Ohne Vision verkommt das Volk

Bereits die erste Ferienwoche nützten engagierte Frauen und Männer, Laien und Priester aus allen Vikariaten für eine arbeitsintensive Summerschool in St. Pölten. Sie nahmen nicht als Einzelpersonen, sondern als Teams aus sieben Entwicklungsräumen daran teil. Begleitet wurden sie von einem Team von den Philippinen, das für ihre Vision einer Kirche der Beteiligung warb.

Dabei wurde deutlich, wie verschieden Pfarren auch bei uns ticken: Macht alles der Pfarrer? Bedeutet Mitarbeit, nur dem Pfarrer zu helfen? Oder leben alle ihre Verantwortung als Kirche?

Ein „bisschen fliegen gelernt“

Eleonore Witt-Dörring, Pfarrengemeinschaft Raum Schwechat: Kirche verliert bei uns immer mehr an Bedeutung, zur Messe am Sonntag kommt kaum noch jemand. Aber es kann anders werden! Unsere Kirche kann neu werden!

Das liebevolle und fröhliche Team von den Philippinen öffnet unsere Herzen und macht uns Mut zu träumen. Ein Traum, der getragen ist vom Hören auf das Wort Gottes. Ein Traum, der sich entwickelt aus Gesprächen mit den Menschen. Ein Traum, der ein gemeinsamer Traum wird von vielen, die sich auf den Weg machen, um ihre „gemeinsamen geteilten Visionen“ zu verwirklichen.

Wir, das sind Teams aus den verschiedensten Regionen der Erzdiözese Wien. Denn, wenn wir gemeinsam lernen, beten und hören, dann können wir auch gemeinsam träumen und arbeiten.

In diesen vier Tagen haben wir persönlich, als Team und mit den Blick auf unsere Pfarren und die universelle Kirche erfahren dürfen, wie wir lernen können, zu träumen von einem „neuen Namen“ für uns und für unsere Pfarren. Ein Name, der etwas aussagt über unsere Identität, der etwas darüber aussagt, wie wir sind – als Person, als Pfarre und als Kirche.

Wir konnten persönlich, als Team und als Gemeinschaft durch verschiedenste Methoden ins Gespräch kommen über uns, das Leben der Menschen in unseren Gemeinden, über unsere Kirche und über unsere Träume von Kirche.

Was mich besonders berührt hat, ist, dass Gebet, Arbeit, Begegnung und Feiern untrennbar miteinander verbunden sind. Wir beginnen nicht mit einem Gebet, um dann gut zu arbeiten und anschließend zu feiern. Es ist anders: Arbeit, Gespräch, Teamwork, Austausch, Feiern – alles ist Gebet und getragen vom gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes!

Father Mark sagte uns „Vision verleiht Füße, Leidenschaft verleiht Flügel“ – vielleicht haben wir in diesen Tagen ein bisschen „fliegen“ gelernt.

„Leider kein Zaubermittel“

Pfarrer Werner Pirkner, Pfarrengemeinschaft Raum Schwechat: Wie schon vor eineinhalb Jahren bei der diözesanen Lernreise auf die Philippinen habe ich neuerlich bei der viertägigen Summerschool eine besondere Kirchenerfahrung gemacht: Wir starten mit Gottes Wort, es wird konkret im Bibel teilen.

Jeden Tag aufs Neue, jeweils mittels einer anderen Methode, werden wir beschenkt und berührt. Gottes persönliches Wort für mich. Und das bleibt nicht ohne Folgen.

Ich habe den Eindruck, Gott kennt mich und nimmt mich ernst. Sein Wort, ein konkreter kurzer Satz oder Vers, bestärkt mich, ermutigt, tröstet, mahnt, ruft, sendet mich. „Ja, ich will wieder neu mitwirken beim Aufbau einer neu-wachsenden Kirche!“ Gerade auch hier bei uns, wo die Kirche doch (angeblich) nur mehr schrumpft und kleiner wird.

Es gibt leider kein Zaubermittel, das rasch und garantiert funktioniert. Und doch, wir lernen verschiedenste, realistische und praktische, gut brauchbare Methoden, die sich alle um einen Grundansatz drehen: Partizipation. Beteiligung, Teilhabe. Miteinander, weil gemeinsam priesterliches Volk durch die Taufe.

Kirche lebt und wächst dort, wo Menschen spüren: Ich werde ernst genommen, da interessiert sich wer für mich und meine Lebenssituation.

• Also zuerst hingehen, fragen und hören.
• Zuerst mit den Menschen sein, dann erst das alljährliche Kirchenprogramm.
• Zuerst Begegnung mit Gott (in Wort und Eucharistie), dann Pfarralltag.
• Zuerst selbst betend und suchend hören, dann erst behutsam Antwort geben.

Ich bin sehr dankbar – und motiviert!