Seelsorge-Studie: Die Thesen wurden in den Arbeitsgruppen behandelt.
Seelsorge-Studie: Die Thesen wurden in den Arbeitsgruppen behandelt.
Was Priester, Diakone und Pastoralassistentinnen vom Studientag über die „Seelsorge-Studie“ mitnehmen. Eine Umfrage vor Ort.
Generalvikar Nikolaus Krasa verweist in seiner Reaktion darauf, dass Vieles schon begonnen hat: „Unsere Leute haben da schon einen guten Riecher gehabt.“ Er nannte etwa die Förderung von Priesterexerzitien oder das Bibelteilen in Teams (Stichwort „Spiritualität“) oder Gesundheitsförderung. Es gelte aber, dabei nicht stehenzubleiben und nachzujustieren bzw. auch mit Hilfe der Studienergebnisse zielgruppenspezifische Angebote auszubauen und neu zu schaffen. An manchen Maßnahmen müsse die Diözesanleitung auch mehr dranbleiben.
Wesentlicher Raum wird der ressourcenorientierte Einsatz der Seelsorgekräfte haben. Krasa: „Wir nehmen aber auch die Kritik an der Organisation und andere genannte Problemfelder ernst. Wir sehen beispielsweise deutlich, dass es in der Zusammenarbeit der zentralen Dienststellen mit den Seelsorgern noch Verbesserungspotenzial gibt.“
Auch im Diözesanen Entwicklungsprozess sieht der Generalvikar die Notwendigkeit, noch mehr zu informieren und vor allem den Dialog über die vielfältigen Bilder zur Zukunft der Seelsorge zu führen. „Auch die Erfahrung von best-practice-Beispielen kann uns dabei helfen, einen gemeinsamen Blick auf die Zukunft zu entwickeln.“
Es ist unglaublich wichtig, dass wir uns zu dieser Studie durchgerungen haben“, sagt Wiens Bischofsvikar P. Dariusz Schutzki CR zum SONNTAG: „Es ist gut, dass wir die Anliegen der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernstnehmen, auf sie hören und aus diesem Hören auch Konsequenzen ziehen können.“ Schutzki: „Für mich ist es wichtig zu reflektieren, dass wir weniger jammern sollen und mehr über die Zufriedenheit sprechen.“ Wichtig ist auch „eine gesunde Spiritualität“.
Ich finde es wertvoll, zu schauen, wie es den Priestern, Diakonen und hauptamtlichen Laien psychisch und gesundheitlich geht“, sagt Diakon Stefan Krummel, Vikariatssekretär des Süd-Vikariats. Obwohl es ihm „gut geht“, sagt er: „Man neigt manchmal dazu, Bewegung, Sport und Freizeit hintanzustellen.“ Dies bedeutet dann, „oft noch mehr Disziplin aufzubringen“. Es gibt viele, „die sich über den Rahmen ihrer Ressourcen hinaus engagieren“. Krummel: „Dann braucht es auch „den Mut, jemandem zu sagen, dass er oder sie auch einmal etwas sein lassen soll“.
Ich bin positiv überrascht, dass Priester, Diakone und Laien allgemein mit ihrem Beruf glücklich und zufrieden sind“, sagt Pfarrer Georg Stockert (Pfarre Aspern, Wien 22): „Ich selbst bin sehr zufrieden und ich bin dankbar, diesen Beruf zu haben, ich bin gern Seelsorger und Pfarrer.“ Mit einer gewissen Gelassenheit kann man „Vieles bewältigen“.
Zufriedenheit ist für mich, wenn ich mehr zurückbekomme als ich gebe“, sagt Karin Maria Lehner-Gugganeder, Pastoralassistentin im Landesklinikum Weinviertel, Standort Mistelbach. Das ist in ihrer Arbeit oft der Fall, wie sie selber sagt.
Meine persönliche Erkenntnis ist: Ich muss mehr Sport machen. Ich muss halt im Kalender die Sport-Termine einfach einplanen“, sagt Diakon und Religionslehrer Franz Schramml, (Pfarre Altsimmering, Wien 11): „Die Ergebnisse sind mit ein paar kleinen Ausreißern sehr gut.“ Das Abschalten „in Form von Gebet, Meditation oder Exerzitien ist die Lebensgrundlage“, sagt er überzeugt.
Es ist immer gut, auf die Situation zu schauen“, sagt Thomas Wisotzki, Vikariatsjugendseelsorger im Süd-Vikariat: „Mich hat sehr überrascht, dass das Umfeld, in dem ich lebe, eine so starke Auswirkung auf meine Zufriedenheit hat.“ Im Moment ist er „relativ zufrieden“. Wisotzki: „Kann ich mit dem, was ich tue, Menschen erreichen? Reicht die Qualität meines Tuns in dem Bereich aus, in dem ich arbeite?“ Es brauche auch „ein Auf-sich-Schauen, wobei man das Handy wirklich auch einmal ausschalten soll“.
Ich habe schon beim Ausfüllen bemerkt, dass das etwas mit mir selbst macht. Ich habe über die Art der Fragestellungen gestaunt, weil sie selbst einem schon zum Nachdenken und Reflektieren bringen“, sagt Roswitha Feige, Pastoralassistentin in St. Johann Nepomuk (Wien 2). „Überrascht hat mich die hohe Beteiligung. Woran ich knabbere, ist das Ergebnis, dass es keinen Zusammenhang zwischen Stress und Größe der Pfarren gibt.“ Feige arbeitet in einer Pfarre, „die wächst“. Sie erlebt, „wie wichtig es ist, in die Team-Arbeit und in die Begleitung der Ehrenamtlichen zu investieren“. Persönlich muss sie „auf das Abschalten schauen“. Feige: „Das kann ich manchmal gut und manchmal gar nicht.“
Die Zufriedenheit und Belastung hängt nicht mit der Größe der Pfarren zusammen. Diese Erkenntnis ist für mich entlastend“, sagt Dechant und Pfarrer Markus Beranek (Pfarre und Dekanat Stockerau). Beranek: „Persönlich fühle ich mich zur Zeit wie auf der Baustelle. Wir bauen einen Pfarrverband, und das heißt für mich, die eigene Rolle des Pfarrer-Seins und des Leitens ganz neu zu lernen.“ Und das Abschalten? „Sobald ich ins Museum gehe, geht das ganz schnell.“ Es brauche aber „auch Disziplin, das hat wiederum mit Spiritualität zu tun“.
Auf der einen Seite finde ich es sehr wichtig, dass so etwas gemacht wird, auf der anderen Seite bin ich von manchen Ergebnissen sehr überrascht bis erschrocken“, sagt Johann Wachter, Diakon im Pfarrverband Wagram-Au (Dekanat Großweikerdorf): „Und ich sehe einen Handlungsbedarf im Bezug auf die Gesundheit und auf den Umgang mit Alkohol.“ Wachter: „Ich gehöre zu denen, die sehr intensiv im Einsatz sind, und ich muss dabei darauf achten, mich nicht selbst zu überfordern.“ Seine Erkenntnis: „Wir müssen als Kirche unser Verhältnis zum Sport neu überdenken, in unserem Bewusstsein kommt Sport oft nicht vor. Ich besuche selbst ein Fitness-Studio, dort treffe ich Jugendliche aus meiner Pfarre. Wichtig ist es, den Bruder Körper mehr zu beachten.“
Was mich sehr bestärkt hat, war, dass eine gute Gottesbeziehung ein großes und gutes Fundament bildet, das vieles trägt“, sagt Sonja Hörweg, Pastoralassistentin in der Pfarre Schwechat: „Wir haben da einen großen Schatz, den wir den Menschen weitergeben können.“ Hörweg: „Wir müssen als Seelsorger allerdings auch gut auf uns selber schauen, auch aufeinander. Team-Arbeit ist ein hoher Wert, den ich sehr schätze, ich arbeite gerne in einem großen Team. Ich würde jeden Seelsorger dazu ermutigen, dies ebenfalls zu tun.“ Wie die notwendige Abgrenzung geschehen kann? Hörweg: „Es liegt an jedem selbst, sich abzugrenzen. Ich gönne mir Zeiten für mich, wo ich etwa ganz bewusst eine Woche Exerzitien mache.“
Berichte über die Seelsorgestudie zum nachhören:
Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn dankte in seiner Schlussansprache allen, die sich an der Umfrage beteiligt haben: „55 Prozent Teilnahmequote ist weit mehr, als ich zu hoffen gewagt habe.“ Der Zweck dieser Umfrage sei, „dass sich Dinge verändern“. In einer Periode des gesellschaftlichen Umbruchs habe sich auch die Erzdiözese auf den Weg gemacht – im Bewusstsein, „dass wir in einer Gemeinschaft sind, die unerschöpfliche Ressourcen hat: unseren Glauben und den, dem dieser Glaube gilt“.
Nach einer Phase, die vor allem unter dem Zeichen der Strukturentwicklung gestanden sei, „müssen wir uns jetzt fragen: Gelingt Mission first?“ Dass laut der Umfrage noch knappe 60 Prozent skeptisch seien, beunruhige ihn nicht. „Das heißt ja, dass schon 40 Prozent an Bord sind. Als wir angefangen haben, waren es noch bei weitem nicht so viele.“ Das ermutige ihn.
Und es sei eine Ermutigung, dass durch die gesellschaftliche Entwicklung „die Erwartungshaltung der Menschen so groß geworden“ sei: „Wir haben es mit so vielen Menschen zu tun, die auf der Suche sind. Das ist eine große Chance!“ Und er habe aus der Studie gelernt, wie wichtig es sei, in spirituelle Ressourcen und in die Gesundheit zu investieren. „Das wollen wir noch viel stärker tun.“
Zum Abschluss rief der Kardinal den Seelsorgenden zu: „Gehen wir unseren Weg gemeinsam – gehen wir ihn offen und ehrlich miteinander. Der Herr ermutigt uns dazu.“
siehe auch: Wie motiviert sind unsere Seelsorger? + Die 12 Thesen
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