Markus Beranek, Leiter des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien.
Markus Beranek, Leiter des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien.
Dieses Jahr ist ein spannendes Jubiläumsjahr für unsere Wiener Erzdiözese. Sie wird nämlich heuer 550 Jahre alt. Aber vor allem feiern wir das 50-jährige Bestehen der drei Vikariate in ihrer heutigen Form. „Die Vikariate sind für mich ein absolutes Erfolgsmodell“, erklärt dazu Pastoralamtsleiter Markus Beranek im Interview mit dem SONNTAG.
Vor mittlerweile 50 Jahren, im September 1969, wurde unsere Wiener Erzdiözese in drei Vikariate geteilt.
Zugleich traten 1969 jeweils drei Bischofsvikare erstmals als Leiter ihrer jeweiligen Vikariate ihren Dienst an. Jeweils für eine Amtsperiode von fünf Jahren. „Das ist zum Glück bis heute so geblieben“, erklärt Markus Beranek, der Leiter des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien.
Er bezeichnet die Vikariate als Erfolgsmodell: „Wir sind nämlich mit der Herausforderung konfrontiert, dass wir einerseits eine Diözese sind, aber andererseits lokal bedingt sehr unterschiedliche Herausforderungen haben. Eine Pfarre in der Großstadt muss im Normalfall ganz anders agieren als eine Pfarre im ländlichen Raum. Die Vikariate sind die beste Antwort auf diese Unterschiedlichkeiten. Sie ermöglichen es uns, dass wir den Blick auf die große Einheit der Erzdiözese Wien richten, aber gleichzeitig gezielter auf lokale Gegebenheiten reagieren können.“
Angesprochen auf die Frage, wo denn konkret die Unterschiede liegen, verweist Beranek auf seine eigene jahrelange Erfahrung. Als junger Priester war er als Jugendseelsorger im Weinviertel tätig, danach leitete er die Pfarre Stockerau und begleitete das Entstehen das Pfarrverbandes „Am Jakobsweg Weinviertel“.
Da er selbst aus Wien stammt, sind ihm auch die Gegebenheiten der Großstadt vertraut: „Wien ist Ballungsraum. Das hat den Vorteil, dass die öffentliche Anbindung normalerweise sehr gut ist und dass die Pfarrgebiete flächenmäßig viel kleiner sind, aber trotzdem verhältnismäßig viele Katholiken am Pfarrgebiet leben. Inmitten der Anonymität der Großstadt sind Stadtpfarren oft wie ein Dorfplatz im eigenen Grätzl.
Die Besonderheit von Landpfarren abseits des sogenannten „Speckgürtels“ rund um Wien sieht Markus Beranek vor allem in der Tatsache, dass sie sich über große – und oft dünn besiedelte - Gebiete erstrecken, wo mitunter „die Jungen oft zum Studieren oder Arbeiten wegziehen und das Thema Mobilität nicht nur im kirchlichen Kontext eine große Herausforderung darstellt, sondern auch wenn es ums Einkaufen, die Schule, Arztbesuche etc. geht.“
Eine besondere Herausforderung speziell für unsere Pfarren im sogenannten Wiener-Speckgürtel sieht der Pastoralamtsleiter „in der Tatsache, dass sich viele Menschen ansiedeln, die aber beruflich und oft auch in der Freizeit weiterhin Richtung Wien orientiert sind. Sie wohnen dann dort, aber fühlen sich in der Gemeinde nicht unbedingt heimisch und nehmen dann auch wenig am Leben des Ortes und eben auch nicht am Pfarrleben teil.“
Die Tatsache, dass unsere Diözese in Vikariate gegliedert ist, trägt laut Markus Beranek wesentlich dazu bei, dass „wir die Quadratur des Kreises irgendwie gut hinbekommen“, und dass trotz dieser jeweils unterschiedlichen Voraussetzungen „ein großes Ganzes und ein gemeinsames Nach-Vorne-Schauen überhaupt möglich ist“.
Dieses „gemeinsame Nach-Vorne-Schauen“ ist es auch, was sich Beranek für das heurige Jubiläumsjahr wünscht.
In allen drei Vikariaten wird es mehrere Veranstaltungen unter dem Motto „50 Jahre Vikariate“ geben, die aber nicht bloß zu „historischen Rückblicken verkommen dürfen“, betont er: „Wir müssen aus dem Verklären der Vergangenheit herauskommen. Mein Appell ist, dass wir das heurige Jubiläumsjahr nicht nur damit zubringen, um uns an geschichtliche Höhepunkte zu erinnern, sondern dass wir aus der Kraft der Geschichte Zukunft gestalten und innovativ werden. Damit wir Menschen noch besser mit der Botschaft des Evangeliums in Berührung bringen können und aus der Kraft des Evangeliums unsere Dörfer und Städte gestalten und verwandeln. Genau darum geht es im pastoralen Entwicklungsprozess APG 2.1, in dem wir als Diözese unterwegs sind.“
Worin Markus Beranek diese „Kraft der Geschichte“ sieht? „Wenn man zurückblickt, wird einem ganz besonders bewusst, dass es – von der Gründerzeit unserer Diözese vor 550 Jahren bis heute – zu jeder Zeit Menschen gegeben hat, die auf unserem Gebiet den Glauben auf ihre Weise gelebt und weitergegeben haben.
Die Geschichte unserer Diözese ist für mich also so etwas wie eine Berufungsgeschichte“, erklärt Markus Beranek: „In einer derart langen und wechselvollen Tradition zu stehen hat für mich schon etwas sehr Bergendes – und gleichzeitig ist es auch ein Auftrag. Auch wir alle gestalten die Geschichte unserer Diözese mit und tragen dazu bei, dass wir in unserer heutigen schnelllebigen Zeit den Zugang zu den Menschen finden. So zeichnet sich unsere Diözese etwa schon lange dadurch aus, dass Christen und die Amtsträger aus unterschiedlichen Herkunftsländern stammen. Das ist die Chance inmitten aller gesellschaftlichen Pluralität und Diversität, als Kirche auch ein Stück Brückenbauer zwischen verschiedenen kulturellen Prägungen zu sein.“
Vikariat Nord (Vikariat "Unter dem Manhartsberg")
14 Dekanate
40 Entwicklungsräume
276 Pfarren
235.350 Katholik/innen
Vikariat Wien-Stadt
21 Dekanate
51 Entwicklungsräume
154 Pfarren
646.903 Katholik/innen
Vikariat Süd (Vikariat "Unter dem Wienerwald")
17 Dekanate
49 Entwicklungsräume
207 Pfarren
328.575 Katholik/innen
Stephansplatz 6/1/5
1010 Wien
T +43 (1) 515 52-3363
F +43 (1) 515 52-3366
E-Mail: pastoralamt@edw.or.at
18. Jänner 1469: Gründungsakt
Durch die Bulle „In supremae dignitatis specula“ von Papst Paul II. werden in Österreich die Bistümer Wien und Wiener Neustadt errichtet. In dieser Bulle wird auch dem römischen Kaiser und seinen Nachfolgern das Recht gegeben, Bischöfe einzusetzen, ein Recht, das der österreichische Kaiser bis 1918 ausübt.
Das Bistum Wien umfasst damals nur das Stadtgebiet von Wien und reicht im Süden bis Mödling. Es gilt als extrem arm und wird Jahrzehnte lang nur von Administratoren verwaltet.
Das kirchliche Leben wird im Laufe der Zeit immer wieder geschwächt – etwa durch die Erste Wiener Türkenbelagerung 1529 und durch die Ausbreitung des Protestantismus.
1722: Wien wird durch Papst Innozenz III. in den Rang einer Erzdiözese erhoben.
1729: Vom Bistum Passau kommt der Distrikt „Unter dem Wienerwald“ mit den Pfarren zwischen Wien und Wiener Neustadt zur neuen Erzdiözese.
1784: Kaiser Joseph II. zwingt die Mutter-Diözese Passau mit einem Vertrag zum Verzicht auf ihre Pfarren in Niederösterreich. Dadurch kommen unter Bischof Christoph Anton Graf Migazzi der Distrikt „Unter dem Manhartsberg“ mit den Pfarren nördlich von Wien, fünf Pfarren der Diözese Raab (Györ) in Ungarn und das 1785 aufgelöste Bistum Wiener Neustadt zum Diözesangebiet.
1. September 1969: Die Wiener Erzdiözese wird in die drei Vikariate gegliedert, die es bis heute gibt.
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at