Das Pastoralamt der Erzdiözese Wien feiert sein 80jähriges Bestehen.
Das Pastoralamt der Erzdiözese Wien feiert sein 80jähriges Bestehen.
Am 12. September Festvortrag von Pastoraltheologin Wustmanns. Auch offizieller Führungswechsel von Veronika Prüller-Jagenteufel zu Markus Beranek.
Das Pastoralamt der Erzdiözese Wien feiert sein 80jähriges Bestehen und vollzieht zugleich offiziell die schon vor Monaten angekündigte Übergabe der Leitung von Veronika Prüller-Jagenteufel zu Markus Beranek. Das Festprogramm am Mittwoch, 12. September 2018, beginnt um 16.30 Uhr mit einer vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa geleiteten Vesper in der Curhauskapelle; um 18 Uhr startet der Festakt im Stephanisaal des Curhauses (1010 Wien, Stephansplatz 3) mit einem Vortrag der jetzt in Limburg tätigen Pastoralthologin Hildegard Wustmanns.
Als Gäste werden bei der Jubiläumsfeier u.a. der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Wiener Bischofsvikare wie Weihbischof Stephan Turnovszky, Caritas-Präsident Michael Landau und der biografisch mit dem Pastoralamt verbundene Leiter der ORF-Fernsehabteilungen Religion und Wissenschaft, Gerhard Klein, erwartet.
Vor 80 Jahren wurde mitten in den Wirren der Machtübernahme der Nationalsozialisten und den darauf folgenden Einschränkungen des kirchlichen Wirkens das seit 1921 bestehende Seelsorgeinstitut im Ordinariat der Erzdiözese Wien erweitert und als eigenes Seelsorgeamt gegründet. In seiner langen Geschichte habe es die Seelsorge in den Pfarren unterstützt "und das Wirken der Kirche an den Erfordernissen der Zeit ausgerichtet", informierte das Pastoralamt. Als ursprüngliche "Pioniereinrichtung" habe es über Österreichs Grenzen hinaus als Vorbild gewirkt.
In der Einladung zur Jubiläumsfeier wird ein Satz des Gründungs-Erzbischofs Kardinal Theodor Innitzer aus dem Jahr 1942 zitiert: "Ja, das Seelsorge-Amt und sein Leiter sind die 'Unruhe' in der Diözese, aber so, wie sie sich in der Uhr findet, die dafür sorgt, dass das ganze Werk nicht stockt, sondern zeitgerecht im Gange bleibt." Vier Jahre zuvor war das Pastoralamt als eines der weltweit ältesten seiner Art gegründet, nachdem das NS-Regime die katholischen Vereine und alle Einrichtungen der Katholischen Aktion verboten hatte. Zur Neuorganisation der Seelsorge errichtete Innitzer am 23. August 1938 im Erzbischöflichen Ordinariat drei neue Abteilungen, darunter die Abteilung für Seelsorge. Das "Seelsorgeamt", wie die neue Stelle bald genannt wurde, hatte "alle Aufgaben der priesterlichen Weiterbildung, der Standes- und Familienseelsorge, sowie der kirchlich-religiösen Kultur" wahrzunehmen.
Untrennbar ist die Geschichte des Wiener Seelsorgeamts mit dem Namen von Prälat Karl Rudolf (1886-1964) verbunden, den Kardinal Innitzer 1938 zum ersten Leiter der Einrichtung ernannte. Rudolf war in der Zwischenkriegszeit einer der führenden Köpfe im notwendig gewordenen Neuaufbau der Seelsorgestrukturen. Ab 1931 leitete er das "Wiener Seelsorgeinstitut" (heute: Österreichisches Pastoralinstitut), das mit seinen wegweisenden Aktivitäten in der pastoralen Ausbildung von Priestern und der Förderung des Laienapostolats bald modellhaft wirkte.
Während des Zweiten Weltkriegs leistete das Wiener Seelsorgeamt unter Rudolf wertvolle Aufbauarbeit; richtungweisend wirkte damals die von ihm konsequent verwirklichte Einbeziehung von Frauen in die Tätigkeit des Amtes. Nach dem Ende des NS-Regimes war die Arbeit dieser Jahre - Rudolf selbst hat diese Zeit in seinem Buch "Aufbau im Widerstand" festgehalten - Grundlage für den Neuaufbau der Seelsorge. Viele Arbeitsbereiche, die das Amt während der Kriegsjahre notgedrungen übernommen hatte, wurden wieder an neu errichtete kirchliche Stellen abgegeben. U.a. trennte die Erzdiözese das Seelsorgeamt organisatorisch wieder vom Ordinariat und verschiedene Agenden gingen an die von Kardinal Innitzer im Jänner 1946 wiedererrichtete Katholische Aktion (KA) über.
Nach dem Tod Prälat Rudolfs im August 1964 übernahm P. Josef Zeininger OSFS die Leitung des Seelsorgeamts. In Zeiningers Amtszeit fiel die Wiener Diözesansynode 1969/71, bei der das Seelsorgeamt in "Pastoralamt" umbenannt wurde. Besonders kennzeichnend für diese Jahre war die Umsetzung der Beschlüsse des Konzils, etwa im Bereich der Sakramentenpastoral. Es wurden Taufgespräche begonnen, Ehevorbereitungsgespräche eingerichtet und die Firmvorbereitung neu gestaltet.
Im November 1966 wurde unmittelbar neben dem Wiener Erzbischöflichen Palais am Stephansplatz 6 das bis heute bestehende (und derzeit im Umbau befindliche) "Zentrum des Apostolats" eröffnet, in dem Pastoralamt und Katholische Aktion unter einem Dach untergebracht waren. Das "Zentrum" nahm in den folgenden Jahren eine wichtige Rolle sowohl in der innerkirchlichen Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils als auch im gesellschaftspolitischen Engagement der Kirche ein. Beispielsweise wurde hier wichtige organisatorische Vorarbeit für das "Volksbegehren zum Schutz des Lebens" 1975 geleistet, auch die Vorbereitungen zum Katholikentag und Papstbesuch 1983 hatten am Stephansplatz 6 einen Brennpunkt.
1975 wurde der Liturgie-Experte Prälat Rudolf Schwarzenberger der dritte Leiter des Wiener Pastoralamts. Unter seiner Ägide erfolgte die Umsetzung der Liturgiereform in der Erzdiözese Wien. Vermehrt widmete sich das Pastoralamt auch seelsorglichen Aufgaben, für die den einzelnen Pfarren die personellen und materiellen Voraussetzungen fehlten und die deshalb im Großen angegangen werden mussten. So entstanden im Pastoralamt unter anderen eigene Referate für Altenpastoral, Weltanschauungsfragen oder die Krankenpastoral.
1987 übernahm Alois Schwarz - er ist heute Diözesanbischof von St. Pölten - die Leitung des Pastoralamts. Schwarz setzte in seiner Amtszeit einen starken Akzent auf Verkündigung und Gemeindepastoral. Ein halbes Jahr nach seiner Weihe zum Wiener Weihbischof übergab Schwarz das Pastoralamt 1997 an Franz Merschl. Merschl setzte in den folgenden Jahren die ersten Schritte, um die "missionarische Gemeinde", die wieder mehr auf die Menschen zugeht, in der Pastoral zu verankern. U.a. wurden "Grüß Gott"-Besuchsaktionen in den Pfarren unterstützt, ebenso Initiativen (wie das Symposium Großstadt-Seelsorge) im Zeichen des 250-Jahr-Gedenkens der Geburt des Wiener Stadtpatrons, des Heiligen Klemens Maria Hofbauer.
Der Amtsantritt von Michael Scharf als neuem Wiener Pastoralamtsleiter zum Jahreswechsel 2002/2003 ging mit dem Beginn einer umfassende Neuordnung der Aufgaben des Pastoralamts in der Erzdiözese Wien einher. Die Erzdiözese Wien gründete einen neuen Bereich für die "Kategoriale Seelsorge", in dem zahlreiche Seelsorgebereiche, wie die Kinder- und Jugendpastoral, die Ehe- und Familienpastoral, die Universitätsseelsorge oder die Krankenseelsorge zusammengeführt wurden. Das Pastoralamt soll sich seither vor allem um die pastoralen Entwicklungen, die Personalentwicklung für die Seelsorge und die Förderung der Spiritualität in der Diözese annehmen.
2011 betraute Kardinal Schönborn Veronika Prüller-Jagenteufel als erste Frau mit der Leitung des Amtes. Unter ihr wurde das Pastoralamt eine der tragenden Säulen des im selben Jahr begonnenen diözesanen Erneuerungsprozess "Apg 2.1", der die missionarische Grundausrichtung der katholischen Pfarrgemeinden und die Eigenverantwortung aller Gläubigen stärken soll. Durch die weitgehende Reduktion von Pfarrgrenzen werden seit einigen Jahren größere Aktionsräume geschaffen, die die Seelsorge von Verwaltungsaufgaben entlasten und neue missionarische Initiativen begünstigen sollen. Prüller-Jagenteufel war maßgebend an Vorbereitung und Umsetzung des diözesanen Erneuerungsprozesses beteiligt.
Zugleich hatte das Pastoralamt in den vergangenen Jahren auf die deutliche Zunahme des Interesses an Erwachsenentaufen zu reagieren, zwei Pfarrgemeinderatswahlen zu organisieren (2012 und 2017) und unterstützte die Strukturreform der zentralen Dienststellen der Erzdiözese.
Anfang Juni 2018 wurde Markus Beranek als Nachfolger der in ihre Heimatdiözese St. Pölten zurückkehrenden Veronika Prüller-Jagenteufel genannt. Der vormalige Pfarrer und Dechant von Stockerau ist seit 1. September 2018 im Amt.
„Gott braucht unsere Kirche…“
Interview mit Markus Beranek, dem neuen Pastoralamtsleiter