"Für viele, die durch die Taufe zur Kirche finden, ist es, wie nach Hause zu kommen", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Für viele, die durch die Taufe zur Kirche finden, ist es, wie nach Hause zu kommen", so Kardinal Christoph Schönborn.
Weiter großer Zustrom, auch wenn Vorjahres-Rekordzahl von 863 Taufen Erwachsener nicht mehr erreicht wird.
Der starke Zustrom an erwachsenen Taufbewerbern in Österreich hält an. Insgesamt 600 Menschen im Alter über 14 Jahre werden Schätzungen zufolge in den kommenden Monaten - allen voran in der Osternacht - in katholischen Pfarren die Initiationssakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung empfangen. Das geht aus einer "Kathpress"-Umfrage in den Diözesen des Landes hervor. Der Erhebung zufolge war das vergangene Jahr ein Rekordjahr: 863 Erwachsene - fast exakt doppelt so viel wie im Jahr davor (2016: 433; 2015: 323) und rund 230 Personen mehr als noch vor einem Jahr angenommen - wurden 2017 nach der mindestens einjährigen Vorbereitungszeit katholisch getauft. Für das laufende Jahr gehen die Diözesen somit von einem leichten Rückgang aus.
In der Erzdiözese Wien rechnet man nach 265 Erwachsenentaufen im Vorjahr mit rund 200 Katechumenen (Taufwerbern) für das Jahr 2018. Bei der ersten von zwei Zulassungsfeiern hieß Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag, 15. Februar 2018, in der Wiener Jesuitenkirche 121 Taufbewerber "herzlich willkommen in der Familie Jesu, der Gemeinschaft der Kirche".
Der Glaube sei ein Geschenk Gottes und ein Weg, auf den man geführt werde, sagte Schönborn, der auf die sehr unterschiedlichen Glaubensbiografien der Katechumenen verwies. Beim Christentum gehe es nicht um eine Theorie oder ein Buch, sondern eine Person. "Das wichtigste ist für uns die persönliche Beziehung zu Jesus Christus, der unser Licht ist", sagte der Kardinal. Diese Beziehung habe das Leben jedes Christen verändert.
Es sei wichtig, Jesus als das im Herzen erhaltene Licht auch zu pflegen und zu ernähren - "wie eine Öllampe, die nur dann weiter brennen kann, wenn sie immer wieder nachgefüllt wird", sagte der Wiener Erzbischof. Nötig sei dafür die Gemeinschaft der Getauften, die in der Kirche geschenkt werde. "Für viele, die durch die Taufe zur Kirche finden, ist es, wie nach Hause zu kommen." In die Kirche werde man wie in eine Familie aufgenommen und es sei "egal, woher ich komme. Ich bin hier nicht zuerst Afghane, Slowake oder Pole, sondern Bruder und Schwester in der Familie."
Wie unterschiedlich die Wege zum Christentum tatsächlich sind, machten die bei der Wiener Zulassungsfeier vorgetragenen Kurzbiografien einzelner Taufbewerber deutlich. Manche der künftigen Christen lernten ihren neuen Glauben etwa über Satellitenfernsehen oder über Videoclips kennen, durch heimlich zugesteckte oder auf der Flucht erhaltene Bibeln, bei der Erstkommunion ihres Kindes, durch christliche Nachbarn, Freunde oder Priester, durch katholische Schulen, Studentenverbindungen oder auch in Lebenskrisen. Ein Taufbewerber äußerte sich fasziniert darüber, "dass es in der katholischen Religion keinen Hass gegenüber anderen Menschen gibt", ein anderer, dass es hier auch Zweifel aufkommen dürften.
Auch in einigen anderen Diözesen gibt bzw. gab es zentrale Zulassungsfeiern mit den jeweiligen Ortsbischöfen, den für die Vorbereitung zuständigen Pfarrern und den Taufpaten.
Die genauere Aufschlüsselung der Erzdiözese Wien gibt Einblick in den Lebenshintergrund der am Donnerstag zur Taufe in der Osternacht zugelassenen 121 Katechumenen. Die wichtigsten Herkunftsländer der Täuflinge sind Iran, Afghanistan, erst dann kommt Österreich, gefolgt von Irak, Deutschland, Slowakei, Syrien, China und insgesamt elf anderen Ländern, informierte die Erzdiözese. Die meisten der bald Getauften sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, knapp zwei Drittel männlich, was die Erzdiözese damit begründet, dass unter den in den vergangenen Jahren als Asylwerber nach Österreich gekommenen Menschen vor allem Männer waren.
Vorbereitet werden die Wiener Katechumenen in insgesamt 61 Pfarrgemeinden, darunter mehr als die Hälfte (75 Personen) im Wiener Stadtgebiet, ein Viertel im Industrie- und der Rest im Weinviertel.
Mit rund 100 Erwachsenentaufen im Jahr 2018 - nur wenig mehr als halb so viele wie die 190 Taufen im Vorjahr - rechnet die Diözese Linz. Die meisten der Täuflinge stammen auch in Oberösterreich aus dem Iran und Afghanistan.
Einen deutlichen Rückgang nach dem Spitzenjahr erwartet man auch in der Diözese Graz-Seckau, wo nach 125 Erwachsenentaufen im Vorjahr nun an die 80 anstehen, allein 50 davon aus den fremdsprachigen Gemeinden und aus den Reihen der Asylwerber und Asylberechtigten.
In der Diözese Gurk-Klagenfurt schätzt der zuständige Dompfarrer Peter Allmaier die derzeitige Katechumenenzahl für 2018 auf 45. Im Vorjahr wurden 28 Erlaubnisse für Erwachsenentaufe offiziell ausgegeben, laut den noch nicht vollständig erhobenen Angaben aus den Pfarrmatriken dürfte jedoch die Zahl von 50 erreicht werden. Eine kleine Gruppe von Taufbewerbern wird am Sonntag im Klagenfurter Dom von Bischof Alois Schwarz offiziell für die Taufe in der Osternacht zugelassen.
In der Diözese Innsbruck, wo im Vorjahr bis Mitte Dezember 85 Erwachsenentaufen stattfanden, waren zu der in diesen Tagen stattfindenden Zulassungsfeier mit Bischof Hermann Glettler erneut 42 Katechumenen angemeldet. Beinahe alle von ihnen - 38 - sind Asylwerber oder Asylberechtigte, informierte die Diözese.
In der Diözese Eisenstadt sind derzeit 20 Katechumenen registriert, wobei man intern von einer höheren Zahl von Täuflingen ausgeht, da manche Pfarren die Taufen erst am Ende des Jahres melden. Die Vorjahres-Zahl von 35 Erwachsenentaufen könnte somit nach Einschätzung der Diözese wieder erreicht werden. Auch im Burgenland sind die meisten der Taufbewerber Flüchtlinge oder Asylwerber.
Die Diözese St. Pölten sprach von 14 in diesem Jahr sicher getauften Erwachsenen, wobei bereits als Flüchtlinge anerkannte Iraner, Afghanen und Iraker die größte Gruppe ausmachten. Wie es seitens der Diözese hieß, seien noch mehr Erwachsene in Taufvorbereitung, nicht alle seien aber zentral erfasst. Nach einer Vorjahres-Zahl von 35 belaufen Schätzungen auf rund 25 Erwachsenentaufen für das Jahr 2018.
In Österreichs westlichster Diözese Feldkirch rechnet man für das heurige Jahr mit 20 Erwachsenentaufen, nach 24 im Vorjahr. Die Initiationssakramente werden schließlich auch im Militärordinariat gespendet: Von den insgesamt 52 Taufen im Vorjahr entfielen 49 auf Kinder und 3 auf Personen ab 14 Jahren, teilte die Militärdiözese mit. Ein ähnlicher Wert sei auch für 2018 zu erwarten.
Trotz des beachtlichen Anstiegs bei den Erwachsenentaufen bleibt die Taufe im Säuglingsalter die in Österreich geläufige Form des Empfangs des Initiationssakraments. In ihrer letztverfügbaren offiziellen Statistik für das Jahr 2016 verzeichnet die katholische Kirche bundesweit 49.016 Taufen, von denen damals 433 auf die Gruppe "über 14 Jahren" fiel. Etwa in der Erzdiözese Wien alleine werden im laufenden Jahr erneut an die 9.000 Kinder getauft werden, in der Diözese Linz sogar über 10.000.
Zu unterscheiden ist die Taufe - auch die Erwachsenentaufe - zudem auch von anderen Arten des Eintritts in die katholische Kirche, dem Wiedereintritt und auch dem Übertritt aus anderen christlichen Kirchen. Wer bereits evangelisch oder orthodox getauft ist, muss sich dabei nicht noch einmal taufen lassen, wenn er katholisch werden möchte; es genügt vielmehr ein Akt in Rahmen eines Gottesdienstes oder auch in kleinerem Feierrahmen. Eine sorgfältige Vorbereitungszeit oder klärende Gespräche gehen jedoch auch diesen Schritten voraus. 335 Aufnahmen und 4.934 Wiederaufnahmen verzeichnete die Kirche im Jahr 2016.