Grundsätzlich müssen in der Erzdiözese Wien die Firmkandidaten im Jahr der Firmung das 14. Lebensjahr vollenden.
Grundsätzlich müssen in der Erzdiözese Wien die Firmkandidaten im Jahr der Firmung das 14. Lebensjahr vollenden.
In Österreich, Deutschland und in der Schweiz wird gerade teilweise sehr kontrovers über das Sakrament der Firmung diskutiert. Sollen Schüler im Alter von 12 oder 14 Jahren gefirmt werden? Oder sollen wir in Zukunft nur mehr Erwachsene firmen? Erste Diözesen schlagen neue Wege ein.
Vor ein paar Tagen hat eine Nachricht richtig viel Aufmerksamkeit erzeugt und in Südtirol, Österreich, Schweiz und in Deutschland eine rege Diskussion um das Sakrament der Firmung ausgelöst: Ivo Muser, der Bischof der Südtiroler Diözese Bozen-Brixen hat angekündigt, dass es in den Jahren 2020 und 2021 - also zwei Jahre lang - keine Firmungen von Jugendlichen mehr geben wird.
Bischof Muser möchte bei der Firmung "keinen Automatismus von ganzen Schulklassen mehr", wie er sagt. Sondern die neue Regelung sieht vor, dass sich die Jugendlichen künftig inhaltlich stärker mit dem Sakrament beschäftigen und sich in den Pfarren mindestens ein Jahr lang auf die Firmung vorbereiten. Damit soll die Firmung wieder stärker eine aktive und bewusste Entscheidung von den Jugendlichen und somit eine "Bekräftigung des Glaubens" sein, wie der Südtiroler Generalvikar Eugen Runggaldier im Interview mit dem SONNTAG sagt.
"Bereits seit längerer Zeit gibt es in der Diözese Bozen-Brixen ein Unbehagen bezüglich der derzeitigen Firmpraxis. Daher hat sich auch die Diözesansynode in den Jahren 2013 bis 2015 eingehend mit dem Thema der Sakramentenpastoral allgemein und der Firmung im Speziellen beschäftigt. Es wird in Zukunft nicht mehr ausschlaggebend sein, welche Schulstufe jemand besucht, sondern ob sich jemand bewusst für die Firmvorbereitung meldet oder nicht. Die Vorbereitung selber wird mindestens ein Jahr dauern und wird inhaltlich und methodisch intensiviert. Dadurch erhöht sich von selbst das Firmalter, das derzeit bei durchschnittlich 12 Jahren liegt. Die Synode selber hatte den Beschluss gefasst, dass 18+ als Richtalter für die Firmung ideal wäre", konkretisiert Runggaldier.
Firmung für 12- oder 14-jährige Schüler dürfte somit in Südtirol bald der Vergangenheit angehören bzw. es könnten bald überhaupt nur noch Erwachsene gefirmt werden. Einen ähnlichen Weg schlägt seit längerem auch die Diözese Feldkirch ein. Auch sie beabsichtigt, das Firmalter von derzeit mindestens zwölf - auf 17 Jahre anzuheben. In 14 Vorarlberger Pfarren ist das entsprechende Konzept "Firmung 17+" bereits eingeführt worden, wie Pastoralamtsleiter Martin Fenkart betont. "Mit älteren Jugendlichen ist eine reifere Auseinandersetzung mit dem Glauben auf Augenhöhe und freie Meinungsbildung möglich, und wir können die jungen Menschen in einer wichtigen Lebensphase begleiten", erklärte der Pastoralamtsleiter. In spätestens zehn Jahren soll die Anhebung des Firmalters in allen Pfarren der Diözese Feldkirch umgesetzt sein.
Weniger Firmlinge durch die Verschiebung des Firmalters?
Die Frage, die sich in Bezug auf die Verschiebung des Firmalters in das Erwachsenenalter hinein – oder zumindest an das Erwachsenenalter heran – stellt, ist, ob sich die Zahl der Firmlinge dadurch verringert?
Tatsächlich zeigen erste Erfahrungswerte aus Vorarlberg, dass sich durch die Verschiebung "nur mehr" 55 Prozent der 17-Jährigen bewusst für eine Firmung entscheiden. Knapp 45 Prozent der Jugendlichen hingegen scheinen auf die Einladungen der Pfarren nicht zu reagieren. Vom Experten Johann Pock, Professor für Pastoraltheologie an der Universität Wien, kommt die Erklärung: "Die Festlegung des Firmalters bei etwa 14 Jahren hat nicht zuletzt den Grund darin, einen Jahrgang noch möglichst vollzählig erreichen zu können. Dies wird nach Beendigung der Schulpflicht schwieriger." Sein Vorgänger am Lehrstuhl für Pastoraltheologie, Paul M. Zulehner, sagt: "Die Kirche hat in unserem traditionell katholischen Land zwei Möglichkeiten: Sie hält den Anteil der nominellen Katholiken hoch und nimmt in Kauf, dass nicht wenige von diesen eine Art ‚Kulturchristen‘ bleiben. Oder sie wagt einen Schritt in Richtung mehr Entschiedenheit ihrer Mitglieder. Dann braucht es eine Begegnung mit den Heranwachsenden in einer Zeit, in der eine ansatzweise ernsthafte erwachsene Entscheidung möglich ist." Beide Pastoraltheologen erklären, dass es kein ideales Firmalter geben kann. Die Biographien der Jugendlichen sind viel zu verschieden. "Gerade die Jugendforschung zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen 'Jugendphasen' verlaufen können", sagt Johann Pock.
Wir wollen vom Generalvikar der Diözese Bozen-Brixen, Eugen Runggaldier, wissen, ob er sich bewusst ist, dass durch die Anhebung des Firmalters die Anzahl der Firmlinge sinken könnte. Seine klare Antwort: "Unsere Aufgabe ist es nicht Zählsorger, sondern Seelsorger zu sein. Daher sind Zahlen relativ". Weiters betont Runggaldier: "Es ist aber nicht unser Ziel ein Elitechristentum heranzubilden. Vielmehr setzen wird darauf, dass das Christsein eine bewusste Entscheidung miteinschließt, die nicht nur bei der Firmung, sondern auch im Alltag immer wieder getroffen wird und dazu beiträgt, sich immer mehr vom Evangelium prägen und verändern zu lassen."
Die Marschrichtung in Südtirol und Vorarlberg scheint also klar zu sein. Durch die Entscheidung der beiden Diözesen entflammt aber derzeit auch in anderen Diözesen eine Diskussion über den Ablauf der Firmung und vor allem über eine mögliche Anhebung des Firmalters. Wie steht unsere Erzdiözese dazu? Gibt es auch bei uns Überlegungen, eine Änderung herbeizuführen? Das fragen wir als Redaktion des SONNTAG die verantwortliche Pastoralamtsleiterin der Wiener Erzdiözese, Veronika Prüller-Jagenteufel.
Kommentar
Veronika Prüller-Jagenteufel
Leiterin des Pastoralamts der Erzdiözese Wien
"Eine Erhöhung des Firmalters wird in der Erzdiözese Wien derzeit von niemanden ernsthaft betrieben. Grundsätzlich müssen in unserer Diözese die Firmkandidaten im Jahr der Firmung das 14. Lebensjahr vollenden. Persönlich fände ich eine Diskussion über ein höheres Firmalter aber reizvoll, weil das Thema für einige kirchliche Grundsatzfragen steht. Wir sind derzeit aber eher damit beschäftigt, Firmungen in den Entwicklungsräumen bzw. von mehreren Pfarren gemeinsam zu etablieren und vor allem bei allen Beteiligten das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Firmung eine missionarische Chance darstellt: also Vorbereitung und Feier selber so gestaltet sein sollen, dass sie auch für kirchlich ungeübte Jugendliche wie Eltern wie Paten und Verwandte einladend sind.
Das Firmalter zu diskutieren macht dann Sinn, wenn wir darüber reden, wie das heute geht und wie wir das (er)leben: Christ werden und bleiben; aus der Freude am Glauben die Gesellschaft und das eigene Leben gestalten; als christliche Gemeinschaft die Frohe Botschaft allen Menschen bringen.… Und kann ich die Frage beantworten: Wann und warum hast du den tiefen Wunsch gespürt, dass dich der Heilige Geist erfüllen möge? Und wann hast du begonnen, Jesus wirklich zu glauben, dass er dich mit seinem Geist erfüllen möchte?"
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