In St. Stephan ist der hölzerne Beichtstuhl laut Dompfarrer Faber längst Geschichte: "Der Holzbeichtstuhl ist hinausgeflogen und vollständig durch ein Beicht- und Aussprachezimmer ersetzt worden."
In St. Stephan ist der hölzerne Beichtstuhl laut Dompfarrer Faber längst Geschichte: "Der Holzbeichtstuhl ist hinausgeflogen und vollständig durch ein Beicht- und Aussprachezimmer ersetzt worden."
Dompfarrer Faber: "Vor Ostern ist die Schlange wirklich lang".
Von einem "Beicht-Boom" in Stephansdom spricht Dompfarrer Toni Faber. "Vor zwei Jahren haben wir das Beichtangebot stark erhöht. Mittlerweile haben wir einen Pool von eigenen und 60 zusätzlichen Priestern, die Ihnen gerne zuhören, wenn Sie Sorgen auf der Seele haben", so Faber gegenüber dem ORF-Wien am Karfreitag, 30. März 2018. Von 7 bis 22 Uhr könnten Menschen in der Dompfarre beichten, ohne Anmeldung, sieben Tage die Woche. Die Beichte könne in 50 Sprachen abgenommen werden, so Faber.
In St. Stephan ist der hölzerne Beichtstuhl laut dem Dompfarrer längst Geschichte: "Der Holzbeichtstuhl ist hinausgeflogen und vollständig durch ein Beicht- und Aussprachezimmer ersetzt worden." An einem Tisch könne man sich dem Priester gegenübersitzen oder sich gleich daneben vor einer kleinen Beichtwand hinknien. Für Ostern würden zwei bis drei zusätzliche Beichtzimmer angeboten, um die Nachfrage zu stillen. Denn nicht nur Wiener, sondern auch Touristen wollten beichten.
Vor den Feiertagen sei in der Dompfarre St. Stephan der Andrang immer besonders groß. Faber: "Vor Ostern ist die Schlange wirklich lang. Wenn dann jemand nach Jahren oder Jahrzehnten alles auspacken will, wächst der Unmut derer, die noch beichten wollen. Die klopfen dann beizeiten ungeduldig an die Tür."
Es kämen "durch die Bank alle, die etwas auf dem Herzen haben". Seien es Probleme in der Beziehung, mit anderen Generationen, mit dem Fremden oder einfach mit sich selbst. Vor allem dann, "wenn es hart auf hart kommt", sei die Kirche noch immer gefragt.
Wenn die Beichtpriester merken, dass die Menschen über das Sakrament der Buße hinaus noch weitere Hilfe bräuchten, würden diese Personen auch weitervermittelt, so Faber: "Wir haben eine Liste von Therapeuten und Psychiatern in den Beichtzimmern aufliegen, die spirituell-affin sind. So können wir Menschen weiterweisen, wenn wir denken, dass eine zusätzliche Begleitung sinnvoll wäre. Die Weitervermittlung verläuft sehr vorsichtig und diskret." Auch Broschüren von Therapeuten würden in den Beichtzimmern aufliegen.
Über den Stellenwert der Beichte sprach der Dompfarrer auch mit dem Magazin "News" (Freitag). In der Priesterausbildung lege man Wert, die Grenzziehung zwischen Beichte und Therapie zu erkennen und einzuhalten. Im Gegensatz zu Therapeuten könne der Priester "im Namen Gottes die Sünden abnehmen", so Faber.
Nicht nur wegen der zahlreichen Beichtmöglichkeiten im Dom komme es vor, dass hier sehr viele Menschen wieder in die Kirche eintreten. So konnte der Dompfarrer nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 110 Personen bei ihrem Weg zurück in die Kirche begleiten. "Jeder Mensch ist unrettbar gottessüchtig, gottessehnsüchtig", so Faber über den tiefsten Grund eines Wiedereintritts.