Studientag „Innovative Pastoral im ländlichen Kontext“: Manches nicht mehr oder gänzlich anders machen.
Studientag „Innovative Pastoral im ländlichen Kontext“: Manches nicht mehr oder gänzlich anders machen.
Ein Studientag im Bildungshaus Großrußbach machte Lust auf neue Wege in der Seelsorge.
Ich hoffe, dass in unseren Herzen die Lust bleibt, das Eine oder das Andere neu zu wagen, zu probieren“, sagte Weihbischof und Bischofsvikar Stephan Turnovszky beim Studientag „Innovative Pastoral im ländlichen Kontext“ am 10. Jänner im Bildungshaus Großrußbach.
Das Nord-Vikariat hatte zu diesem erstmaligen Studientag eingeladen, in verschiedenen Workshops hörten die mehr als 80 Teilnehmenden von gelingender Pastoral u. a. in Baltimore (USA), London und auf den Philippinen. Bisweilen stellt sich die Frage, ob man nicht „Manches nicht mehr machen soll“, sagte der Bischofsvikar: „Es geht darum, gezielt auszuwählen und manches gelassen nicht mehr zu tun.“ Er selbst hat „schon oft erlebt, wie manches auch anders gehen kann.“
„Das Heute zu sehen und zu verstehen, es zu bejahen und nicht zu fürchten und dem Heute Rechnung zu tragen“, darauf kommt es dem Feldkircher Caritas-Direktor Walter Schmolly besonders an.
In seinem Impulsreferat erinnerte er an „das Abschmelzen vieler Selbstverständlichkeiten in religiösen Belangen“ und an „die Pluralität als durchgehend prägendes Charakteristikum“. Heute gibt es „eine veränderte Engagement-Kultur“: viele Freiwillige, viele Ehrenamtliche und zugleich weniger Priester, weniger hauptamtliche Mitarbeiterinnen und weniger finanzielle Mittel.
Schmolly nannte sieben Kriterien einer „Seelsorge für das Heute“. Erstens: „Angemessene (geistliche) Haltungen für die Gestaltung von Entwicklungsprozessen, eine Spiritualität der Entwicklung.“ „Umbruchszeiten sind Gnadenzeiten“, daher geht es um „das Vertrauen in das Heute“.
Wichtig ist das dreifache Hören, das „Kultivieren des Ohrs“: Seelsorgerinnen und Seelsorger sollten „auf die eigene Intuition und Berufung hören, aufeinander im Dialog und auf die Situation und die Veränderung“. Dabei braucht es „Groß-Mut und De-Mut“. Zweitens: „Jesus Christus ist das Licht der Völker“, sagt schon das Zweite Vatikanische Konzil. Die Seelsorgenden sollen „auf die Kraft und die Freude des Evangeliums setzen“.
Drittens: Es geht darum, wie Papst Franziskus immer wieder betont, „wirklich in Kontakt mit den Familien und dem Leben des Volkes“ zu sein. Typisch ist dafür die jesuanische Gleichniserzählung vom barmherzigen Samariter (Lukasevangelium, Kapitel 10). Die Erneuerung der Pfarren ist eine spirituelle Aufgabe, nach Schmolly braucht es „eine Spiritualität der Aufmerksamkeit“.
Viertens: die pluralitätssensible Pastoral, denn „jede/r ist ein Sonderfall“. Das Interesse am Anderen sollte im Mittelpunkt stehen, dazu braucht es eine milieusensible Kommunikation und Pastoral. „Sehen wir unsere innerkirchliche Vielfalt als Potenzial“, betont Schmolly.
Fünftens: Es braucht eine „Komm-her“ und eine „Geh-hin-Pastoral“. Schmolly: „Sowohl die Gastfreundschaft als auch die missionarische Sendung sind in beide Richtungen ein Auftrag.“ Anders formuliert: Es geht um „Sammlung“ und „Sendung“.
Sechstens: Pfarren sollen „Orte der Nähe“ gestalten und „Räume der Weite“ eröffnen. Diese Spannung auszuhalten ist nicht immer leicht, sagt der Caritas-Direktor: „Die Orte der Nähe sollen nicht nach Milieu-Enge riechen und die Räume der Weite sollen sich nicht nach Ferne und Distanz anfühlen.“
Siebtens: Der Weg der Zukunft geht von der System- zur Charismenorientierung. Schmolly: „Die Attraktivität des Glaubens muss sich in der Attraktivität der Engagement- und Beteiligungsmöglichkeiten spiegeln.“