Meister der Gewandstudien: Elisabeth-Triptychon (Ausschnitt), um 1480, in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe
Meister der Gewandstudien: Elisabeth-Triptychon (Ausschnitt), um 1480, in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe
Die heilige Elisabeth motiviert bis heute zu selbstlosem Einsatz für Notleidende.
Ob vom Papst gewollt oder bloß glückliche Fügung: Der "Welttag der Armen", den Franziskus für die ganze Kirche 2017 erstmals ausgerufen hat und jährlich wiederholen will, findet just am Festtag der Heiligen Elisabeth von Thüringen (19. November) statt. Der "Elisabethsonntag" - in "normalen" Jahren der Sonntag nach dem 19. November - war für Katholiken im deutschsprachigen Raum schon bisher stärker als jeder andere mit Nächstenliebe und Blick auf die Armen verbunden. Zentrales Element ist dabei die Elisabethsammlung zugunsten der Caritas-Inlandshilfe für Menschen in Not.
"Der Elisabeth-Sonntag und der Welttag der Armen sind im Grunde Synonyme", erklärte Österreichs "Caritas-Bischof" Benno Elbs am Mittwoch, 15. November 2017 gegenüber Kathpress. Die im Alter von bloß 24 Jahren verstorbene Elisabeth von Thüringen - heute gemeinsam mit Bischof Oscar Romero Patronin der Caritas, jedoch auch der Witwen, Waisen, Bettler und Kranken - beschrieb der Bischof als "adelige Frau, die sich mit großer Sympathie und Aufmerksamkeit den Armen zugewandt hat". Sie stehe für einen "Menschen, der seinen Reichtum, seine Güter und seinen erworbenen Besitz in den Dienst von armen Menschen stellt". Der Elisabeth-Sonntag lade dazu ein, "diesem Vorbild nach eigenen Möglichkeiten nachzufolgen".
Elisabeth (1207-1231) war die Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und seiner Ehefrau Gertrud von Andechs-Meranien. Schon als Vierjährige kam sie an den Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen und wuchs dort mit dessen Sohn Ludwig auf, den sie 1221 heiratete und ihm drei Kinder bekam. Ihren Biografen nach war sie derartig freigebig, dass sie an einem einzigen Tag fünf ihrer Prachtmäntel verschenkte und sich ohne Angst vor Ansteckung oder Ekel um die Kranken und Gebrechlichen sorgte. Nachdem ihr Gatte 1227 während des Kreuzzugs starb, verließ sie mit vier Mägden den Hof und widmete sich künftig in großer Askese ganz den Ärmsten ihrer Zeit. Sie errichtete ein Franziskus-Spital, in der sie als Spitalsschwester tätig war, und starb 1235 in völliger Armut. Bereits vier Jahre später wurde sie heiliggesprochen und wird bis heute als Sinnbild tätiger Nächstenliebe verehrt.
Eine zentrale Bedeutung hat die Heilige, die in anderen Ländern als "Elisabeth von Ungarn" bekannt ist, auch im Deutschen Orden, der sie ebenfalls als Patronin erwählt hat. Hochmeister Bruno Platter bezeichnet Elisabeth als "äußerst moderne Heilige": Sie sei an die Ränder nicht nur der Gesellschaft, sondern auch des Denkens, der Konventionen und Einstellungen gegangen, so der Ordenschef gegenüber "Kathpress". Ihr "Herabsteigen" von der höchsten denkbaren Position zu den niedrigsten Diensten für Arme und Kranke - mit dem sich die Landgräfin die Verachtung ihrer Verwandten zuzog - zeige eindrucksvoll, wie weit barmherziges Wirken gehe.
Platter hob auch den konkreten und "auch schmutzigen" Dienst hervor, der bei der Landgräfin mit einer auf Christus zentrierten Frömmigkeit verbunden gewesen sei. "Wenn Papst Franziskus nun sagt, wir dürfen nicht Angst davor haben, schmutzig zu werden oder verbeulte Autos durch die holprigen Straßen zu bekommen, dann hat Elisabeth genau das getan", so der Hochmeister. Zeitlos und eine Herausforderung für die Kirche sei auch die Schürze, die sich die Heilige aus Thüringen für ihre Armendienste umgebunden habe. Diese sei das "eigentliche, klassische liturgische Kleid der Kirche".
Offiziell scheint die Heilige der Barmherzigkeit in den Vatikan-Erklärungen zum neuen Welttag nicht auf, vielmehr begründet Franziskus im Ankündigungsschreiben die Wahl des 33. Sonntags im kirchlichen Jahreskreis damit, dass der darauf folgende Sonntag bereits mit dem Christkönigsfest besetzt ist. Der Heiligen aus Thüringen ist er in seiner Biografie dennoch bereits mehrmals begegnet - u.a. bei seinem einstigen Studienaufenthalt in Deutschland, sowie zuletzt im September bei der Kolumbienreise: Die Heilige ist auch Diözesanpatronin von Bogota, dessen Kathedrale ihre Reliquien aufbewahrt.