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10.10.2017 · Kardinal · Glaubenswissen

Kardinal Schönborn: Intention des Weltkatechismus ist aufgegangen

Kein anderes Buch gibt einen verbindlicheren Überblick darüber, woran römisch-katholische Christen glauben: Der katholische Weltkatechismus wurde am 11. Oktober 1992 von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht. Das 800-Seiten-Werk, bei dessen Entstehung Kardinal Christoph Schönborn als Redaktionssekretär federführend beteiligt war, ist Grundlage für die Glaubensverkündigung der katholischen Kirche. Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und binnen zehn Jahren acht Millionen Mal verkauft.

Katholisches Glaubensbuch wird nur unter Deutschsprachigen zu wenig rezipiert.

Der vor 25 Jahren veröffentlichte Katechismus hat es geschafft, sich international zu dem Referenzwerk für das Lehramt und auch für die Katechese durchzusetzen: Das hat Kardinal Christoph Schönborn, der selbst als Redaktionssekretär wesentlich an der Entstehung des katholischen Glaubensbuches beigetragen hat, am Dienstag, 10. Oktober 2017 im Interview mit der Nachrichtenagentur "Kathpress" dargelegt. Einzig im deutschsprachigen Raum sei der Katechismus "noch nicht wirklich in der Tiefe angekommen", bedauerte der Wiener Erzbischof. Der Grund dafür "gehört für mich zu den Geheimnissen, die ich nicht erklären kann, die ich aber bedauere", erklärte er.

 

Vielfach sei der Katechismus "ein bisschen von oben herunter behandelt" worden, bemerkte der Wiener Erzbischof, "mit Ironisieren und diesem alten, wirklich überholten Vorurteil, Katechismus sei vorkonziliär". Hier sei gerade im Reformationsjahr auf Martin Luther zu verweisen: Dessen "großer, bahnbrechender Erfolg" und sein "genialer Griff" sei es gewesen, Glaubensinhalte in kurzen Aussagen in Form des kleinen Katechismus - und in größerer, ausführlicherer Form für die Glaubensvermittler - zu sammeln und zu publizieren, gab der Kardinal zu bedenken.

 

Eine Gesamtdarstellung des katholischen Glaubens und Lebens  sei in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre auch die Vorgabe von Kardinal Joseph Ratzinger - den Papst Johannes Paul II. zum Kommissionspräsidenten für die Erstellung des Katechismus bestimmt hatte - gewesen, berichtete Schönborn. Als Leitlinien gab Ratzinger die vier Grundthemen der Erwachsenen-Taufvorbereitung vor: "Was glauben wir (das Credo), wie feiern wir (die Sakramente), wie leben wir (die Gebote) und wie beten wir (das Vaterunser)", wie Schönborn erklärte. Der Katechismus solle so konzipiert sein, "dass der Leser, wenn er dieses Buch in die Hand nimmt, sagen kann: Hier erfahre ich, was die katholische Kirche lehrt - nicht, was dieser oder jener Theologe sagt, und sei er noch so berühmt und heilig."

 

Alle Bischöfe schrieben mit

Sieben Bischöfe erstellten nach diesen Vorgaben zunächst einen ersten Gesamtentwurf, der von 40 Katechese-Experten begutachtet wurde, beschrieb Schönborn die Anfänge der Erstellung. "Sehr bald wurde dann klar, dass es eine Instanz braucht, die das Ganze vereinheitlicht." Der heutige Wiener Erzbischof selbst - damals Theologieprofessor in Freiburg - wurde von Kardinal Ratzinger im Herbst 1987 zum Redaktionssekretär bestellt. Zunächst sei es darum gegangen, die Expertenrückmeldungen zu sichten und zu verarbeiten, Schlüsse zu ziehen und neue Vorschläge zu liefern. Ein so entstandener "zweiter Großentwurf" wurde in eine weltweite Konsultation an 3.000 Bischöfe versandt, mit der Bitte um Rückmeldungen.

 

Aus heutiger Perspektive sei der Vermerk, dass es sich beim Rohentwurf um ein vertrauliches Dokument handle, "naiv" gewesen, bekannte Kardinal Schönborn. "Natürlich gab es von früh an heftige Diskussionen." Gegner hätten dem Projekt vor allem vorgehalten, die Erstellung eines Glaubensbuches für die ganze Welt sei heute "unmöglich" angesichts der vielen Kulturen, Theologien und Geschichten. Kardinal Ratzinger habe diese Herausforderung jedoch sehr ernst genommen, stehe dahinter doch auch die Grundfrage, ob eine gemeinsame Formulierung des einen Glaubens überhaupt noch möglich sei.

 

25.000 Änderungswünsche von Bischöfen seien auf den Zweitentwurf aus aller Welt eingegangen - "oft wirkliche Bereicherungen, Hinweise auf Fehlendes oder auch bessere Formulierungen, manchmal aber auch zu detaillierte Wünsche, die in ein zwar großes, aber doch begrenztes Glaubensbuch nicht hineingehören", wie der Kardinal darlegte. Ein Team habe die Wünsche gesichtet und vor allem danach bewertet, ob es sich dabei um Kirchenlehre oder um theologische Meinung gehandelt habe.

 

Erstfassung auf Französisch

Zu der "wirklichen Endredaktion" sei es dann in der dritten Phase gekommen, bei der das gesamte Werk in eine sprachliche Einheit gebracht werden sollte. Erleichtert habe die Arbeit der Umstand, dass alle Mitglieder des Redaktionskomitees des Französischen - "einer modernen, der Kirche vertrauten Sprache" - mächtig waren, wie Kardinal Schönborn berichtete. Stellvertretend für das gesamte Komitee habe er sogar einen hohen französischen Orden für die hohe Qualität der französischen Sprache bekommen, so gut sei die Arbeit gelungen, erklärte der Wiener Erzbischof.

 

Im 14. Februar 1992 wurde der Gesamttext des Katechismus schließlich von der Kommission einstimmig gutgeheißen und Papst Johannes Paul II. übergeben, der ihn nach seiner eigenen Prüfung am 11. Oktober 1992 promulgierte.

 

"Entwicklung" in heiklen Fragen

Manche Punkte des Katechismus seien gleich ab der Publikation umstritten gewesen, führte Kardinal Schönborn am Beispiel der Positionierung zur Todesstrafe aus. Als Erklärung zum Fünften Gebot (Du sollst nicht töten) steht hier unter Nummer 2.267: "Unter der Voraussetzung, dass die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststeht, schließt die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus, wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen." Die daran anschließenden Ausführungen stellen klar, dass unblutige Mittel den blutigen immer vorzuziehen seien.

 

Papst Johannes Paul II. habe in der Frage der Todesstrafe eine entschiedenere Ablehnung gewünscht, dann aber "aus Respekt vor der überlieferten Lehre" die Formulierung der Kommission akzeptiert, berichtete Kardinal Schönborn. Gleichzeitig sei jedoch zu bedenken, dass in dieser Frage eine Entwicklung des Bewusstseins in Gang sei; auch Sklaverei und Folter seien über lange Zeit von der Kirche nicht entschieden abgelehnt worden. Die Frage weiter zu klären erscheine ihm wichtig, sagte der Erzbischof mit Blick auf einen "Trend zur Todesstrafe" in verschiedenen Regionen "bis hin auch zu der besorgniserregenden Tatsache, dass heute präsumptive Terroristen fast immer einfach erschossen werden".

 

"Einführung für Amoris laetitia"

Jedenfalls keinen Bruch mit dem Katechismus gebe es Kardinal Schönborn zufolge bei Papst Franziskus, insbesondere was dessen Haltung zu Ehe und Beziehungen betrifft. Das zuletzt in Diskussion gekommene Papstschreiben "Amoris laetitia" sei "ganz auf der Linie des Katechismus", zumal dieser in seinem dritten Teil bereits das Augenmerk stark auf die handelnde Person statt nur auf die Norm richtet. Die betreffenden Abschnitte sollten als "Einführung in 'Amoris laetitia'" gelesen werden, empfahl der Wiener Erzbischof.

 

Die Auseinandersetzung um "Amoris laetitia" verliefen dem Kardinal zufolge "sehr viel friedlicher, würden die Kritiker gründlicher die Fundamentalmoral im Katechismus studieren, die ganz an Thomas von Aquin orientiert sei: "Nämlich, dass sich jegliches sittliches Handeln in einer Geschichte abspielt, in der Geschichte eines konkreten Menschen, mit den Prägungen, Möglichkeiten, Voraussetzungen, Lebensumständen, den Begrenzungen und Chancen der eigenen Freiheit". Sowohl das Papstschreiben über Ehe als auch der Katechismus würden ein "genaues Hinschauen und Sichtbar- und Spürbarmachen" fordern.

erstellt von: red/kap
10.10.2017
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mit freundlicher Genehmigung der Russisch-Orthodoxe Kathedrale zum heiligen Nikolaus

Was kommt auf uns zu?

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag, den 16. November 2025 Lk 21,5 – 19

Wollen wir das?

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 7.11. 2025

Tiefe Wunden- große Hoffnung

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am 9.November 2025 

Halloween

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 31.10. 2025

Schönborns Mahnung zum Nationalfeiertag: Österreich braucht Orientierung

Im Wiener Stephansdom kritisierte Kardinal Christoph Schönborn die gesellschaftliche Verrohung. Er forderte mehr Empathie und stellte die Frage, ob die Nation den "Jammer" der Flüchtlinge höre.

Österreich und das Evangelium

Gedanken zum Evangelium am Sonntag, den 26. Oktober 2025

Kardinal Schönborn zum Protektor von „Pro Oriente“ ernannt

Die Stiftung würdigt das unermüdliche ökumenische Wirken des scheidenden Wiener Erzbischofs. Sein Nachfolger betonte die Bedeutung des persönlichen Dialogs.

Gedanken zum Gräbergang

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am 1.und 2. November 2025 Mt 5,1-12a

Erzbischof Josef

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 24.10. 2025

Kardinal Schönborn dankt Klasnic bewegt für richtungsweisendes Werk

In Wien dankte Kardinal Schönborn der scheidenden Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic für ihre „Großtat“. Missbrauchsexperte Zollner systemischen Wandel von der Kirche forderte.

Verdunstet bei uns der Glaube?

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium am 19.10.2025

Muss Armut sein?

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 17.10. 2025

Leib und Seele

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 10.10. 2025

Sonnengesang

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 3.10. 2025

Erbarmen und Dankbarkeit

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 12.10.2025

Das kleine Körnchen Glaube

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 5.10.2025

HyperFocal: 0

Lazarus vor deiner Tür

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 28.9.2025

Zettel mit den Worten 'Die Macht der Worte'

Die Macht der Worte

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 25. September 2025.

Kranker Mann mit vielen Medikamenten.

Wie sterben?

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 19. September 2025.

Kardinal Schönborn in Köln: Mut und Hoffnung in der Krise

Kardinal Schönborn feierte vergangenen Sonntag als päpstlicher Legat den Gottesdienst zum 350- Jahr-Jubiläum von St. Maria in der Kupfergasse in Köln.

Gott und das liebe Geld

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am 21.9.2025

Das Kreuz im Widerspruch

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 14.9.2025

Überfluss und Mangel

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 12.9. 2025.

Heilig

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 5.9. 2025

Jesus wird immer schwächer und kann das Kreuz kaum mehr tragen. Die Soldaten befehlen dem Bauern Simon von Cyrene, das Kreuz zu tragen., Mt 27,32 (vgl. auch Mk 15,21; Lk 23,26), Bad Schönau; Marienkirche

„Erfolgsrezept“ Christentum

Gedanken zum Evangelium Sonntagsevangelium vom 7.9.2025 Lk 14,25-33 von Kardinal Christoph Schönborn.

Predigt von Kardinal Schönborn heute Vormittag zur Seligsprechung von Bischof Eduard Profittlich

Die Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem alte Wunden wieder aufzubrechen drohen. Gerade in dieser Gegend der Welt ist diese Sorge besonders gegenwärtig... so Kardinal Christoph Schönborn heute Vormittag in Tallin, wo er der Seligsprechung des ersten Bischofs von Estland vorstand. 

Schule und Reli

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 29. August 2025

Religion und Gewalt

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 22. August 2025

Himmel oder Hölle

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 24. August 2025

Gerangel um Rang und Ehre

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 31. August 2025.

Aufgenommen für immer

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 15. August 2025

Maria Himmelfahrt

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 15. August 2025

Kardinal Schönborn - päpstlicher Sondergesandter für Kölner Gnadenkapelle

Anlass ist Jubiläum der Gnadenkapelle "Maria in der Kupfergasse" am 14. September.

Büste des Hl. Dominikus /San Domenico, Bologna

Dominikus

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 8. August 2025

Vom Wachen und Warten

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 10. August 2025

Kardinal Schönborn: Bedrohung durch Atomwaffen ist aktueller denn je

Kardinal in Grußbotschaft zum Wiener Hiroshima-Gedenken am 6. August: Argumentation, dass Frieden nur durch Abschreckung und gegenseitige Bedrohung gesichert werden kann, ist tragische und gefährliche Illusion.

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