Gespräch von Bundespräsident Van der Bellen mit Vertreterinnen und Vertretern österreichischer Sozialorganisationen.
Gespräch von Bundespräsident Van der Bellen mit Vertreterinnen und Vertretern österreichischer Sozialorganisationen.
Bundespräsident Van der Bellen lud Vertreter von Caritas, Diakonie, Rotem Kreuz und Ärzte ohne Grenzen ein. Caritaspräsident Landau appelliert an politisch Verantwortliche: "Wahlkampfmodus wieder ausschalten".
Als große Ermutigung an die Hilfsorganisationen und vor allem die zehntausenden Freiwilligen, die sich im sozialen und humanitären Bereich im In- und Ausland engagieren, hat Caritaspräsident Michael Landau gegenüber "Kathpress" die jüngste Initiative von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gewürdigt. Der Bundespräsident hatte am Montagvormittag, 27. März 2017 kurzfristig Vertreter von Caritas, Rotem Kreuz, Diakonie und Ärzte ohne Grenzen zum Gedankenaustausch in die Hofburg eingeladen.
"Ich habe betont, dass die Arbeit der NGOs als Teil der Zivilgesellschaft nicht hoch genug einzuschätzen ist", so Van der Bellen im Anschluss an die Begegnung via Facebook. "Sie helfen dort, wo andere nicht mehr helfen können, sie lassen niemanden alleine: seien es Menschen, die in einer sozial schwierigen Lage sind, Menschen auf der Flucht, seien es Pflegebedürftige oder Menschen, die nach Unfällen in Lebensgefahr sind."
Im Sinne des Zusammenhalts der Gesellschaft "verdient die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen unsere Anerkennung und Wertschätzung", so Van der Bellen und weiter wörtlich: "Wir brauchen Menschen, die sich für andere einsetzen. Dieses Engagement gehört ermutigt. Ich habe den Vertretern der Hilfsorganisationen daher heute für ihre unermüdliche und engagierte Arbeit herzlich Danke gesagt."
Wie Caritaspräsident Landau gegenüber "Kathpress" sagte, habe bei dem Gespräch im Hinblick auf die Flüchtlinge Konsens darüber bestanden, "dass die Menschen nicht kommen, weil man sie einlädt, sondern weil sie um ihr Leben fürchten und in Not sind". Solange die Hilfe in den Herkunftsländern nicht funktioniert und/oder der Waffenhandel zurückgeht, würden sich die Menschen auf den Weg machen.
Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Helfer für Not verantwortlich sind. Das wäre ein "hochproblematisches Signal", so Landau in Richtung der politisch Verantwortlichen. Er warnte in diesem Sinne auch eindringlich vor eine "Entsolidarisierung der Gesellschaft" und vor einer weiteren Verrohung der Sprache. Beiden Tendenzen gelte es entgegenzuwirken.
Landau appellierte an alle politisch Verantwortlichen im Land, "den Wahlkampfmodus wieder abzuschalten". Die Hilfsorganisationen dürften nicht zum "parteipolitischen Spielball" werden. Die Politik sollte weniger Energie darauf verwenden, den Gegner oder auch Partner auszubremsen, und sich mehr den zentralen Herausforderungen stellen; die da beispielsweise wären: "Arbeit, von der man leben kann, leistbarer Wohnraum, Zugang zur Bildung für alle oder eine ausreichende Pflege- und Gesundheitsversorgung."
Lob kam vom Caritaspräsidenten auch für Van der Bellens Wunsch, sich künftig regelmäßig mit den Hilfsorganisationen auszutauschen. Der Bundespräsident wolle damit ein Zeichen setzen, dass eine lebendige Zivilgesellschaft zum eine nicht selbstverständlich, zum anderen aber für die Zukunft Österreichs und Europas unerlässlich sei.
Lob für die Initiative von Bundespräsident Van der Bellen kam auch von Diakoniedirektor Michael Chalupka. Nach so manchen politischen Aussagen in den vergangenen Tagen sei dies nun ein schönes und ermutigendes Zeichen des Staatsoberhauptes gewesen, so Chalupka gegenüber "Kathpress". Die Mitarbeiter der NGOs und die freiwilligen Helfer bräuchten ein solches Zeichen der Ermutigung.
Die Hilfsorganisationen informierten Van der Bellen u.a. auch über die dramatische Lage in Ostafrika, wo eine enorme Hungerkatastrophe drohe. In diesem Sinne appellierten die NGO-Vertreter einmal mehr an die politisch Verantwortlichen, endlich 0,7 Prozent des Bruttonationalprodukts für Entwicklungshilfe aufzuwenden. Hinsichtlich der Flüchtlingsthematik betonte Chalupka: "Wir brauchen endlich legale Möglichkeiten für die Menschen, um nach Europa zu gelangen." Wie auch Landau rief der Diakoniedirektor die Politik auf, sich zudem endlich brennenden Themen wie der Arbeitslosigkeit zuzuwenden.
Es brauche ein Miteinander von Staat und NGOs udn kein Gegeneinander, so Landau und Chalupka zusammenfassend. Die Arbeit der Hilfsorganisationen, und damit vor allem der unzähligen freiwilligen Helfer verdiene Wertschätzung.