Concordia-Vorstand Pater Markus Inama mit Schützlingen.
Concordia-Vorstand Pater Markus Inama mit Schützlingen.
Mitten in Europa, in einem Land, wo zigtausende Kinder ohne Eltern aufwachsen und Pensionisten mit 18 Euro Monatsrente überleben müssen, setzt das Hilfswerk Concordia berührende Zeichen der Mitmenschlichkeit.
Der 18-jährige Ruslan sitzt jeden Tag stundenlang am Klavier im großen Gemeinschaftszimmer der „Casa Concordia“ in der moldawischen Hauptstadt Chisinau. Mit Youtube-Videos hat er sich selbst das Spielen beigebracht, erzählt er. Und nun erklingen seine gefühlvollen Balladen im ganzen Haus, das Platz für 21 Buben und Mädchen bietet.
Ruslan hat gerade die vorletzte Klasse des Gymnasiums abgeschlossen. Nächstes Jahr steht die Matura an, dann möchte er Jus studieren. Und vor allem möchte er noch länger im Kinderheim „Casa Concordia“ bleiben.
Das Haus, die Mitarbeiter und vor allem auch die anderen Kinder sind ihm zu einer neuen Familie geworden, seit seine Mutter wegen Betrugs verhaftet wurde und er niemanden mehr hatte, der sich um ihn kümmerte.
Vielleicht wohnt Ruslan in einem Jahr tatsächlich noch in der „Casa Concordia“, vielleicht aber auch nur einige Meter weiter in der „Casa Ignatius“. Das Haus wurde von Concordia speziell für Jugendliche eingerichtet, die eigentlich schon zu alt für ein Kinderheim sind, auf der anderen Seite aber auch noch nicht selbständig wohnen können. Jeder Jugendliche wird bei der Berufsauswahl, Ausbildung, Job- und Wohnungssuche unterstützt.
„Jedes Kind hat das Recht auf eine Familie, ein Leben in Würde und eine gute Zukunft“, betont Otilia Sirbu.
Sie ist die Direktorin von Concordia Moldawien. Concordia unterstützt sozial schwache Familien mit Beratung und Finanzspritzen, damit sie den Alltag meistern und die Kinder in den Familien bleiben können. Wenn sich die Kindesabnahme doch nicht vermeiden lässt, hat Concordia verschiedenen Angebote im Portfolio: Pflegefamilien, Wohngruppen oder eben Heime wie die „Casa Concordia“.
2004 hat der Jesuitenpater Georg Sporschill, der Gründer von Concordia, den Schritt von Rumänien nach Moldawien gewagt.
Inzwischen gehen Sporschill und Concordia längst getrennte Wege, ein Jesuit ist aber bei Concordia nach wie vor federführend an Bord: Pater Markus Inama: „Wir gehen dorthin, wo die Not am größten ist.“
Und deshalb setzt sich Concordia auch für die vielen alten Menschen im Land ein: In ganz Moldawien wurden Tageszentren eingerichtet, in denen sie eine warme Mahlzeit bekommen, sich im Winter aufwärmen und die Zeit in Gemeinschaft verbringen können. Daneben betreibt Concordia aber auch eigene Pflegeeinrichtungen für Kranke.
Es sind in der Regel nicht so sehr Armut und Krankheit, die die alten Menschen plagen; es ist vor allem die quälende Einsamkeit, weiß Conny Burtscher.
Die Vorarlbergerin ist für Concordia ständig in Moldawien, aber auch in Rumänien und Bulgarien unterwegs. Sie ist u.a. auch für die vielen jungen Freiwilligen zuständig, die bei Concordia mithelfen. Die meisten kommen aus Deutschland und Österreich. Daneben bemüht sich Concordia aber auch, immer mehr moldawische Jugendliche zu gewinnen, wie Conny Burtscher erzählt.
Es wird wohl zu einem Gutteil an diesen jungen Menschen liegen, in Moldawien Menschlichkeit und Solidarität neu zu beleben.
Moldawien ist das ärmste Land Europas. Immer mehr Moldawier versuchen ihr Glück im Ausland. Zurück bleiben die Kinder und Alten.
Das Durchschnittseinkommen beträgt 300 Euro. Eine Näherin in einer Fabrik verdient aber oft nicht mehr als 60 Euro, Pensionisten bekommen teils nicht einmal 20 Euro pro Monat.
Concordia-Einrichtungen gibt es in 50 Städten und Dörfern im ganzen Land. Mehr als 4.000 Menschen kann so jedes Jahr geholfen werden.
www.concordia.or.at
„Jedes Kind hat das Recht auf eine Familie, ein Leben in Würde und eine gute Zukunft“, betont Otilia Sirbu. Sie ist die Direktorin von Concordia Moldawien.
Ruslan spielt stundenlang Klavier im Kinderheim „Casa Concordia“.
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