Der gesamte Balkan erlebt heuer den kältesten Winter seit vielen Jahren. Das von der Caritas geführte Gemeindezentrum "Today for the future" in Puke, Albanien, bietet einen Ort für Kinder und Jugendliche, Mütter und ältere Menschen.
Der gesamte Balkan erlebt heuer den kältesten Winter seit vielen Jahren. Das von der Caritas geführte Gemeindezentrum "Today for the future" in Puke, Albanien, bietet einen Ort für Kinder und Jugendliche, Mütter und ältere Menschen.
Wie die Caritas im albanischen Bergland Ibrahim, Vanesa und ihre Mutter Rudina vor dem Kältetod rettete und warum dies sehr viel mit der Solidarität von Menschen aus Österreich zu tun hat.
Dies ist die Geschichte der 27-jährigen Rudina und ihrer beiden Kindern Ibrahim (2) und Vanesa (4). Eine Geschichte die zu Herzen geht. Zugleich eine Geschichte, die zeigt, dass im Rahmen der Caritas-Osteuropakampagne jeder Euro zählt und Hilfe möglich ist. Die kleine Familie ziert das aktuelle Plakat der Kampagne: Ein kleines Mädchen blickt mit fragenden Blick direkt in die Augen des Betrachters, eine junge Mutter - einen kleinen Jungen im Arm - blickt teilnahmslos ins Leere. Was das Plakat nicht zeigt: Sie stehen vor ihrer erbärmlichen Hütte in den albanischen Bergen. Nichts ist gestellt. Sie leben bzw. lebten in unvorstellbar elenden Verhältnissen, sogar für albanische Begriffe.
Rudina wuchs in den albanischen Bergen auf, in der kleinen Stadt Puke, weit ab von den Zentren des Landes. Auf einer Hochzeit von Freunden vor rund sieben Jahren lernte sie ihren Mann kennen. Bald wurde geheiratet. Zuerst lebte das Paar bei den Schwiegereltern, doch bald kam es zum Streit. Rudina und ihr Mann mussten ausziehen. Ihre einzige Möglichkeit bestand darin, eine behelfsmäßige Hütte am Waldrand zu errichten, aus Holzbrettern, ein wenig Wellblech und Plastikplanen.
Rudinas Mann wurde zunehmend gewalttätig, nahm Drogen, schlug seine Frau und später auch die Kinder, die inzwischen geboren wurden. Lange schwieg Rudina aus Angst. Schließlich vertraute sie sich doch einer Mitarbeiterin der in Puke stationierten Caritas an. Der Mann wurde festgenommen, verurteilt und sitzt nun im Gefängnis. Die junge Frau saß freilich alleine mit den beiden Kindern in der Hütte fest: Eine Plane bedeckte den bloßen Erdboden. Nur ein kleiner Holzofen stand auf einer festen Betonplatte. Keine Möbel, keine Bilder an der Wand. Ein Holzverschlag an der Böschung vor der Hütte diente als Toilette. Das Badezimmer der Familie bestand aus einer kleinen blauen Plastikwanne, die vor der Hütte im Gras lag. Wasser mussten sie von einem nahen Bächlein holen.
Ein Caritasteam aus Österreich mit einem Fotografen besuchte Rudina im vergangenen Oktober. Eine dünne Suppe mit ein paar kleinen Kartoffeln und grünen Kräutern köchelte auf der Herdplatte, erinnert sich Lukas Steinwendtner von der Caritas St. Pölten gegenüber "Kathpress". Das übliche Essen, "garniert" mit einem kleinen Stückchen selbst gebackenes Brot. Beim Besuch des Caritasteams saßen Vanesa und Ibrahim bereits in Winterkleidung auf dem Bett. Der kleine Bub trug zwei paar dicke Socken, Schuhe hatte er keine.
Der gesamte Balkan erlebt heuer den kältesten Winter seit vielen Jahren. So war auch Puke im Jänner einige Zeit völlig von der Außenwelt abgeschnitten, bei bis zu minus 20 Grad und zwei Metern Schnee. Diese Bedingungen hätten Rudina und ihre zwei kleinen Kinder nicht überlebt. Kurz vor Weihnachten holten sie die örtlichen Caritas-Mitarbeiter aus der Hütte und retteten ihnen so das Leben. Sie wurden in einer kleinen Mietwohnung in Puke untergebracht. Die Mietkosten von rund 100 Euro pro Monat trägt die Caritas. All das sei freilich nur dank der Spendengelder aus Österreich möglich, betont Steinwendtner.
Caritaspräsident Michael Landau hat dieser Tage Puke besucht und Rudina getroffen. Gemeinsam mit ihren Kindern machte sich Rudina auf den Weg und zeigte Landau ihre alte Hütte. Zu der gelangt man freilich nur über einen schmalen Pfad, knietief im Schnee stapfend. Dort erzählte Rudina von ihrem früheren Leben. Gemeinsam mit den Kindern habe sie Wiesenkräuter, Löwenzahn, Brennnesseln und Bärlauch auf den umliegenden Wiesen gesammelt. Dazu habe sie selber ein bisschen Gemüse angebaut. Tiere hielt Rudina keine. "Womit sollte ich denn die Hühner füttern, wenn der Boden hart gefroren ist und hier meterhoch Schnee liegt?", erinnerte sie sich.
Neben der Kälte im Winter sei das Ungeziefer am Schlimmsten gewesen. "Mäuse und Ratten schlüpften in die Hütte und nagten in die Beutel mit den Lebensmitteln." Arbeit zu finden war nicht möglich, so Rudina: "Ich konnte mir auch kein Feuerholz leisten." Jeden Tag sammelte sie in der Umgebung Äste und anderes Brennmaterial. Weil sie das bisschen Brennholz auch zum Kochen brauchte, konnte sie die Hütte nicht den ganzen Tag über warmhalten. Und vor allem im Winter wurde es bitterkalt. Mutter und Kinder schliefen gemeinsam auf einer Matratze - auch um sich gegenseitig warm zu halten. Die Kinder hätten auch kein Spielzeug gehabt. Sie hätten sich einfach Spiele ausgedacht.
Zurück in ihrer neuen kleinen Wohnung im Stadtzentrum von Puke ist es angenehm warm, und Rudina blickt wieder mit Zuversicht in die Zukunft. Die beiden Kinder toben herum. Ihr größter Wunsch ist ein Job, erzählt Rudina Michael Landau. In einer Gegend, wo mehr als 80 Prozent der Menschen arbeitslos sind, ein fast aussichtsloses Unterfangen. Doch die Caritas wird ihr bei der Jobsuche und Kinderbetreuung helfen.
Vanesa und Ibrahim besuchen bereits das örtliche Caritaszentrum und werden künftig auch bei der Einschulung begleitet. Auch Rudina ist inzwischen bestens in das Zentrum integriert, wie Lukas Steinwendtner betont.
Das von der Caritas geführte Gemeindezentrum "Today for the future" in Puke bietet einen Ort für Kinder und Jugendliche, Mütter und ältere Menschen. Frauen erhalten Gesundheitsversorgung, Rechtsberatung, treffen sich zum Handarbeiten oder in Kochgruppen. Für Jugendliche gibt es spezielle außerschulische Bildungsprojekte, Kinder werden im Kindergarten betreut und medizinisch begleitet. Ältere Menschen aus armen Familien haben schließlich im Zentrum die Möglichkeit zum geselligen Treffen in zumindest notdürftig geheizten Räumen. - In all diesen Aktivitäten wird die örtliche Caritas finanziell von der Caritas aus Österreich unterstützt.
Caritaspräsident Landau ist nach der Begegnung mit Rudina und ihren Kindern sichtlich bewegt. "Puke liegt mitten in Europa. All das geschieht quasi vor unserer Haustür, und die Not von Rudina, Ibrahim und Vanesa geht auch uns etwas an." Und das Beispiel der drei zeige: "Wir haben die Möglichkeiten, diese Not zu besiegen."
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