„Martin Luther – 500 Jahre Reformation“: Maximilian Brückner spielt Luther voll jugendlicher Kraft, Joachim Król verkörpert Erzbischof Albrecht wunderbar vielschichtig als „Wolf im Schafspelz“.
„Martin Luther – 500 Jahre Reformation“: Maximilian Brückner spielt Luther voll jugendlicher Kraft, Joachim Król verkörpert Erzbischof Albrecht wunderbar vielschichtig als „Wolf im Schafspelz“.
500 Jahre sind seit dem „Thesenanschlag“ vergangen: Am 30. Oktober, widmet der ORF Martin Luther einen spannenden Historienfilm. Bischof Michael Bünker hat sich „Martin Luther – 500 Jahre Reformation. Zwischen Himmel und Hölle“ im Vorfeld mit dem SONNTAG angesehen.
Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, geht gerne ins Kino. Für den SONNTAG war er – trotz seines derzeit sehr dichten Terminprogramms im Zuge des Reformationsjubiläums – bereit, sich den Film „Martin Luther - 500 Jahre Reformation. Zwischen Himmel und Hölle“ (30. Oktober, 20.15 Uhr ORF 2, Regie: Uwe Janson) im Vorfeld anzusehen.
„Der Film ist sehr gut gemacht und spannend – auch für jemanden, der gar nichts von der Reformation weiß“, resümiert Michael Bünker zu Beginn der Film-Nachbesprechung.
Was demnach deutlich herauskommt, ist die beeindruckende Stärke Martin Luthers, „nicht zuletzt vor dem Kaiser auf dem Reichstag in Worms“. Luther wird vom bayerischen Schauspieler Maximilian Brückner als junger, vitaler und leidenschaftlicher Reformator präsentiert, der nicht gegen sein Gewissen handeln kann – auch wenn das den Tod bedeutet.
Der junge Augustiner-Mönch und bei seinen Studenten so beliebte Theologie-Professor wird als Zerrissener gezeigt. „Luther wollte sich nicht vor einen Karren spannen lassen, wurde aber von Anfang an von Friedrich dem Weisen für seine Zwecke benützt“, erläutert Michael Bünker. Kurfürst Friedrich von Sachsen (Rüdiger Vogler) war an der Beendigung des exzessiven Ablasshandels interessiert, da dieser das Abfließen des Geldes seiner Untertanen nach Rom bedeutete.
Der Film zeigt gut, dass die Reformation vor dem Hintergurnd der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Verstrickungen der Zeit gesehen werden muss.
„Die Stimmung, die Not der Menschen, ihre Angst vor dem Jenseits und die Geschäftemacherei mit dieser Angst, das wird sehr gut dargestellt“, sagt Michael Bünker. Immer wieder sind im Film Auftritte eines Ablasspredigers zu sehen, der den Menschen in einer Art Feuershow verdeutlicht, wie sehr sie die Hölle fürchten müssen und mit den Worten „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ der armen Bevölkerung das letzte Geld entlockt.
„Martin Luther – 500 Jahre Reformation. Zwischen Himmel und Hölle“ versteht es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. „Der Film ist keine historische Dokumentation.
Viele Details sind historisch nicht richtig“, gibt Michael Bünker zu bedenken. So fehlen wichtige Personen wie Johann von Staupitz, Luthers Beichtvater und Ordensvorgesetzter, sowie sein Freund Philipp Melanchthon.
Die im Film gezeigte Dreier-Freundschaft von Martin Luther, Thomas Müntzer (Jan Krauter) und Andreas Bodenstein (Johannes Klaußner) habe es nicht gegeben, sagt Bünker. Auch, dass Luther seiner späteren Ehefrau Katharina von Bora (Frida-Lovisa Hamann) die Beichte abnahm, als diese noch Nonne war, ist falsch.
„Sehr gut vermittelt wird die große Bedeutung der deutschen Bibelübersetzung durch Martin Luther. Seine Übersetzung der Bibel war nicht die erste, aber sicher die, die am meisten Aufnahme gefunden hat.“
Lucas Cranach (Christoph Maria Herbst) wird als Luthers Drucker präsentiert. Auch das ist historisch falsch.
Eindrücklich in Szene gesetzt wird aber immer wieder, dass die Reformation auch eine Medien-Revolution war.
Bischof Bünkers Fazit zum Film: „Wer etwas von der Stimmung mitbekommen will, von der Freiheit, die die Reformation gebracht hat und der Bibelübersetzung, dem ist der Film zu empfehlen.
Wer sich aber historisch korrekt informieren will, muss doch zu etwas anderem greifen.“
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