Die österreichischen „Adler“ freuen sich über die „geistige Stärkung“ vom Olympiaseelsorger. Am Foto (von l.n.r.): Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer, P. Johannes Paul, Michael Hayböck.
Die österreichischen „Adler“ freuen sich über die „geistige Stärkung“ vom Olympiaseelsorger. Am Foto (von l.n.r.): Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer, P. Johannes Paul, Michael Hayböck.
P. Johannes Paul Chavanne aus Heiligenkreuz ist tennisspielender Mönch. Der Seelsorger der österreichischen Olympiasportler im südkoreanischen Pyeongchang weiß, warum Glaube im Sport für den Erfolg wichtig ist.
Ich habe heuer mehr als 100 kleine Kreuzerl mit“, schildert P. Johannes Paul Chavanne. Er schenkt diese den Sportlern und Sportlerinnen des österreichischen Teams, sie sollen ihnen ein geistiges Zeichen sein, in Begleitung bei ihren Olympiaauftritten. Denn bei seinen bisherigen geistlichen Sporteinsätzen bei Olympia sind es immer zu wenige gewesen, die er im Gepäck hatte.
Zum dritten Mal reist der 34-jährige Zisterzienser zu Olympischen Spielen. Sotschi, Rio de Janeiro und nun ins südkoreanische Pyeongchang. Von 9. bis 25. Februar geht es für die mehr als 100 Athletinnen und Athleten aus Österreich dabei um Gold, Silber und Bronze.
Pater Johannes Paul wird vor Ort besonders mit den alpinen Skirennläufern und den Skispringern mitfiebern, denn als Priester kennt er das Metier zwischen „Himmel und Erde“. „Es wird geschätzt, dass ein Seelsorger für die Sportler da ist“, schildert der dynamische Ordensmann, der in Südkorea zur Heiligen Messe, zur Aussprache und zu zwanglosen Gesprächen über Gott und die Welt einlädt.
Nicht nur die Sportler, sondern auch der große Betreuerstab nimmt das geistliche Angebot gerne wahr, wie P. Johannes Paul aus bisherigen Erfahrungen weiß: „Manche erzählen mir, das sie Ministranten, oder Minstrantinnen waren, die Tante im Pfarrgemeinderat tätig ist, oder jemand aus der Verwandtschaft in einer Pfarre mithilft“.
Der „Olympiapater“ schildert, dass es in den „lockeren small-talk-Gesprächen“ durchaus zu tiefen Gesprächen kommt: „Es geht darum, in einer unaufdringlichen, aber doch klaren Art und Weise, ein Zeugnis für Jesus zu geben.“ Dabei muss auch oft er ein persönliches Zeugnis ablegen, warum er Mönch geworden ist und wie die Kraft des Glaubens ihn stärkt. Pater Johannes Paul wiederum gibt das an die Sportler zurück: „Im Faith-Center biete ich den Gottesdienst an, ich besuche aber auch die Trainings, die Wettkämpfe und das Österreichhaus.“
Die Zeit der Sportler ist getaktet, neben der Vorbereitung auf die jeweiligen Wettkämpfe gilt es auch zahlreiche Medientermine wahrzunehmen. Da ist ein Gespräch mit dem „Olympiakaplan“ oft eine gute Abwechslung. Allerdings sieht P. Chavanne seine Tätigkeit nicht darin, „die Leistungsfähigkeit der Sportler zu erhöhen“, da sagt er, „gibt es Sportpsychologen, die das professionell gut machen“.
Gold, Silber oder Bronze sind das erklärte Ziel der Olympioniken. Einer der großen Favoriten aus Österreich ist Ski-Superstar Marcel Hirscher. Pater Johannes Paul hat eine einfache einleuchtende Erklärung zu seinem Erfolgsrun: „Wenn’s lauft, dann lauft’s und bei ihm lauft’s jetzt gut!“
Klar ist, dass besonders vierte Plätze, die sogenannte „Blecherne“, zu keiner Freude bei Olympia verleiten. In solchen Situationen kann der Olympiaseelsorger unterstützen, „oft reicht es, den Sportler zu fragen, wie geht es dir? Dann kann er es einem sagen, oder auch nicht, da gibt es eine Linie.“
Der Großteil der Athleten gehöre nicht zu den Medaillenfavoriten, weiß der Seelsorger, „aber es sind Sportler, die genauso ihr Leben einsetzen, da kann man ruhig auch ein religiöses Wort verwenden: ‚opfern’“.
In Pyeongchang wohnt der österreichische Olympiapfarrer nicht im olympischen Dorf, sondern in einer katholischen Pfarre in der Nähe. Das Quartier musste er sich selbst organisieren, optisch ist er aber klar als Teil der Mannschaft in derselben Olympiakleidung erkennbar. Mit der gespannten politischen Situation zwischen dem Nachbarland Nordkorea und dem Veranstalter Südkorea hat sich P. Johannes Paul „nicht übermäßig“ auseinandergesetzt, aber „es gibt hoffnungsvolle, erfreuliche Signale“, berichtet er. Vor allem das gemeinsame Dameneishockeyteam ist für ihn „ein Wunder“.
Ein Kapitel, welches traditionell bei Olympischen Spielen leider zum Thema wird, lautet Doping. Dazu verweist P. Chavanne auf unseren Glauben: „Es gibt ein Gebot unter den Zehn Geboten, das heißt: ‚Du sollst nicht lügen!‘ Das gilt!“ Sportliche Leistungen, sollten „ehrlich und fair erbracht werden, alles andere stehe auf wackeligen Beinen“, ermahnt Pater Johannes Paul.
Der sportliche Seelsorger wird nach den Olympischen Spielen ein weiteres Mal nach Südkorea reisen, denn ab 9. März folgen dann die Paralympics, die Olympischen Spiele für Menschen mit körperlicher Behinderung. „Es ist immer ein berührender Augenblick, bei diesen Siegerehrungen dabei zu sein, vor allem wenn man die Geschichten der Menschen kennt, die zur Behinderung geführt haben“, weiß Pater Chavanne, der diese „Spiele“ besonders genießt, da sie „familiärer und stressfreier ablaufen“.
An die Sportfans in Österreich appelliert der Olympiakaplan: „Betet für unser Team und meine Aufgabe, dass wir erfolgreich sind. Darüber freuen wir uns, aber vor allem dafür, dass alles gut geht, ein Segen auf der ganzen Sache liegt und dass die Sportler zu Gott finden!“
Pater Johannes Paul Chavanne und Abfahrer Hannes Reichelt sind Fixstarter bei Olympia.
(von Michael Ausserer)
Ist es angebracht, wenn zum Beispiel ein Skifahrer Gott um Beistand für ein gutes Resultat anruft, bevor er an den Start geht? „Ja“, sagt Pater Johannes Paul Chavanne. Er ist Olympiaseelsorger und begleitet unsere österreichischen Wintersportler zu den olympischen Winterspielen nach Südkorea.
„Beten kann man immer und überall. Beim Sport genauso, wie bei allem anderen im Leben“, sagt er. Allerdings weiß Johannes Paul aus eigener Erfahrung, dass die meisten Sportler gar nicht für Siege beten, sondern um Beistand und darum, mit Gott verbunden zu sein.
„Sportler sind ganz normale Menschen. Auch für sie sind solche sportlichen Ereignisse ganz einzigartige Momente und viele von ihnen sind deshalb in einer ganz besonderen Drucksituation“, erklärt Johannes Paul. Als Olympiaseelsorger kennt er viele Sportler bereits seit Jahren. In Südkorea will er für diese „Bekannten in erster Linie einfach nur da sein. Denn ich merke, dass das ernsthafte Interesse an Glaubensthemen bei sehr vielen von ihnen wach ist. Ich habe sogar das Gefühl, dass der Glaube bei den Sportlern zugenommen hat.“
Auch für Johannes Paul selbst ist der Einsatz bei den olympischen Spielen etwas ganz Besonderes. „Als Priester darf ich die Sportler hinter den Kulissen bei einem Ereignis begleiten, auf das die ganze Welt blickt. Dabei sieht man menschliche Geschichten, die man im Fernsehen nicht sieht.“
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