern der Orden nichts anderes erwarten, als dass sie Gott erlebbar machen. Kräutler: "Sie sollen spüren lassen, dass da jemand ist, der genauso menschlich ist wie ich, der aber in Gott Wurzeln geschlagen hat und so liebt wie er."
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