Diözesankarte von 1723: größter Teil (grün) des heutigen Niederösterreichs gehörte zur Diözese Passau, der südöstliche Teil (violett) zur Erzdiözese Salzburg, das Bistum Wien (rot) reichte geringfügig über das Stadtgebiet von Wien hinaus.
Diözesankarte von 1723: größter Teil (grün) des heutigen Niederösterreichs gehörte zur Diözese Passau, der südöstliche Teil (violett) zur Erzdiözese Salzburg, das Bistum Wien (rot) reichte geringfügig über das Stadtgebiet von Wien hinaus.
Die bewegte Geschichte unserer Erzdiözese steht seit jeher in enger Verbindung mit dem Bistum Passau. Auch heute noch.
Jahrhundertelang stand das heutige Gebiet der Erzdiözese Wien im direkten kirchlichen Einfluss des Passauer Bistums. Passau gilt als Mutterdiözese von Wien (siehe Interview mit Bischof Stefan Oster). Noch bis zum 30. April 1785 war das Weinviertel dem Bischof von Passau unterstellt und kam erst anschließend zum Erzbistum Wien.
Die gemeinsame Diözesangeschichte beginnt mit der Ausdehnung des Frankenreiches im 9. Jahrhundert. „Das gesamte Mittelalter und bis tief in die Neuzeit hinein verlaufen politische und kirchliche Entwicklungen stets parallel“, sagt Johann Weißensteiner, Leiter des Wiener Diözesanarchivs.
Nach dem Sieg über die Awaren dehnen die Diözesen Passau und Salzburg ihren Einfluss auf die nun zugänglich gewordenen Gebiete im Osten aus. „Zwischen Passau und Salzburg wird 830 eine Grenzziehung vorgenommen“, berichtet der Diözesanarchivar. „Salzburg erhält die Steiermark bis zum Fluss Piesting im heutigen Vikariat Unter dem Wienerwald. Diese Grenze besteht bis 1782.
Nördlich davon erweitert Passau seine Bistumsgrenzen mit Oberösterreich und Niederösterreich bis hin zur March.“ Im 10. Jahrhundert erfolgt mit dem Einfall der Ungarn ein großer Rückschlag in der Kolonisierung und Christianisierung. Nach der Schlacht am Lechfeld 955 und dem Zurückdrängen der Ungarn werden die früheren diözesanen Strukturen wieder reaktiviert.
Im Tauschvertrag von Mautern von 1137 übergibt Markgraf Leopold IV. dem Passauer Bischof Reginmar die Pfarre Wien. Es wird der Grundstein für eine neue Stadtpfarrkirche gelegt. Sie wird 1147 wie der Passauer Dom dem heiligen Stephanus geweiht. „In einer Zeit, in der die Leute wenig lesen und schreiben konnte, weiß jeder: Stephanus ist gleich Passau. Auch in Stockerau oder Kirchberg am Wagram wird dem Passauer Bischof Grund geschenkt, damit er dort eine Stephanus-Kirche errichten lassen kann“, so Johann Weißensteiner.
Wien wird in der Folgezeit für Passau immer wichtiger, denn dort regieren die Landesherren, zunächst die Markgrafen, später die Herzöge. Ab 1200 gibt es immer wieder Versuche, in Wien ein eigenes Bistum zu errichten.
Es gibt einige Betreiber dieser Idee, berichtet Weißensteiner: „Zunächst der Passauer Bischof selbst, für den die Diözese zu groß ist. Seine Begründung: Es dauert sehr lang, bis der Bischof das Sakrament der Firmung spenden kann, die Priesterweihen müssen verschoben werden, weil der Bischof nicht da ist. Er möchte Wien in ein Tochterbistum umwandeln und zum Vorsteher einer Kirchenprovinz (Metropolit) aufsteigen. Es wird aber nichts daraus.“
Auch Herzog Heinrich II. Jasomirgott war ein Befürworter dieser Idee, wollte das Schottenkloster im ersten Bezirk zum Bischofssitz machen. Es kommt nicht so weit. „Ein großartiges Projekt gibt es 1245.
Herzog Friedrich II. hat den Plan, Österreich zu einem Königreich zu erheben und gleichzeitig in Wien ein Landesbistum zu errichten. 1246 fällt der Herzog in der Schlacht an der Leitha, damit auch der Plan.“
Im 14. Jahrhundert nimmt Herzog Rudolf IV., der Stifter, St. Stephan als Kirche und das dazu gegründete Kapitel aus der rechtlichen Zuordnung des Bistums Passau.
1340 weiht der Passauer Bischof den albertinischen Chor der Stephanskirche nach dessen Fertigstellung. Das Bauprojekt ist dem Bischof aber schon lange entglitten. Dieses wird von den Wiener Bürgern und zum Teil auch vom Herzog betrieben. Die Passauer Bischöfe reagieren mit ihrer eigenen Strategie. „Man kann eine so große Diözese nicht von Passau allein verwalten.
In Wien wird ein Offiziliat geschaffen, eine Art Filialdirektion für das niederösterreichische Diözesangebiet. Dieses hat ab ca. 1350 seinen Sitz bei Maria am Gestade, einer Kirche, die bis 1785 exterritorial innerhalb des Bistums Wien steht. Sie ist mehr oder minder die Bischofskirche des Passauer Bischofs“, so Weißensteiner.
Die Errichtung des Bistums Wien mit der päpstlichen Bulle vom 18. Jänner 1469 sieht der Diözesanarchivar als eine übereilte Lösung, die erst elf Jahre später der Öffentlichkeit im Stephansdom bekannt gegeben wird.
Das Bistum umfasst nur die Stadt Wien mit den Filialen von St. Stephan, Währing und Döbling, sowie die Pfarren Perchtoldsdorf und Mödling. 1729 kommen der Distrikt Unter dem Wienerwald mit den Pfarren zwischen Wien und Wiener Neustadt zur Erzdiözese Wien, die seit 1722 besteht.
Kaiser Joseph II. zwingt die Diözese Passau mit einem Vertrag vom 4. August 1784 zum Verzicht auf all ihre Pfarren in Niederösterreich.
e-mail: daw@edw.or.at
Bistum Passau
Domplatz 7
94032 Passau
Bischof Stefan Oster im Gespräch mit Stefan Hauser über die Verbundenheit Passaus mit Wien.