„Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern“, sagt der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia.
„Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern“, sagt der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia.
Erzbischof Paglia der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben in Reaktion auf das Ergebnis des Referendums.
Der Vatikan hat das Ergebnis des irischen Referendums zur Abtreibung bedauert. "Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern", sagte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, dem Onlineportal "Vatican News". Er bezog sich dabei auf Formulierungen mancher Befürworter der Abschaffung, die in Dublin das Ergebnis der Volksabstimmung feierten. "Alles, was in irgendeiner Weise dem Tod die Drecksarbeit leichter macht, stimmt uns nicht besonders froh!", so Paglia wörtlich.
Nun müsse man sehen, auf welche gesetzliche Regelung Irlands Politiker sich letztlich einigen. Die Regierung von Ministerpräsident Leo Varadkar kündigte an, bis Ende des Jahres ein neues Abtreibungsgesetz verabschieden zu wollen, wonach Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legal sind. Danach sollen Abtreibungen nur aus medizinischen Gründen erlaubt sein.
Erzbischof Paglia zeigte sich in dem Interview auch nachdenklich. Die Entwicklung in Irland müsse die Kirche "dazu bringen, das Leben nicht nur zu verteidigen, sondern auch zu fördern, zu begleiten". Es gelte Bedingungen zu schaffen, "in denen es nicht mehr zu so dramatischen Entscheidungen kommt".
Zwei Drittel stimmen für Streichung des achten Verfassungszusatzes, auf dem ein strenges Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen fußte
Laut dem offiziellen Endergebnis nach Auszählung aller 40 Wahlkreise stimmten 66,4 Prozent der Iren für eine Streichung des achten Verfassungszusatzes, der das Lebensrecht des ungeborenen Kindes mit dem der Mutter gleichstellt. 33,6 Prozent votierten gegen eine Verfassungsänderung und für eine Beibehaltung des Status quo. Die Wahlbeteiligung lag offiziellen Angaben zufolge bei 64,1 Prozent. Mehr als drei Millionen Iren hatten sich für die Abstimmung registrieren lassen.
Laut Wahltagsbefragungen sprachen sich bei dem Referendum am Freitag, 25. Mai 2018 vor allem junge Menschen für eine Änderung der Gesetzeslage aus. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen stimmten demnach weit über 80 Prozent für die Streichung des Verfassungszusatzes, eine Mehrheit der über 65-jährigen hingegen dagegen.
Die Regierung von Ministerpräsident Leo Varadkar kündigte an, bis Ende des Jahres ein neues Abtreibungsgesetz verabschieden zu wollen, wonach Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legal sind. Danach sollen Abtreibungen aus medizinischen Gründen bis zu einer Frist - diskutiert wurde die 24. Schwangerschaftswoche - erlaubt sein.
In einer ersten Reaktion twitterte Varadkar: "Es sieht so aus, als würden wir Geschichte schreiben." Varadkar hatte sich im Vorfeld des Referendums für eine Verfassungsänderung eingesetzt. "Was wir heute erleben, ist der Höhepunkt einer stillen Revolution, die Irland in den vergangenen 10 bis 20 Jahren durchgemacht hat", sagte er dem Sender RTE.
Von einem "traurigen Tag für Irland" sprachen hingegen die Gegner der Verfassungsänderung. Der Sprecher der Kampagne "Save the 8th", John McGuirk, beschrieb das Ergebnis nach Angaben der Zeitung "Irish Catholic" als "Tragödie von historischem Ausmaß". Abtreibung bleibe falsch, ein "Unrecht wird nicht richtig, nur weil eine Mehrheit es unterstützt", wurde er zitiert. Der nun gekippte Verfassungszusatz habe das Recht auf Leben für ungeborene Kinder nicht erst geschaffen, sondern "lediglich anerkannt, dass ein solches Recht existiert, immer existiert hat und immer existieren wird", so McGuirk.
Eine weitere Wortführerin der "Nein"-Kampagne, Ruth Cullen, kündigte an, den Einsatz für den Lebensschutz fortzusetzen. Insbesondere werde man Regierungschef Varadkar an sein Versprechen erinnern, trotz der Abschaffung des Verfassungsverbots eine restriktive gesetzliche Regelung zu schaffen, die Zahl der Abtreibungen möglichst gering halte. "Er gab sein Wort, jetzt muss er es halten", so Cullen laut "Irish Catholic". Viele Menschen hätten auf Basis der diesbezüglichen Versprechen des Taoiseach für die Aufhebung gestimmt.
Irland hat bislang eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt. Ein Schwangerschaftsabbruch ist auch nach einer Vergewaltigung, Inzest oder bei einer schweren Missbildung des Fötus nicht erlaubt. Seit 2014 sind Schwangerschaftsabbrüche erlaubt, wenn das Leben der Mutter bedroht ist.