Die "muslimische Urgemeinde im Wandel" als Hauptreferat beim diesjährigen "Dies Facultatis" der Katholischen Fakultät der Universität Wien.
Die "muslimische Urgemeinde im Wandel" als Hauptreferat beim diesjährigen "Dies Facultatis" der Katholischen Fakultät der Universität Wien.
Thema: "Zeichen deuten".
Gegen eine Form der Theologie, die sich von Problemen der Gegenwart nicht berühren lässt, hat sich der Wiener Weihbischof Franz Scharl ausgesprochen. Heutige Fragestellungen wie der Klimawandel, der Fortschritt in Technik, Medizin und Wissenschaft oder auch die "neue politische Ansage in Österreich" seien Fragestellungen, auf die Antworten gesucht werden müssten, sagte der Bischof am Montagabend, 16. Oktober 2017 in der Schottenkirche beim Auftaktgottesdienst zum "Dies facultatis" der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien.
Es gehe um das "Zeichen deuten", verwies Scharl auf den Slogan, mit dem die Fakultätsveranstaltung angekündigt war. "Eine Theologie, die nichts mit den Menschen zu tun hat, ist eine Gefahr". Gleichzeitig komme die Theologie jedoch nur dann ihrem Selbstanspruch nach, wenn sie "in Gott begründet" sei: "Wenn es nur noch um das Reden über Gott geht, ist Theologie kaum mehr von einer Ideologie oder von der wissenschaftlichen Rede anderer zu unterscheiden", so der Wiener Weihbischof.
Der Fakultätstag ging weiter mit einer Festveranstaltung und einem Empfang an der Universität Wien mit deren Vizerektorin Christa Schnabl und der Theologie-Dekanin Sigrid Müller sowie einem Festvortrag, bei dem die Berliner Arabistikerin Angelika Neuwirth über sprach. Die Islamgeschichte beginne mit der Frage, wer die ersten Hörer des Koran und wer seine Verkünder gewesen seien, erklärte die Expertin. Bis heute sei immer noch umstritten, ob sie zur hellenistisch-biblischen Tradition zu zählen seien.
Uni-Vizerektorin Christa Schnabl erinnerte an den Umzug der katholischen und der evangelischen Fakultät in die Wiener Schenkenstraße. Mit dem Einzug des Instituts für islamisch-theologische Studien in das Gebäude sei hier mittlerweile das "Haus der Religionen" entstanden. Das Bachelor-Studium für islamische Theologie sei im laufenden Semester mit 27 Studierenden gestartet. Die Theologin Sigrid Müller hob hervor, dass die neue interreligiöse Zusammenarbeit bislang sehr gut funktioniere. "Wir freuen uns auf ein spannendes Miteinander der Wissenschaften."
Religion werde heute "wieder mehr denn je zu den Brandstiftern gerechnet", gab der Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber im Rahmen des Fakultätstages zu bedenken. Dem gegenüber bemühe sich die Theologie um einen "Nachweis unserer Potenziale, hochenergetische religiöse Antriebskräfte in aufbauende, ja heilsame Prozesse kanalisieren zu können". Er sei zuversichtlich, "dass ein kritisch hinterfragtes und wissenschaftlich analysiertes religiöses Erbe auch unserer Zeit und Gesellschaft dienstbar sein kann".
Klieber verlieh am "Dies facultatis" als Studienprogrammleiter für das Doktorat drei Dissertationspreise an Nachwuchsforscher. 15 Personen - davon sechs Frauen - hätten im vergangenen Studienjahr einen der Doktoratsstudiengänge abgeschlossen, berichtete er. Insgesamt gibt es an der katholisch-theologischen Fakultät 179 Doktoratsstudierende, wobei etwa ein Drittel weiblich sind bzw. knapp die Hälfte aus Österreich und ein Viertel aus Nicht-EU-Staaten stammen.