Die meisten Pfarren haben angegeben, dass sie es als große Herausforderung ansehen, wie es gelingen kann, dass man die Jugendlichen so begleitet, dass sie sich bewusst für den Glauben und für Gott entscheiden können.
Die meisten Pfarren haben angegeben, dass sie es als große Herausforderung ansehen, wie es gelingen kann, dass man die Jugendlichen so begleitet, dass sie sich bewusst für den Glauben und für Gott entscheiden können.
Muss das Firmalter angehoben werden? Hat bei Kindern und Jugendlichen der Beichtstuhl ausgedient? Und: Was muss und soll eine gute Erstkommunionvorbereitung beinhalten?
Diese Fragen stellt sich die Erzdiözese Wien derzeit ganz intensiv. Jetzt sind die ersten Ergebnisse aus einer großen Pfarrumfrage da.
Alleine im vergangenen Jahr haben 10.068 Kinder in unserer Erzdiözese das erste Mal die Heilige Kommunion empfangen und weitere 8.031 Jugendliche wurden gefirmt. Das sind stolze Zahlen! Sie zeigen, dass die Sakramente der Erstkommunion und Firmung nach wie vor von zentraler Bedeutung sind.
Trotzdem scheint es nicht ganz rund zu laufen, wie bei einer jetzt durchgeführten Befragung der Pfarren der Wiener Erzdiözese ganz klar herausgekommen ist.
Simon Schmidbaur, Chef der Abteilung für Junge Kirche in unserer Erzdiözese, erzählt über die wichtigsten Erkenntnisse.
Was ist bei der Befragung herausgekommen?
Simon Schmidbaur: Es wird sehr deutlich, dass wir derzeit vor enormen Herausforderungen stehen. Mehr als 100 Pfarren aus allen Dekanaten unserer Erzdiözese haben sich an der Umfrage beteiligt, somit sind die Ergebnisse statistisch gesehen relevant.
Und was deckungsgleich auffällt, ist, dass die Pfarren in ihrer Selbsteinschätzung das Problem aufzeigen, dass maximal ein Viertel der Jugendlichen oder Kinder nach der Firmung oder Erstkommunion in der Pfarre weiter präsent bleiben. Dasselbe gilt übrigens auch für deren Familien, die ebenfalls nicht in der Pfarre bleiben.
Gehen wir die Sakramente einzeln durch: Welche Erkenntnisse ergeben sich speziell für die Erstkommunion?
Bei der Erstkommunion wird als größte Herausforderung die Elternarbeit gesehen. Also konkret die Frage, wie man mit der Situation umgeht, wenn bei Kindern im Elternhaus kein kirchlicher Hintergrund gegeben ist. Wenn die Eltern nicht gläubig sind, scheinen sie ihre Kinder auf dem Weg zur Erstkommunion weder zu ermutigen, noch zu unterstützen.
Die Umfrage zeigt ganz deutlich, dass die meisten Pfarren es als große Herausforderung sehen, dass sie nicht nur mit den Kindern – sondern in Wahrheit auch mit den Eltern arbeiten müssten. Hier wünschen sich die Pfarren starke Unterstützung.
Ist diese Herausforderung neu?
Nein, aber es kommt definitiv jetzt häufiger vor, als früher. Außerdem haben wir bei der Befragung festgestellt, dass wir eine wachsende Zahl an Kindern haben, die während der Erstkommunion-Vorbereitung überhaupt erst getauft werden.
Vor allem in den Wiener Stadtpfarren sind vielfach schon drei bis fünf Kinder bei jedem Erstkommunion-Jahrgang. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die wir so bisher noch gar nicht im Blick hatten und die die Pfarren natürlich vor neue Herausforderungen stellt.
Wie sieht es in Bezug auf die Firmung aus. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
Die meisten Pfarren haben angegeben, dass sie es als große Herausforderung ansehen, wie es gelingen kann, dass man die Jugendlichen so begleitet, dass sie sich bewusst für den Glauben und für Gott entscheiden können.
Die Ergebnisse zeigen, dass wir derzeit vielerorts eher den Fall haben, dass sich die Jugendlichen mit ihren 14 Jahren sehr stark von sozialen Zwängen leiten lassen und dass es sehr stark vom eigenen Freundeskreis abhängt, ob sie im Zuge der Firmvorbereitung sich tatsächlich auch aktiv auf den Glauben einlassen – oder ob sie die Vorbereitung einfach nur über sich ergehen lassen, damit sie danach ein Fest haben, bei dem sie Geschenke bekommen.
Wird von den Pfarren eine etwaige Anhebung des Firmalters gefordert?
Ja, aber sehr uneinheitlich. Die Frage nach dem richtigen Firmalter beschäftigt fast alle Pfarren. Gleichzeitig merken wir hier aber auch eine gewisse Verunsicherung, was denn nun eine günstige Anpassung wäre.
Hier scheint sich ein Trend abzuzeichnen, dass es eher unterschiedliche Einschätzungen gibt, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Es drängt sich die Frage auf, ob es überhaupt ein einheitliches Firmalter für alle geben sollte
.
Verbunden mit der Erstkommunion und Firmung wurden die Pfarren ja auch über die Kinderbeichte befragt. Was ist dabei herausgekommen?
Bei der Beichte beobachten wir ermutigende Zeichen. Kinder und Jugendliche werden in allen Pfarren ganz speziell, sehr gezielt und vor allem kindergerecht auf die erste Beichte vorbereitet.
Darüber hinaus gehen 40 Prozent unserer Pfarren sehr zeitgemäße Wege und machen Kinderbeichten etwa in Verbindung mit kindergerechten liturgischen Versöhnungsfeiern. Zum Glück scheint der für Kinder sehr beängstigende Beichtstuhl ausgedient zu haben.
Was ist die Gesamterkenntnis?
Die Pfarren stehen überall in unserer Diözese vor einer zentralen und entscheidenden Frage: Wie können wir junge Menschen dahin bringen, dass sie die Erstkommunion- und Firmvorbereitung nicht nur über sich ergehen lassen?
Wie müssen Erstkommunion oder Firmung gestaltet sein, damit Jugendliche eine langfristige Beheimatung in die Pfarre und eine Integration in die Gemeinde erleben? Und das ist definitiv nichts, was man mit einem Grobkonzept, mit einem Behelf oder mit einer Schulung lösen kann, sondern das geht tief in die gesamte DNA einer Pfarre hinein.
Es geht darum, dass sich die Pfarre und Gemeinde als Ganzes überlegt und sich so aufstellt, dass Familien mit Kindern und Jugendlichen sich dort wohlfühlen und Bindungen aufbauen können.
Was sind die nächsten Schritte?
Ich lade hiermit alle pfarrkirchen Verantwortungsträger ein, die sich um Erstkommunion und Firmung in unseren Pfarren kümmern: Am 15. und 16. Februar wird es im Kardinal König-Haus in Wien spezielle Studientage geben, bei denen wir über die Ergebnisse der Befragung mit nationalen und internationalen Experten beraten.
Dabei kann und soll sich jede Pfarre aktiv einbringen, denn aus den Ergebnissen werden dann konkrete Vorschläge für die Diözesanleitung erarbeitet, wie unsere Diözese in Zukunft mit der Erstkommunion, Firmung und Beichte umgehen wird.
Und wenn z. B. beschlossen würde, dass das Firmalter angehoben wird – betrifft das tatsächlich alle Pfarren. Deswegen unbedingt die Chance nutzen, hinkommen und sich in diesen gemeinsamen Prozess miteinbringen!
Pfarren können sich noch diese Woche an der Online-Umfrage beteiligen.
Onlineumfrage unter: www.umfrage.jungekirche.wien
zu den
Studientagen am 15. und 16. Februar 2019 im Kardinal König Haus
Online unter: www.sakramente.jungekirche.wien
von Lisa Huber Referentin für Sakramentenpastoral der „Jungen Kirche Wien“.
Es gibt extrem viel Gutes, von dem man erzählen könnte, aber ich möchte besonders zwei Pfarren hervorheben, die in besonderer Weise versuchen, zeitgemäß mit den Sakramenten umzugehen:
Hier werden Jugendliche zwei Jahre lang auf die Firmung vorbereitet. Und noch dazu ist dieser Weg zur Firmung sehr stark in die gesamte pfarrliche Gemeinschaft eingebettet.
Konkret so, dass die Jugendlichen in unterschiedlichen Gruppen etwa beim Sternsingen mit dabei sind, ein anderes Mal sind sie in der Seniorengruppe mit dabei, dann werden sie ins Jugendliturgieteam eingeladen usw.
Dadurch lernen die Jugendlichen im Laufe der zwei Jahre alle Bereiche der pfarrlichen Arbeit und die involvierten Personen intensiv kennenlernen, sodass sie sich dort dann auch langfristig angenommen und integriert fühlen – weit über die Firmung hinaus.
Hier geht es bei der Erstkommunionvorbereitung bewusst um keinen schulischen Aspekt, sondern um ein Erlebnis.
Die Pfarre hat sich zum Ziel gesetzt, dass sie Kinder und ihre Familien auf die Erstkommunion so vorbereiten, dass es bei jedem Termin ein richtiges Erlebnis wird.
Bei allen Terminen und Treffen arbeiten die Kinder immer gemeinsam mit ihren Eltern, oder gemeinsam mit ihren Paten daran, dem Geheimnis der Eucharistiefeier auf die Spur zu kommen.
Es wird gemeinsam gegessen, wobei einmal ein Brotfest und einmal ein Versöhnungsfest gefeiert wird. Und generell geht es sehr stark darum, dass Gemeinschaftserfahrungen ermöglicht werden.
Dieser Vorbereitungskurs heißt „Kommunion-Erlebnis-Kurs“ – kurz gesagt „KEK“.
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