Mit einem Gottesdienst am Samstag, 20. Oktober 2018 im Wiener Stephansdom wird des Seligen Kaisers Karl I. gedacht, dessen kirchlicher Gedenktag auf den 21. Oktober fällt.
Mit einem Gottesdienst am Samstag, 20. Oktober 2018 im Wiener Stephansdom wird des Seligen Kaisers Karl I. gedacht, dessen kirchlicher Gedenktag auf den 21. Oktober fällt.
Am 11. November 1918 hatte der Selige Kaiser mit der Verzichtserklärung den Weg zur Ausrufung der Republik frei gemacht. Ausstellung in Eckartsau.
Mit einem Gottesdienst am Samstag, 20. Oktober 2018 im Wiener Stephansdom wird des Seligen Kaisers Karl I. gedacht, dessen kirchlicher Gedenktag auf den 21. Oktober fällt. Zugleich steht der Gottesdienst, dem der Heiligenkreuzer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck vorstehen wird, im Zeichen des 100. Jahrestages der Verzichtserklärung des letzten österreichischen Kaisers. Mit dieser Erklärung vom 11. November 1918 machte Karl I. den Weg zur Ausrufung der Ersten Republik nur einen Tag später, am 12. November 1918, frei. Aus Anlass dieses Jahrestages wird am 12. November ein Festakt in der Wiener Staatsoper stattfinden, an dem u.a. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kardinal Christoph Schönborn teilnehmen werden.
Der Habsburger-Monarch war am 1. April 1922 in Funchal auf der Insel Madeira im Alter von 34 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben und wurde am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Der Seligsprechungsprozess für Kaiser Karl war bereits 1954, unter Kardinal Theodor Innitzer, eingeleitet worden. Reliquien des Kaisers finden sich u.a. in der Kapelle am letzten österreichischen Wohnsitz des Kaiserpaars, Schloss Eckartsau, wo aktuell die Ausstellung "Karl & Zita - Im Schatten der Geschichte" zu sehen ist.
Die dramatischen Ereignisse von Oktober/November 1918 sind bis ins kleinste Detail dokumentiert: Am 11. November 1918 hatte Kaiser Karl I. dem Drängen des Ministers des sogenannten Liquidationsministeriums, Heinrich Lammasch, und des designierten, neuen Staatskanzlers Karl Renner und anderer Politiker der "Deutschösterreichischen Nationalversammlung" nachgegeben und in der österreichischen Reichshälfte der Monarchie auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtet. Die entsprechende Erklärung unterschrieb er in Schloss Schönbrunn. Gleichzeitig enthob er seine - inzwischen funktionslos gewordene - Regierung ihres Amtes. Noch in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1918 machte sich Karl mit seiner engsten Familie in mehreren Autos von Schönbrunn aus auf ins Marchfeld nach Schloss Eckartsau, das damals - im Unterschied zu Schönbrunn - habsburgischer Privatbesitz war.
Die katholische Kirche war bis Anfang November 1918 kaisertreu. Die Grazer Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler schilderte bei einem Symposion Anfang Oktober den bemerkenswerten Kurswechsel der "de facto von Kaiser Franz Joseph ernannten" Bischöfe von "unentwegter Treue" zur Habsburgermonarchie hin zu einem Loyalitätsaufruf zugunsten der Demokratie im November 1918.
Am Tag der Republik-Proklamation, dem 12. November 1918, habe der Wiener Erzbischof Kardinal Friedrich Piffl seinen Klerus und die Gläubigen zur unbedingten Treue gegenüber dem nun rechtmäßigen Staat Deutschösterreich gemahnt. Der ursprüngliche Plan der Bischöfe, die Monarchie nach Kriegsende zu erhalten, sei fallengelassen worden. Piffl habe eine Volksabstimmung über die künftige Staatsform angeregt - die aus katholischer Sicht "kein Dogma" sei, wie Piffl wissen ließ.
Begründet wurde dies laut Sohn-Kronthaler mit dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin, der bereits im Mittelalter "die Teilnahme möglichst aller an der Regierung" als am ehesten friedensfördernd und dem Gemeinwohl dienend befürwortete. Jedenfalls habe die Kirche in der Zeit nach der tiefgreifenden politischen Wende nach dem Ersten Weltkrieg eine stabilisierende Wirkung in der jungen Republik ausgeübt, resümierte Sohn-Kronthaler.
Dass dieser Schwenk von manchen Teilen der Kirche kritisch gesehen wurde, stellte Helmut Wohnout vom Wiener Karl-von-Vogelsang-Institut bei dem Symposion dar. Er warf dabei einen differenzierten Blick auf Ignaz Seipel, der 1918 zunächst "Bindeglied zwischen Kaiser, Kardinal Piffl und den Spitzen des politischen Katholizismus" und danach als erster Geistlicher in Österreich Minister wurde. Der später als "Prälat ohne Gnade" verschriene Seipel verfolgte laut Wohnout im Gründungsprozess der Republik eine klare Linie der "Demokratisierung des politischen Systems ohne Rücksicht auf feudal-aristokratische Relikte bei gleichzeitiger Erhaltung des Kaisers an der Spitze des Staates". Als er erkannt habe, "dass das Kaisertum nicht zu retten war", habe der vormalige Professor für Moraltheologie maßgeblichen Einfluss auf die Art des Rückzugs Kaiser Karls aus der Politik genommen. Seipel gilt deshalb als "Ghostwriter" der Verzichtserklärung von 11. November 1918.