P. Clemens Kriz OSST ist Pfarrer, Seelsorger von Maria Grün und Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien.
P. Clemens Kriz OSST ist Pfarrer, Seelsorger von Maria Grün und Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien.
Schätzungsweise 37 Millionen Menschen leben weltweit mit HIV.
HIV/Aids ist nach wie vor ein großes globales Problem der öffentlichen Gesundheit. Jüngste Statistiken zeigen, dass weltweit schätzungsweise 37 Millionen Menschen mit HIV leben, darunter 1,8 Millionen Kinder. Die Kirche hat sich bereits seit dem Ausbruch der Pandemie in den 1980er-Jahren intensiv den Betroffenen gewidmet. Kirchliche Aids-Projekte erreichen rund 25 Prozent aller HIV-Infizierten. Anlässlich des Welt-Aids-Tags am Freitag (1. Dezember) hat der Wiener Aids-Seelsorger, der Trinitarierpater Clemens Kriz, in den Kirchenzeitungen der Kooperationsredaktion (Ausgaben 3. Dezember) vom Beginn der österreichischen Aids-Seelsorge vor 25 Jahren berichtet.
Am Freitag veranstaltet die katholische Kirche in Wien zwei zentrale Ereignisse zum Thema: Zunächst um 18.30 Uhr den Gottesdienst zum Welt-Aids-Tag in der Trinitarierkirche auf dem Wiener Mexikoplatz, ehe um 22.30 Uhr im Stephansdom ein konzertantes Requiem im Gedenken an die Aids-Opfer stattfindet, in Form eines Wortgottesdienstes mit Predigt. Die Feier, die von Kardinal Christoph Schönborn geleitet wird, wird in ORF 2 und auf radio klassik Stephansdom live übertragen.
Pater Kriz sagte im Interview, er sei vor 25 Jahren zu einem Sterbenden gerufen worden, der Aids hatte. Aids-Seelsorge habe es in Österreich damals nicht gegeben und er habe erkannt, dass es "notwendig und wichtig wäre, hier ein Zeichen seitens der Kirche zu setzen".
Anfangs habe die Patienten in Wiener Spitälern betreut, darüber hinaus auch die Eltern, die Freunde und das soziale Umfeld. "Es gab Fälle, wo Eltern ihr Kind nicht mehr besuchten, weil sie sich genierten, aber auch ratlos waren. Da sind viele dankbar gewesen, dass es einen Pfarrer gibt in diesem Bereich." Damals seien monatlich etwa fünf Aidspatienten gestorben. Heute sei die Krankheit gut behandelbar und nicht mehr zwangsläufig ein Todesurteil. "Jetzt ist es so, wenn die Leute reden wollen, melden sie sich einfach bei der Aids-Seelsorge in Wien, oder sie kommen direkt vorbei."
Im Laufe der Jahre habe sich bestätigt, was ihm ein Münchner Pfarrer einmal sagte, nämlich dass Aids-Seelsorge eine Türöffnerfunktion habe. "Es kommen immer wieder Leute zu mir, die mit Aids nichts zu tun haben, aber sie sagen: Wenn Sie dafür Verständnis haben, dann komme ich mit meinem Anliegen auch", so Pater Kriz.
Der Welt-Aids-Tag wurde erstmals 1988 von der WHO ausgerufen und steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. 2017 lautet es "My Health, my Right" (Meine Gesundheit - meine Rechte); der Fokus liegt beim Kampf gegen Diskriminierung. Die Aids-Hilfswerke laden ein, mit dem Red Ribbon ein Zeichen gegen die Ausgrenzung und Stigmatisierung Betroffener und für ein Miteinander ohne Vorurteile zu setzen.
Dem Requiem im Stephansdom geht ein Fackelzug voran. Er beginnt um 20 Uhr am Christian-Broda-Platz vor dem Westbahnhof und führt über die Mariahilfer Straße durch die Wiener Innenstadt zum Stephansdom. Gemeinsam entzünden die Teilnehmer ein Licht für jene, die den Kampf gegen HIV/Aids verloren haben.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, der von Gery Keszlers Verein LIFE+ und der Erzdiözese Wien organisiert wird, durch das Mozart-Requiem liegt beim Wiener Kammerorchester und dem Philharmonia Chor Wien. Dirigentin ist Keri-Lynn Wilson. Bei dem Gottesdienst wird um Spenden zugunsten der Aids-Hilfe gebeten.
Durchschnittlich einer von vier Aids-Kranken weltweit wird von katholischen Einrichtungen betreut, gab der Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), Heinz Hödl, "Kathpress" gegenüber an. Da die Krankheit, ihre Geschichte und ihre Bedeutung in der jeweiligen Gesellschaft sehr komplex sei, ergäben sich für den kirchlichen Einsatz sehr unterschiedliche Tätigkeitsfelder, wobei die Basisarbeit von Hilfsorganisationen, Seelsorgern und Beratungsdiensten geleistet werde.
Ziel der kirchlichen Aids-Hilfe sei vor allem, "erkrankte Menschen aus ihrer Isolation und Lethargie herauszuholen, das Schweigen gegenüber der Krankheit zu brechen und AIDS-Kranke zu pflegen", wobei auch der Glaube eine sehr wichtige Rolle spielen könne, wie Hödl darlegte. Er sei richtungsweisend für den Respekt für das Leben, die Heiligkeit des Menschen und die Bedeutung der Gemeinschaft. HIV/Aids-betroffene Personen seien letztlich "nicht nur Opfer menschlichen Fehlverhaltens und ungerechter Strukturen, sondern haben eine menschliche Würde", betonte der Experte.