Erscheinung des Herrn: Die Anbetung der Könige im Vorder- sowie die Königin von Saba bei Salomo im Hintergrund, Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg (dt.), Nürnberg (Gabriel Glockendon), 1536/37 © Österreichische Nationalbibliothek.
Erscheinung des Herrn: Die Anbetung der Könige im Vorder- sowie die Königin von Saba bei Salomo im Hintergrund, Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg (dt.), Nürnberg (Gabriel Glockendon), 1536/37 © Österreichische Nationalbibliothek.
24 prachtvoll illustrierte Handschriften und Buchmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu sehen.
Ihre Farben leuchten seit 600 Jahren, die in Vitrinen aufgeschlagenen Büchlein laden ein zum Weiterblättern: Die Weihnachtsausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien erzählt die Weihnachtsgeschichte in mittelalterlichen Stundenbüchern. In prachtvollen Illustrationen schilderten und erweiterten die Buchmaler die biblischen Ereignisse für die persönliche Andacht.
"Die Buchmaler haben wirklich versucht, die Geschichte von Christi Geburt ihren Leser nahezubringen", so Katharina Kaska von der Handschriften-Sammlung bei der Pressekonferenz am Dienstag, 6. Dezember 2016. Sie schmückten die eher kargen Informationen aus den Evangelien mittels Darstellungen apokrypher Texte, alttestamentarischer Referenzen oder jüdischer Überlieferungen aus, betteten einzelne Szenen in ganze Bildgeschichten ein, die sie kunstvoll in die Bordüre der Seiten verwoben und sorgten mit intimen Ansichten - etwa vom Treffen der schwangeren Maria mit der ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth - für Empathie.
Denn die Stundenbüchlein waren für das Gebet, für emotionale und persönliche Momente der Andacht und Einkehr gedacht. "Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlebten sie einen Boom", so Kaska. Bedeutende Persönlichkeiten traten bei den Buchmalermeistern als Auftraggeber auf, für sie wurden die Bände durchaus auch personalisiert. Maria von Burgund ließ sich etwa selbst gerne mit dem Buch in der Hand darstellen - als Ausdruck tiefer Frömmigkeit. Auch das Stundenbuch Jakobs des IV. von Schottland zählt zu den Schätzen der Ausstellung, die 24 Handschriften aus dem großen Bestand der Nationalbibliothek umfasst. Aus konservatorischen Gründen ist die Ausstellungsdauer allerdings nur bis 15. Jänner 2017 begrenzt.
Anhand der Bilder lassen sich auch die verschiedenen, oft bis heute bestehenden Deutungsrichtungen der Geschichte in den Evangelien, ausmachen. So werden die Umstände der Geburt in der Bibel gar nicht näher beschrieben, früh bildete sich die Darstellung entweder in einem Stall aus Holz oder in einer Grotte heraus. Oder das Kapitel der Flucht: Die Darstellung von Maria und dem Kind auf dem Esel, den Josef führt, während sie vor den Schlächtern des Bethlehemitischen Kindermordes fliehen, hat sich als Bildtradition schon früh herausgebildet - und sich in ihren wesentlichen Elementen nicht mehr verändert.
Am 12. Dezember wird im Rahmen einer Tagung zum Thema "Eine Bibel - viele Bibeln?" in der Papyrussammlung weitere Forschung zur Heiligen Schrift der Christen und Juden betrieben - dabei wird auch das erste Nachschlagewerk überhaupt zu Text und Textgeschichte der jüdischen Bibel, also des christlichen Alten Testaments präsentiert. "Textual History of the Bible" wurde von Armin Lange vom Judaistik-Institut der Universität Wien und Emanuel Tov von der Hebräischen Universität Jerusalem herausgegeben.
Österreichische Nationalbibliothek:
www.onb.ac.at