"Aber warum soll überhaupt gespart werden? Ganz einfach: weil auch das Schuldenmachen unsozial und ungerecht ist und auf dem Rücken der Armen ausgetragen wird", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Aber warum soll überhaupt gespart werden? Ganz einfach: weil auch das Schuldenmachen unsozial und ungerecht ist und auf dem Rücken der Armen ausgetragen wird", so Kardinal Christoph Schönborn.
Große Aufregung über meine Äußerungen zu Sparpolitik und zu den Opfern, zu denen die Gesellschaft (nicht die Armen!) aufgerufen ist. Hier habe ich das Ganze etwas ausführlicher dargestellt – auch, warum Staatsschulden unsozial sind.
Auf dem Rücken der Ärmsten zu sparen, ist unsozial und ungerecht. Ich bin der Caritas dankbar – und unterstütze sie voll und ganz – dass sie sich dafür einsetzt, dass nicht bei den Ärmsten als erste gespart wird.
Es ist aber klar, dass gespart werden muss – und dass Sparen nicht ohne Opfer geht. Da braucht es meiner Ansicht nach zweierlei: Erstens die Solidarität der Reichen mit den Armen, der Starken mit den Schwachen. Wer mehr als genug zum Leben hat, hat auch größere Verantwortung und muss auch bereit sein, etwas an die abzugeben, denen es am Nötigsten fehlt.
Und zweitens braucht es einen breiten öffentlichen Diskurs über die Frage, wie die Lasten fair verteilt werden können. Ich bin zuversichtlich: Wenn wir zusammenstehen, wird am Ende ein sozial verträgliches und gerechtes Sparen möglich sein.
Ein solcher Diskurs braucht konstruktive Kritik, gute Vorschläge und ein Gesprächsklima, in dem ein Dialog möglich ist. Ein Eingraben in Fundamentalopposition würde der Sache nicht dienen. Darum braucht es auch hier eine Abrüstung der Worte, um einen guten Dialog führen zu können, an dessen Ende ein sozialer und gleichzeitig sparsamer Staat steht.
Aber warum soll überhaupt gespart werden?
Ganz einfach: weil auch das Schuldenmachen unsozial und ungerecht ist und auf dem Rücken der Armen ausgetragen wird. Ich erinnere mich an das Jahr 1970, in dem die Regierung Klaus der Regierung Kreisky ein schuldenloses Österreich übergeben hat. Heute haben wir so hohe Schulden, dass der Staat jährlich 6,5 Milliarden Euro allein an Zinsen bezahlen muss: 6,5 Milliarden Euro, die unserem Sozialsystem schmerzlich fehlen.
Schulden schränken aber nicht nur die soziale Leistungsfähigkeit des Staates für lange Zeit ein, sondern sind auch eine unsoziale Umverteilung von unten nach oben: Von den Staatsschulden profitieren jene, die reich genug sind, dem Staat Geld borgen zu können und die dafür dann die Zinsen bekommen.
Und wer muss einmal die Schulden zurückzahlen? Unsere Kinder. Wir müssen uns daher auch die Frage stellen: Wollen wir wirklich immer weiter auf Kosten der nächsten Generation leben?
Ich begrüße daher den Mut der Bundesregierung, keine neuen Schulden mehr machen zu wollen. Genauso wie ich mich über alle freue, die sich in der Spardiskussion als konstruktiver Anwalt der Solidarität und der Gerechtigkeit engagieren und die besonders darauf achten, dass die schwächsten Glieder der Gesellschaft auch mehr Schutz bedürfen.
Kardinal Christoph Schönborn
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