In Wien-Leopoldstadt soll eine neue rumänisch-orthodoxe Kirche gebaut werden.
In Wien-Leopoldstadt soll eine neue rumänisch-orthodoxe Kirche gebaut werden.
Bis zu 50.000 rumänisch-orthodoxe Christen in Österreich.
Der rumänisch-orthodoxe Metropolit Serafim (Joanta) hat am Sonntag, 17. September 2017 in Wien-Leopoldstadt die Grundsteinlegung für eine neue rumänisch-orthodoxe Kirche vorgenommen. Geplant ist eine 400 Quadratmeter große Kirche mit freistehendem Glockenturm, wie er in der rumänischen Bukovina üblich ist, verbunden mit zwei Gebäuden, in denen u.a. das Pfarrbüro, die Pfarrerwohnung und ein Kindergarten (in Trägerschaft der katholischen St. Nikolaus-Stiftung) Platz finden werden. Metropolit Serafim bezeichnete den Bau als "historisches Ereignis, auch für die anderen Christen in Wien". Das neue Gotteshaus werde "ein Zeugnis des gemeinsamen Glaubens an Christus" sein und als "spirituelle Lunge" für ein Stadterneuerungsgebiet fungieren.
Der seit 1994 für Zentral- und Nordeuropa zuständige rumänisch-orthodoxe Erzbischof hob am Rande der Feierlichkeiten gegenüber "Kathpress" die starke katholische Tradition Österreichs hervor, die auch positive Auswirkungen auf die übrigen christlichen Kirchen im Land habe. So seien auch die rumänischen Gläubigen in Österreich sehr stark mit ihrer Kirche verbunden - stärker, als dies beispielsweise in Deutschland der Fall sei, so der aus Nürnberg angereiste Metropolit.
Der Grundsteinlegung voran ging am Sonntag auf dem Bauplatz des künftigen Gotteshauses eine Göttliche Liturgie, der Metropolit Serafim vorstand. Der Bezirk Leopoldstadt hatte 2014 an alle Religionsgemeinschaften appelliert, im Sinne aktueller stadtplanerischer Überlegungen im Neubaugebiet des einstigen Frachtenbahnhofs des Nordbahnhofs ein spirituelles Zentrum zu errichten. Die rumänisch-orthodoxe Kirche war die einzige Religionsgemeinschaft, die bisher dieser Einladung folgte. Seelsorger der neuen Gemeinde und Projektleiter des Gesamtvorhabens ist der rumänisch-orthodoxe Priester Emanuel-Stefan Nutu.
Die Erwartungen der Leopoldstadt an das neue religiöse Zentrum seien hoch, so der Vizevorsitzende der Bezirksvertretung Bernhard Seitz: "Wir hoffen, dass diese rumänisch-orthodoxe Gemeinde Teil unserer Identität wird. Die Leopoldstadt steht heute für gute Nachbarschaft, Toleranz und Respekt".
Bereits am Samstag war das Projekt im Wiener Otto-Mauer-Zentrum präsentiert worden. Nach Angaben des Architekten-Ehepaares Georg und Mihaela Baldass, das bereits die rumänisch-orthodoxe Kirche an der Simmeringer Hauptstraße entworfen hatte, wird sich das neue Gotteshaus an der Bruno-Marek-Allee an den "klaren Formen" der Moldau-Klöster orientieren.
Georg und Mihaela Baldass unterstrichen bei der Präsentation die Prinzipien ihres Entwurfs für die neue Kirche: archaische Form, Einfachheit, Treue zur rumänischen Identität, Bezug zu Wien. Bei der Verbindung von Kirchenschiff und freistehendem Glockenturm habe sich man sich vom "raffinierten achteckigen Übergang" als Symbol der Ewigkeit inspirieren lassen, wie ihn die Baumeister der Klöster in der Moldau und der Bucovina praktizierten: "Etwas Besseres gibt es nicht".
Auch in anderer Hinsicht wolle man sich von den - heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden - Moldau-Klöstern prägen lassen: Obwohl die Klöster erst im 15./16. Jahrhundert entstanden, wurden für den Freskenschmuck an Innen- und Außenwänden nur "Heilige der ungeteilten Christenheit" vor der Spaltung von 1054 ins Bild genommen. Die Fresken an den Außenwänden der neuen Kirche sollen zu einem Anziehungspunkt nicht nur für die Leopoldstadt, sondern für alle Besucher Wiens werden, hieß es bei der Projektpräsentation.
Das für die künftige Wiener Kirche vorbildhafte Freskenprogramm des Klosters Voronet in der Bukovina erläuterte die rumänische Nonne Gabriela Platon. Die Klosterkirche gilt - nicht zuletzt wegen der eindrucksvollen Darstellung des Jüngsten Gerichts - als "Sixtinische Kapelle des orthodoxen Orients". Kloster Voronet wurde unter der österreichischen Herrschaft in der josephinischen Epoche 1785 aufgelöst, nach dem Fall der kommunistischen Herrschaft 1991 als Frauenkloster wiederbegründet.
Metropolit Serafim erinnerte bei der Projektpräsentation daran, dass Wien für die orthodoxen Rumänen immer eine große Anziehungskraft gehabt hatte. Der Metropolit hob zudem die verdienstvolle Arbeit von Bischofsvikar Nicolae Dura seit 1992 hervor. Im Jahr 2008 habe Patriarch Daniel die von Dura initiierte eindrucksvolle Kirche an der Simmeringer Hauptstraße geweiht, mittlerweile sei auch die (von der Erzdiözese Wien geschenkte) Kirche St. Anton im 15. Bezirk dazugekommen.
Die starke Zunahme der rumänischen Gemeinde seit der Liberalisierung des Arbeitsmarktes der Europäischen Union habe nun den Bau einer weiteren rumänischen Kirche notwendig gemacht.
Auch der rumänische Botschafter in Wien, Bogdan Mazuru, betonte seinen Stolz über den Einsatz der rumänischen Priester in Österreich. Sie seien nicht nur Seelsorger mit einer spirituellen Aufgabe, sondern leisteten auch Wesentliches im kulturellen und sozialen Bereich. Den Bau des neuen rumänisch-orthodoxen Gotteshauses im Stadterneuerungsgebiet der Nordbahnhof-Gründe wertete der Botschafter als "ein Zeichen der Freundschaft zwischen Österreich und Rumänien".
Bischofsvikar Dura gab bei der Projektpräsentation im "Otto Mauer-Zentrum" einen Überblick über die Situation der rumänisch-orthodoxen Kirche in Österreich. Er bezifferte die Zahl der rumänisch-orthodoxen Gläubigen im Land mit bis zu 50.000. Es gebe zwölf "aktive und lebendige" rumänisch-orthodoxe Pfarrgemeinden. Allein in Wien standen im Vorjahr 248 Taufen nur elf Begräbnisse gegenüber. "Wir fühlen uns hier zu Hause", betonte der Bischofsvikar und erinnerte an die 300-jährige Präsenz der orthodoxen Rumänen in Wien. Das Verhältnis zu den anderen Kirchen und zur Gesellschaft insgesamt sei von "Dialog und Liebe" gekennzeichnet, betonte Dura.
Rumänisch-orthodoxe Kirche: