Weihbischof Wolfgang Bischof (links), Pastoralreferentin Judith Seipel und Pater Ryszard Basta beim Pressegespräch in München.
Weihbischof Wolfgang Bischof (links), Pastoralreferentin Judith Seipel und Pater Ryszard Basta beim Pressegespräch in München.
Letztverantwortung durch den geweihten Priester gibt es dann nicht mehr.
Die deutsche Erzdiözese München und Freising will künftig auch Gemeinden ohne einen Pfarrer als Leitungsverantwortlichen haben. Ein entsprechendes Pilotprojekt mit einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen wurde in drei Pfarrverbänden in den drei Seelsorgeregionen gestartet, wie die Verantwortlichen am Montag, 7. Mai 2018 erklärten.
Eine Letztverantwortung durch den geweihten Priester gebe es dann nicht mehr. Derzeit würden Ehrenamtliche für die Leitung gesucht. Diese müssten dann sowohl eine bischöfliche als auch eine Beauftragung durch die Gemeinde haben, etwa durch die Wahl im Pfarrgemeinderat.
Das Projekt ist derzeit auf drei Jahre begrenzt, sagte Robert Lappy, Leiter der Hauptabteilung Strategie- und Organisationsentwicklung im Erzbischöflichen Ordinariat nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. Dabei solle es fortlaufend Lerneffekte geben. Der Priester vor Ort sei dann allein für die Seelsorge zuständig. Ziel sei es, das "Portfolio an Leitungsmöglichkeiten" in der Erzdiözese zu erweitern. Zudem stehe man im Austausch mit anderen Diözesen, die entsprechende Modelle erprobten. Doch das Münchner Projekt ohne leitenden Pfarrer sei das weitreichendste, so Lappy. Geplant sind auch Qualifikationsprogramme für die Ehrenamtlichen. Entlastung kommt durch hauptamtliche Verwaltungsleiter.
Die beiden Münchner Weihbischöfe Bernhard Haßlberger und Wolfgang Bischof räumten ein, dass es viel Gesprächsbedarf in den Gemeinden gebe, um die Menschen mitzunehmen. Gerade eine Leitung ohne einen herausgehobenen Pfarrer irritiere manchen. Gleichzeitig seien kirchenrechtliche Fragen zu klären. Ziel müsse es sein, den Blickwinkel auch zu weiten, betonte Bischof. "Die Menschen, die am Ort leben, sind weitaus mehr als die, die wir in unseren Kerngemeinden haben."
Auch eine Leitung nur durch Ehrenamtliche wollten die beiden Weihbischöfe nicht ausschließen. "In Zukunft wird man sich das vorstellen können", sagte Haßlberger und verwies auf die Basisgemeinden in Lateinamerika. Soweit sei man aber in Deutschland noch nicht. Bischof verwies auf die kirchenrechtliche Verantwortung eines Bischofs, die Seelsorge in der Pfarre sicherzustellen. Könne dies nicht mehr durch einen Priester geschehen, seien viele andere Möglichkeiten denkbar. Kirchenrechtlich sei es aber wichtig, dass jemand vor Ort die Seelsorge übernehme.