Markus Beranek der neue Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien in Co-Moderation mit der scheidenden Leiterin Veronika Prüller-Jagenteufel.
Markus Beranek der neue Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien in Co-Moderation mit der scheidenden Leiterin Veronika Prüller-Jagenteufel.
Führungswechsel von Prüller-Jagenteufel zu Markus Beranek.
Mit einem Festakt im Wiener Curhaus ist am Mittwoch, 12. September 2018 das 80-jährige Bestehen des Pastoralamts der Erzdiözese Wien gefeiert worden. Kardinal Christoph Schönborn unterstrich dabei einmal mehr die missionarische Dimension der Kirche. In der Erzdiözese Wien "versuchen wir missionarisch zu sein", so der Kardinal. Dem Pastoralamt komme dabei u.a. die Aufgabe der Reflexion zu. Es brauche die Gabe der Unterscheidung hinsichtlich der Frage: "Was ist Gottes Auftrag heute und jetzt?"
Den Festvortrag hielt die Limburger Pastoraltheologin Hildegard Wustmans. Sie plädierte eindringlich für "Mission statt Stillstand". Unter Mission verstand Wustmans, Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, das Evangelium zu entdecken. Das sei weit wichtiger als alle kirchlichen Strukturfragen und Finanzpläne. Mission müsse auch an für die Kirche vielleicht befremdlichen Orten versucht werden, so die Theologin, zugleich dürfe aber nicht nur in neue Orte investiert werden. Es gelte auch, an bestehenden kirchlichen Orten kreativ zu werden.
Im Rahmen des Festaktes wurde auch der Wechsel in der Leitung des Pastoralamtes offiziell vollzogen; Veronika Prüller-Jagenteufel wurde von Markus Beranek abgelöst. Der vormalige Pfarrer und Dechant von Stockerau ist seit 1. September 2018 im Amt. Prüller-Jagenteufel wechselte in in ihre Heimatdiözese St. Pölten zur Caritas. Zuvor wurde sie noch von der Wiener Diözesanleitung für ihre Verdienste bedankt.
Beranek bezeichnete das Pastoralamt als eine "zentrale Stelle für Innovation, die den Menschen Lust macht, Kirche zu leben". Er plädierte für eine Kirche, "die nahe ist an den Lebenswelten der Menschen", auch wenn dies herausfordernd oder unbequem sein könne. Freilich brauche es dazu auch "selber Freude am Leben und am Glauben".
Das Pastoralamt wurde vor 80 Jahren mitten in den Wirren der Machtübernahme der Nationalsozialisten und den darauf folgenden Einschränkungen des kirchlichen Wirkens gegründet. Nachdem das NS-Regime die katholischen Vereine und alle Einrichtungen der Katholischen Aktion verboten hatte schuf Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer zur Neuorganisation der Seelsorge am 23. August 1938 im Erzbischöflichen Ordinariat drei neue Abteilungen, darunter die Abteilung für Seelsorge. Das "Seelsorgeamt", wie die neue Stelle bald genannt wurde, hatte "alle Aufgaben der priesterlichen Weiterbildung, der Standes- und Familienseelsorge, sowie der kirchlich-religiösen Kultur" wahrzunehmen.
Im Rahmen des Festaktes kamen auch Zeitzeugen zu Wort, so etwa Horst Peter Riehs, Generalsekretär von 1972 bis 1986 und Herbert Vosicky, Vikariatssekretär von 1974 bis 1999. Letzterer erinnerte an einen Ausspruch von P. Zeininger, der das Pastoralamt von 1964 bis 1975 leitete: "Alles durch die Laien, aber nichts ohne die Priester." Es gehe nicht um "die beseelsorgte Gemeinde, sondern um die seelsorgende Gemeinde".
Veronika Prüller-Jagenteufel leitete das Amt als erste Frau seit 2011. Unter ihr wurde das Pastoralamt eine der tragenden Säulen des im selben Jahr begonnenen diözesanen Erneuerungsprozess "Apg 2.1", der die missionarische Grundausrichtung der katholischen Pfarrgemeinden und die Eigenverantwortung aller Gläubigen stärken soll. Durch die weitgehende Reduktion von Pfarrgrenzen werden seit einigen Jahren größere Aktionsräume geschaffen, die die Seelsorge von Verwaltungsaufgaben entlasten und neue missionarische Initiativen begünstigen sollen. Prüller-Jagenteufel war maßgebend an Vorbereitung und Umsetzung des diözesanen Erneuerungsprozesses beteiligt.
Zugleich hatte das Pastoralamt in den vergangenen Jahren auf die deutliche Zunahme des Interesses an Erwachsenentaufen zu reagieren, zwei Pfarrgemeinderatswahlen zu organisieren (2012 und 2017) und unterstützte die Strukturreform der zentralen Dienststellen der Erzdiözese.