Zu Besuch im Andachtsraum des Rapid-Stadions bei „Rapid-Pfarrer“ Christoph Pelczar.
Zu Besuch im Andachtsraum des Rapid-Stadions bei „Rapid-Pfarrer“ Christoph Pelczar.
Er wollte selbst einmal Profi-Fußballer werden und bis heute ist dieser Sport eine seiner größten Leidenschaften. Mit dem SONNTAG sprach „Rapid-Pfarrer“ Christoph Pelczar über die „Lebensschule Fußball“, die „spirituelle Dimension“ dieses Sports und was im Andachtsraum des neugebaute Rapid-Stadions alles möglich ist.
Servus Herr Pfarrer“ ruft es von der einen Seite, „Hallo Christoph!“ von der anderen, als ich von Christoph Pelczar durch das Allianz Stadion, die neue Heimstätte des legendären Fußballvereins SK Rapid im 14. Wiener Gemeindebezirk geführt werde.
Den „Rapid Pfarrer“ kennen hier offensichtlich alle. Seit einem Jahr darf er sich offiziell „Seelsorger für den SK Rapid“ nennen. Eine Funktion, die ihm wie auf den Leib geschneidert ist. „Fußball ist eine meiner großen Leidenschaften“, erzählt mir der aus Polen stammende Pelczar.
Von 2007 bis 2011 war er bereits beim SK Rapid als Mentaltrainer beschäftigt, kümmerte sich mit Engagement und Herzblut um die Spieler und ihr seelisches Wohlbefinden. Als Pläne für ein neues Stadion des Wiener Traditionsklubs geschmiedet wurden, war wohl auch deshalb schnell klar, dass das „neue Zuhause“ auch einen Raum haben sollte, der der spirituellen Andacht, Ruhe und Besinnung gewidmet ist.
Vor etwa einem Jahr war es dann so weit: Der Wiener Traditionsklub eröffnete sein neues Stadion, das – und das ist bisher einzigartig in Österreich – auch einen interreligiösen Andachtsraum hat, gleich in der Team Area neben dem Fitnessraum und den Heimkabinen der Mannschaft. Christoph Pelczar wurde mit 1. Juni 2016 offiziell von Kardinal Schönborn zum Seelsorger für den SK Rapid eingesetzt.
Seither hat der „Rapid-Pfarrer“, der hauptberuflich eigentlich Pfarrer der Pfarre Weikendorf ist, einiges mehr zu tun. „Zu meinen Aufgaben gehört natürlich die spirituelle Betreuung der Spieler. Darüber hinaus aber auch die der Fans und Fußballfreunde, die sich hier bei Rapid wohl und dem Verein zugehörig fühlen. Dass ich das direkt im Stadion machen kann, ist etwas ganz Besonderes für mich“, sagt Christoph Pelczar.
Der Andachtsraum sei Begegnungszentrum und Kraftquelle in einem. Spieler der Mannschaft, aber auch Stadionmitarbeiter kommen immer wieder hierher, auch unmittelbar vor dem Spiel, um zur Ruhe zu kommen, um zu beten. Darüber hinaus habe es zahlreiche seelsorgliche Gespräche und Begegnungen mit aktiven und ehemaligen Spielern und Fans gegeben. Und auch Pfarrgruppen, Diözesanvertreter und zahlreiche Schulklassen, Kinder und Jugendliche haben gemeinsam mit dem Rapid-Seelsorger bereits das Stadion und die vielen Dimensionen des Fußballsports entdeckt.
„Was auf dem Fußballplatz, im Training und erst recht im Stadion passiert, bleibt ja nicht auf das Spiel oder das Stadion an sich beschränkt, das ist Leben pur“, sagt Christoph Pelczar: „Denken Sie nur: Jeder hat doch mal im Leben Grund zum jubeln, oder strahlt, weil ihm ein Plan aufgeht oder er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort steht. Genauso fühlt sich wohl auch jeder einmal im Abseits, muss schwere Niederlagen einstecken, kommt nicht zum Zug oder drängt jemand aus der Schusslinie.“
Als leidenschaftlicher Spieler und auch als leidenschaftlicher Fan lerne man außerdem den Umgang mit Sieg und Niederlage, Demut, das Verfolgen eigener Ziele, das Entwickeln eines positiven Kampfgeistes und Kritikfähigkeit. „Auch wie man mit anderen umgeht, auch wenn sie einem nicht so sympathisch sind, kann man im Fußball lernen – wie übrigens auch, dass es ein Mindestmaß an Respekt und Wertschätzung geben muss, damit ein friedliches Miteinander funktionieren kann“, sagt Christoph Pelczar.
Und der Priester geht sogar noch eine Stufe weiter: „Fußball hat auch eine spirituelle Dimension. Ich bin davon überzeugt, dass Jesus, würde er heute leben, auch über Fußball sprechen würde. Für alle seine Botschaften nahm er Bilder aus dem Leben der Menschen. Er griff das auf, was die Menschen bewegt hat. An Fußball käme er heute sicher nicht vorbei.“
Auch deshalb versucht der fußballbegeisterte Priester mit dem SK Rapid neue Wege in der Seelsorge zu gehen. „Unser Andachtsraum ist ein Ort, an dem man sich gerne aufhält“, sagt Christoph Pelczar: „20 Taufen und einige Hochzeiten wurden hier im ersten Jahr schon gefeiert. Auch über vier Wiederaufnahmen in die katholische Kirche konnten wir uns hier schon freuen.“
Zahlreiche weitere spirituelle Initiativen sind im Entstehen oder werden bereits im Allianz-Stadion angeboten. Darunter die „Gottesdienste für den Frieden“, „die eben an jenem Schauplatz gefeiert werden, an dem regelmäßig an Samstagen oder Sonntagen 21.000 Fans zusammenkommen und an dem es gerade dann auch um Frieden und die Freude mit- und aneinander geht“, sagt Christoph Pelczar.
Ein ganz besonderes Projekt ist auch der „Tag der Inspiration“ für Schulklassen. Das Halbtages-Programm für Jugendliche der 5. bis 8. Schulstufe hat eine Stadionführung, einen Besuch der „Rekordmeister-Bar“ sowie persönlichkeits- und gruppenbildende Spiele im Andachtsraum zu den Themen Friedenserziehung, Fairplay, gewaltfreie Kommunikation, engagierter Lebensstil und soziale Kompetenz zum Inhalt. „Zentrale Botschaft dabei immer: Verfolge Ziele, gib nicht auf und glaub an Gott und an die Fähigkeiten und Talente, die er dir gegeben hat“, sagt Christoph Pelczar. Im Entstehen ist außerdem ein Rapid-Gebetsbuch und das Projekt „77 Chancen“, ähnlich dem „Tag der Inspiration“, mit dem speziell Volksschulklassen angesprochen werden sollen. „Ich freue mich, dass wir als Kirche mit diesem Andachtsraum in diesem Stadion eine Möglichkeit haben, bei den Menschen zu sein und zu zeigen, was Glaube alles kann.“
Pfarren, die einen Friedensgottesdienst im Allianz-Stadion feiern wollen oder Schulklassen, die einen „Tag der Inspiration“ erleben wollen, sind herzlich eingeladen, Christoph Pelczar unter der Nummer 0676/ 6773595 zu kontaktieren.
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at