"Es geht darum, 'aufeinander zu hören und voneinander zu lernen, was es heißt, heute Christ zu sein' - dies möge auch als ein Leitwort die Diözesanversammlung begleiten", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Es geht darum, 'aufeinander zu hören und voneinander zu lernen, was es heißt, heute Christ zu sein' - dies möge auch als ein Leitwort die Diözesanversammlung begleiten", so Kardinal Christoph Schönborn.
Kardinal Schönborn eröffnete Diözesanversammlung mit 1.700 Delegierten im Stephansdom.
Mit Gebeten und Gesängen ist am Donnerstag, 27. Steptember 2018, im Stephansdom die fünfte Wiener Diözesanversammlung eröffnet worden. Rund 1.700 Delegierte aus allen Pfarren, Gemeinschaften und Orden auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien werden bis Samstag im Stephansdom über die nächsten Schritte des seit zehn Jahren laufenden diözesanen Reformprozesses beraten. Im Mittelpunkt soll die basale Frage stehen, "was es heute bedeutet, Christ zu sein", betonte Kardinal Christoph Schönborn in seinen Eröffnungsworten. Zugleich räumte der Kardinal ein, dass die Versammlung von den "dunklen Wolken" des Missbrauchsthema "überschattet" werde.
Nach Bekanntwerden der ersten Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche im Februar 2010 habe die Katholische Kirche in Österreich "ehrlich versucht, mit diesen dunklen Schatten umzugehen, zu helfen, uns dazu zu bekennen, dass es Missbrauch in unserer Mitte gibt", blickte Kardinal Schönborn in seinen Eröffnungsworten zurück. Ein Bußgottesdienst in der Karwoche 2010 im Wiener Stephansdom sollte "Reue und Scham" zum Ausdruck bringen angesichts der damaligen Enthüllungen. Heute sei nun diese "Wolke des Missbrauchs" wieder mit ihren "dunklen Schatten" über die Kirche gezogen und er verstehe, wenn Gläubige darauf mit Wut, Scham und Trauer reagierten.
Zur Jüngerschaft würden auch diese bitteren Momente der Erkenntnis gehören, dass es Missbrauch in der Mitte der Kirche gegeben habe. Um so mehr gelte es, "als Kirche vom hohen Ross herunterzusteigen und von anderen zu lernen", betonte Kardinal Schönborn - und er erinnerte zugleich an ein Wort, welches der damalige Papst Benedikt XVI. kurz vor seinem Rücktritt zu seinem Schülerkreis, zu dem auch Schönborn zählt, gesagt hatte: Es gehe darum, "aufeinander zu hören und voneinander zu lernen, was es heißt, heute Christ zu sein" - dies möge auch als ein Leitwort die Diözesanversammlung begleiten.
Den Auftakt der Diözesanversammlung bildete am Mittwoch ein "Tag der ReligionslehrerInnen", an dem über 1.500 Religionslehrer teilnahmen. Bis Samstag sieht das weitere Programm u.a. Plenarsitzungen mit "offenem Mikro", Vorträge, Gebetseinheiten und gemeinsames Feiern vor. Erstmals wird heuer auch die Zeichentechnik "Graphic Recording" eingesetzt, sowie das Smartphone-basierte Mitsprache-Tool "Mentimeter" für Stimmungsbilder unter den Teilnehmern. Dafür wurde erstmals WLAN im gesamten Stephansdom installiert.
Zu drei Terminen, alle mit Kardinal Schönborn, ist jeder herzlich eingeladen: Zunächst der Gottesdienst am Freitag, 28.9., 8.30 Uhr; zum offenen Gebetsabend mit Pete und Sammy Greig von der weltweiten ökumenischen Gebetsbewegung "24/7" am Freitagabend, 20 Uhr; sowie zur Messe am Samstag, 29.9., um 11 Uhr.
Begonnen wurde der Weg der Wiener Diözesanreform mit einem Hirtenbrief von Kardinal Schönborn 2008, dem seit 2009 vier große Diözesanversammlungen folgten. 2012 gab Schönborn als Erzbischof Leitlinien für die strukturelle Erneuerung vor. Sie sehen größere Organisationseinheiten vor, in denen jeweils drei bis fünf Priester im Team mit Laien arbeiten und Laien auch die Leitung von einzelnen Teilgemeinden übernehmen können.
Im November 2015 wurden unter Mitwirkung der Basis alle Pfarren der Erzdiözese Wien in 140 Entwicklungsräume eingeteilt. Sie sind aufgerufen, in Zusammenarbeit neue missionarische Formen und Initiativen zu entwickeln, in denen das Christsein für die Menschen vor Ort relevant wird und die Welt zu einem besseren Ort macht. Die Entwicklungsräume sollen dabei auch immer verbindlichere Formen der pfarrübergreifenden Zusammenarbeit praktizieren.
So gibt es derzeit bereist in zwölf Entwicklungsräumen je eine Pfarre mit Teilgemeinden (Eine Pfarre mit einem Pfarrer, mehreren Priestern sowie mehreren Gemeinden). In weiteren 24 Entwicklungsräumen bestehen Pfarrverbände (Ein Pfarrer, mehrere Priester, mehrere selbstständige Pfarren) und in 25 Entwicklungsräumen gibt es Seelsorgeräume (selbstständige Pfarren mit eigenen Pfarrern, einer davon leitet den Seelsorgeraum).
Die nunmehr fünfte Diözesanversammlung soll, gemeinsam mit anderen Zusammenkünften wie etwa der Dechanten, eine Standortbestimmung des Erneuerungsprozesses ermöglichen, aus welcher heraus im Frühjahr 2019 die Festlegung der nächsten Schritte erfolgen soll.