"Das Wichtigste ist es, Nähe zu den Menschen zu suchen beziehungsweise zuzulassen“, sagt Pfarrer Pucher: „Aus dem Direktkontakt erkennt man, wie es dem Gegenüber geht und was er/sie braucht.“
"Das Wichtigste ist es, Nähe zu den Menschen zu suchen beziehungsweise zuzulassen“, sagt Pfarrer Pucher: „Aus dem Direktkontakt erkennt man, wie es dem Gegenüber geht und was er/sie braucht.“
Die diözesane Weltkirche-Tagung „Encuentro“ („Begegnung“) thematisiert am 18. Mai im Wiener Don Bosco-Haus das von Papst Franziskus gewünschte „Gehen an die Ränder“.
Anja Appel, Geschäftsführerin der Koordinierungstelle für Mission & Entwicklung der österreichischen Bischofskonferenz, und der bekannte Armen-Pfarrer und VinziHaus-Gründer Wolfgang Pucher sprechen am 18. Mai in Wien bei der diözesanen Weltkirche-Tagung.
Was unser Papst meint, wenn er der Kirche empfiehlt, „an die Ränder“ zu gehen?
„Meinem Verständnis nach bedeutet das eine Hinwendung zu den Themen der Peripherie: Sehen und Aufnehmen, um was es geht und dies ins Zentrum tragen“, sagt Anja Appel zum SONNTAG: „Im Zentrum müssen diese Themen eine Rolle spielen, mit VertreterInnen der Peripherie bearbeitet werden und Konsequenzen haben für die gesamte Kirche.“
„Die Kirche ist längst eine Insidergesellschaftlich geworden. Die Braven und Anständigen und Kuscheligen sind sehr willkommen“, betont Armen-Pfarrer Wolfgang Pucher: „Wer sich moralisch (Ehe von Wiederverheirateten) und gesellschaftlich (Drogenabhängige, Alkoholkranke) aus der Mitte der Gesellschaft entfernt, der ist auch in der Kirche selten zu sehen und noch weniger willkommen.“
Wie die von Papst Franziskus gewünschte „arme Kirche für die Armen“ konkret aussehen kann?
„Dies beginnt jeweils bei jedem selber. Wir in Zentraleuropa leben nicht nur im Überfluss, sondern auch verschwenderisch“, unterstreicht Pucher: „Jeder Christ möge sich gelegentlich fragen, ob er das, was er hat oder nützt, im Angesicht der Not dieser Welt wirklich braucht.
Wir müssen uns die Frage stellen, welchen Platz die Armen in unserer Gemeinde haben. Wo können sie teilhaben und mitentscheiden?“
Anja Appel fasst das so zusammen: „Ein Fokus auf das Wesentliche, die Pflege der Freude und des Miteinanders, die Abkehr von materieller Fixierung und ein ‚ins Zentrum stellen‘ der Schöpfung.“
Welche neuen Wege und welche kreativen Methoden es dabei braucht? „Individuell braucht es Metanoia – innere Umkehr. Gemeinschaftlich braucht es Kooperation, Austausch und synodale Formen der Aushandlung“, ist Appel überzeugt: „Es braucht lebendige Streitkultur und Transparenz, nur so können wir als (Welt-)Gesellschaft dringende Fragen angehen.“
„Das Wichtigste ist es, Nähe zu den Menschen zu suchen beziehungsweise zuzulassen“, sagt Pfarrer Pucher: „Aus dem Direktkontakt erkennt man, wie es dem Gegenüber geht und was er/sie braucht.“
Wie die Option für die Armen bei uns aussehen könnte?
„Neben der Caritas- Wohltätigkeit braucht es politisches Engagement für eine Umverteilung der Ressourcen, damit ein gutes Leben für alle möglich ist“, sagt Appel: „Es braucht Widerstand gegen kommunikative und faktische Ausgrenzung. Es braucht Bewusstseinsbildung über die Zusammenhänge und Teilhabemöglichkeiten.“
„Es ist dringend notwendig, darüber nachzudenken, wie viel Platz und Interesse und Engagement wir für jene Menschen aufbringen, die nicht das Mitleid der Gutwilligen wecken und fördern“, ist Pucher überzeugt: „Arm sind nicht nur jene, die Mitleid erwecken, sondern auch schwierige Menschen, die einem das Helfen schwermachen – hässliche Armut.“
„Vinzi“-Pfarrer Wolfgang Pucher CM. + Dr. Anja Appel.
Encuentro am 18. Mai
„ENCUENTRO“ („Begegnung“) ist die Plattform für Weltkirche in der Erzdiözese Wien. Die diözesane Weltkirche-Tagung steht heuer im Zeichen beispielhafter Erfahrungen des „an die Ränder Gehens“ in der österreichischen Ortskirche und in der Kirche von Burkina Faso.
Einem Einleitungsstatement von Anja Appel, Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle für Mission & Entwicklung der Österreichischen Bischofskonferenz, folgen Impulse von Armen-Pfarrer und VinziHaus-Gründer Wolfgang Pucher CM und Didier Ouedraogo und Odette Savadogo von der Caritas Burkina Faso.
Der Nachmittag ist der Vertiefung in fünf Workshops gewidmet und schließt mit einer interkulturellen spirituellen Feier.
Samstag, 18. Mai, 9.30 – 16.30 Uhr,
Don Bosco Haus,
Wien 13.
bis 3. Mai im Referat Weltkirche,
Tel. 01/515 52-3355,
E-Mail: weltkirche@edw.or.at oder www.weltkirche.wien.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at