Obwohl er praktisch blind ist, schafft es Marko Blumenreich mit viel Gottvertrauen, heute ein eigenständiges Leben zu führen.
Obwohl er praktisch blind ist, schafft es Marko Blumenreich mit viel Gottvertrauen, heute ein eigenständiges Leben zu führen.
Marco Blumenreich hat eine Sehkraft von 0,0015%, ist also praktisch blind. Trotzdem läuft er gerne Marathon, fährt Ski und ist ausgebildeter Heilmasseur und Psychotherapeut. Doch der Weg dorthin war äußerst schwierig.
Als Kind habe ich mich hässlich gefühlt“, erzählt Marco Blumenreich, „alles war in einem Tränenschleier gehüllt.“ Der heute 46-Jährige ist mit einem angeborenen Sehnervschwund in Mexiko zur Welt gekommen. Eine österreichische Familie adoptiert und holt ihn nach Oberösterreich.
Mit sieben Jahren merkt Marco Blumenreich erstmals, dass er anders ist als die anderen Kinder, und wird ausgegrenzt. „Gerade Menschen mit Behinderung spüren, wenn sie angestarrt werden. Auch blinde Menschen. Hier wünsche ich mir mehr Feingefühl“, sagt Marco Blumenreich.
Die Eltern Blumenreich verstehen sich als Akademikerfamilie. Marco Blumenreich darf somit keine Sonderschule besuchen, es folgt der Regelschulunterreicht. „Deine Blindheit ist keine Ausrede für irgendetwas“,
sagt Marco Blumenreich in Erinnerung an die elterlichen Worte. Seine Mutter hat immer wieder Gewalt angedroht und auch Taten folgen lassen. Eine unglaubliche Gewalterfahrung in der frühen Kindheit.
Eines Tages wacht Marco Blumenreich auf und hört eine Stimme in seinem Kopf: „Das ist das Beste, was ich für dich habe!“ „Nun ist es vorbei, meine Krankheit ist so weit vorangeschritten, dass ich jetzt schon Stimmen höre“, so der erste Gedanke des damals Zehnjährigen. Doch nach einigen Tagen der Verwirrung beschließt Marco Blumenreich, diesem Satz zu vertrauen, dadurch auch sich selbst. Erst später begreift er, dass dieser Satz von Gott geschenkt sein könnte.
Weiters lernt er einen Priester in Linz kennen, Pater Teufl. „Dieser verbringt seine Freizeit mit milieugeschädigten Kindern. Ich war fasziniert von seiner Gottesbeziehung und wollte das auch“, so Marco Blumenreich.
Durch diese Glaubenserfahrungen und das Vertrauen bekommt er zunehmend Wahrnehmungen, die viele andere Blinde auch haben. Plötzlich kann Marco Wände hören, oder Gehsteigkanten und Autos, die um die Ecke biegen. „Davor hatte ich Angst vor der Umgebung. Diese habe ich ab dem Zeitpunkt mit Interesse ausgetauscht“, erinnert sich Marco schmunzelnd.
Marco Blumenreich bricht die Schule ab. Eine Katastrophe für die Akademikerfamilie. Zudem erkrankt Vater Blumenreich schwer. Die Mutter ist damit maßlos überfordert. Die Konsequenz: Marco Blumenreich wird aus seinem Zuhause rausgeworfen und steht mit 16 Jahren auf der Straße. „Ich bin dankbar für die Zeit mit meiner Familie. Sie sind mir innerlich ganz nahe, obwohl wir Jahrzehnte keinen Kontakt gehabt haben. Ich habe ihnen vergeben, nur so gelingt ein gesundes, kraftvolles Leben“, erklärt Marco.
Über die drei Jahre, die er auf der Straße verbringt, will er uns nichts erzählen. Aber darüber, wie er mit 19 nach Wien zieht, eine Abendschule besucht und die Matura nachholt. Es folgt eine Ausbildung zum Heilmasseur und ein Studium der Psychologie. Heute ist Marco Blumenreich Therapeut in einer freien Praxis. Vor einigen Jahren ist Vater Blumenreich verstorben und zur Mutter besteht nur minimaler Kontakt.
Marco Blumenreich hat durch sein Gottvertrauen seine Sinne geschärft und ist heute vollkommen unabhängig. Er läuft beispielsweise Marathon und fährt auch gerne Ski. Im ersten Moment merkt man nicht, dass Marco Blumenreich praktisch blind ist. „Ohne dem Auge des Glaubens würde mir vieles abgehen, ich hätte mich nicht so gut entwickelt. Es ist ein Geschenk“, sagt Marco Blumenreich dankbar.
Sein Patentrezept: Die Beziehungsarbeit mit Gott. „Ob das jetzt in der Partnerschaft ist oder beispielsweise das Mutter-Kind-Verhältnis, das Vertrauen muss immer erneuert werden. Ebenso ist es mit dem Gottvertrauen.“
Marco Blumenreich ist ein Mutmensch, jemand, der anderen Menschen Kraft schenkt, die es im Leben nicht so leicht haben. Und das nicht nur als Psychotherapeut, sondern auch als Mensch, der durch seinen Glauben wirkt: „Die Dankbarkeit muss immer am größten sein, größer als das geschehene Leid.
Wenn man sich für die Freude entscheidet, wird alles heller und freundlicher. Doch es braucht unsere bewusste Entscheidung dafür!“
Wie Marco Blumenreich sich selbst und andere Menschen wahrnimmt und mehr über sein Leben hören Sie am
Samstag, 9. April, von 19 - 20 Uhr.
Das DaCapo am Mittwoch, 12. April von 19 - 20 Uhr.
Die Sendereihe "Passionswege" als podcast
nachzuhören auf www.radioklassik.at
Fastenzeit - die Vorbereitungszeit auf Ostern
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