Kardinal Christoph Schönborn und "Pro Oriente" Präsident Alfons M. Kloss.
Kardinal Christoph Schönborn und "Pro Oriente" Präsident Alfons M. Kloss.
Kardinal bei "Pro Oriente"-Kuratorium: "Junge Theologen müssen miteinander arbeiten, studieren und forschen, und Freundschaften schließen".
Die junge Generation in Kirche bzw. Theologie muss stärker für die Ökumene motiviert werden. Diesen Wunsch hat Kardinal Christoph Schönborn bei der jüngsten Kuratoriumssitzung der Stiftung "Pro Oriente" in Wien betont. In der Zeit des ökumenischen Aufbruchs nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) hätten Freundschaften die Ökumene geprägt, man habe einander vertraut. Alles sei vom Impuls des Aufbruchs geprägt gewesen, so der Kardinal: "Der Enthusiasmus des Anfangs hat lange getragen, aber dann haben sich die 'Mühen der Ebene' gezeigt, es gab Rückschläge". Jetzt gehe es darum, dass Theologinnen und Theologen aus der jungen Generation wieder miteinander arbeiten, studieren und forschen, und Freundschaften schließen, "damit sie die Ökumene gemeinsam tragen können".
"Pro Oriente" habe mit den Patristik-Studientagungen von Nachwuchsforschern aus Ost und West, der Kommission junger Theologinnen und Theologen und dem "Summer Course" in den letzten Jahren bereits gute Ansätze in dieser Richtung entwickelt, stellte der Wiener Erzbischof fest.
Als Aspekte der Erfolgsbilanz von "Pro Oriente" nannte Kardinal Schönborn u.a. die Wegbereiter-Funktion der Stiftung im Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen. "Pro Oriente" sei es auch gelungen, mit dem "Forum Syriacum" erstmals eine Plattform für das Gespräch der Kirchen der syrischen Tradition untereinander zu schaffen. Von großer Bedeutung sei auch die Arbeit der Historikerkommission der Stiftung, um einen Beitrag zur Versöhnung in Südosteuropa zu leisten.
Der Kardinal hob auch die "subsidiäre Rolle" von "Pro Oriente" für ökumenische Bemühungen Roms hervor. "Pro Oriente" könne bei schwierigen Themen, "wo Rom sich nicht direkt engagieren darf", im Vorfeld tätig werden. In diesem Zusammenhang nannte der Wiener Erzbischof auch die Spannungen in der Orthodoxie um den "tragischen Konflikt" zwischen Konstantinopel und Moskau. Wichtig sei auch, dass die große Intuition Kardinal Königs über den Beitrag der Stiftung zur Brückenfunktion Österreichs von politischer Seite stärker wahrgenommen wird.
Auch "Pro Oriente"-Präsident Kloss verband den Dank an seinen Vorgänger Johann Marte mit dem Hinweis, dass Dialog und Verständigung gerade "in Zeiten vermehrter Spannungen" von außerordentlicher Bedeutung seien. Die "Ökumene der Tat" sei in schwierigen Perioden besonders gefordert und könne einen konkreten Friedensbeitrag darstellen.
"Pro Oriente"-Generalsekretär Bernd A. Mussinghoff stellte Aspekte der Arbeitsplanung von "Pro Oriente" für das 2019 vor: Im Februar tagt das "Forum Syriacum" auf Einladung des syrisch-orthodoxen Bischofs Mor Polycarpus Aydin erstmals im niederländischen Glane. In Jerusalem wird in Begegnungen mit den verschiedenen Patriarchen und Bischöfen der Brückenschlag zur "Jerusalemer Ökumene" gesucht. Von 1. bis 4. Juli findet wieder ein "Summer Course" statt, diesmal mit Schwerpunkt Liturgie. Die neue "Pro Oriente"-Kommission für orthodox-katholischen Dialog tagt von 7. bis 11. November.
Kooperationsreisen sind nach Brüssel zu den EU-Institutionen, nach Genf zum Repräsentanten des Ökumenischen Patriarchats beim Weltkirchenrat, Erzbischof Job (Getcha), und nach Rumänien vorgesehen, wo an dem vom Theologen Radu Preda geleiteten "Institut zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus" (IICCMER) des 30. Jahrestages des Falls des Eisernen Vorhangs gedacht wird.
Das Kuratorium sprach sich weiters einstimmig für die Ernennung des emeritierten Linzer Bischofs Maximilian Aichern, der vor 30 Jahren die Linzer Sektion von "Pro Oriente" begründet hat, und von P. Franz Bouwen (Jerusalem) zu Ehrenmitgliedern aus. P. Bouwen gehört der Ordensgemeinschaft der Weißen Väter an, als Historiker und Theologe ist er wesentlich an ökumenischen und interreligiösen Dialogvorgängen beteiligt. Er ist Mitglied der offiziellen Kommissionen für den theologischen Dialog zwischen katholischer Kirche und den orthodoxen bzw. orientalisch-orthodoxen Kirchen und seit langem an der Arbeit von "Pro Oriente" beteiligt.
In das Gremium der "Pro Oriente"-Konsultoren wurden der an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz lehrende Religionswissenschaftler Prof. Markus Ladstätter, der Benediktinerpater Johannes Hauck aus Niederaltaich und der am Institut für altkatholische Theologie in Bern lehrende griechische orthodoxe Theologe Stefanos Athanasiou berufen.