Pressegespräch der Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrt in Wien.
Pressegespräch der Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrt in Wien.
Pressegespräch der Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrt. Caritas-Generalsekretär Wachter: "Zwar erfreulich, dass sich Bundesregierung des Zukunftsthemas Pflege annimmt, doch seit der Präsentation des Plans im Dezember hört man nichts mehr".
Fünf große Pflegeorganisationen - Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe - haben bei einer Pressekonferenz am Montag, 29. April 2019 in Wien Sozialministerin Beate Hartinger-Klein an die im Dezember 2018 für Frühjahr 2019 angekündigte parlamentarische Pflege-Enquete erinnert, über die man seit Monaten nichts mehr gehört habe. Die fünf großen Player im Pflegebereich wollen zudem nicht - wie zuletzt bei dem von Hartinger organisierten "PFLEGE.fit"-Forum im März - "nur auf der Zuhörerbank sitzen", sondern "so wie die Sozialpartner in Sprecherfunktion" auftreten. Die fünf sind im Dachverband BAG (Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrt) zusammengeschlossen.
Im Dezember war der Zeitplan für die von der Regierung angestrebte Neu-Organisation des gesamten Pflegebereichs bekannt gegeben worden. Erwartet wird weiterhin, dass die Regierung im Mai oder Juni mit einer Pflege-Enquete unter Einbindung aller Beteiligten startet. Die Regierung hatte im Dezember einen 15-seitigen "Masterplan Pflege" präsentiert. Bis Ende 2019 soll zudem eine "Generallösung" bei der Pflegefrage auf den Weg gebracht werden. Ziel ist u.a. eine nachhaltige finanzielle Lösung. Grundsätzliches Bestreben der Regierung ist es, dass die Pflege, wenn immer möglich, zuhause stattfindet.
Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter sagte bei der Pressekonferenz am Montag, man sei zwar "erfreut, dass sich die Bundesregierung des Zukunftsthemas Pflege annimmt", doch seit der Präsentation des Plans höre man nichts mehr - "es ist jetzt Zeit für konkrete Schritte". Immerhin werde im Jahre 2050 eine Million Österreicher älter als 80 Jahre sein. Es gehe darum, pflegebedürftige Menschen bestmöglich zu unterstützen. Es gehe aber auch um die dringend notwendige Hospiz-Finanzierung. "Hospizarbeit nahezu nur aus Spenden zu finanzieren - das kann es nicht sein. Das möchte ich mit besonderem Nachdruck betonen", so Wachter.
Kritik übte er auch am "föderalen Stückwerk" der Finanzierung der Organisation der Langzeitbetreuung und -pflege. Es gebe "enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern im Leistungsangebot und den Kosten, obwohl die Menschen "von Ost bis West die gleichen Steuern zahlen".
Der Caritas-Generalsekretär forderte deshalb die Weiterentwicklung des Pflegefonds zu einem "gewichtigen Steuerungsinstrument". Es müsse sichergestellt werden, dass auch weiterhin die Länder für die Angebote in der Pflege zuständig seien, aber unter einheitlichen Regelungen und Bedingungen. Um ein Leben in Würde bis zuletzt für alle Menschen in Österreich sicher zu stellen, brauche es - wie im "Masterplan Pflege" angedacht - Transparenz bei den Leistungen in ganz Österreich. "Alle Menschen in Österreich sollten klar darüber Bescheid wissen, welche Betreuungsmöglichkeiten es gibt und wie viel diese kosten", sagte Wachter, der auch BAG-Vorsitzender ist. "Wenn ich meine pflegebedürftige Mutter zu mir nach Hause hole und damit eine Landesgrenze überschreite, dürfen dadurch keine Nachteile entstehen - weder in der Versorgungsmöglichkeit noch bei den Kosten." Momentan gebe teils große Unterschiede bei den Kosten von Pflegeangeboten in den Bundesländern.
Den Ausbau der mobile Betreuung forderte Rot-Kreuz-Generalsekretär Werner Kerschbaum. Aktuell lebten 85 Prozent der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen zu Hause, "damit das auch in Zukunft so bleiben kann, muss die Pflege zu Hause gestärkt und die Lücke zwischen der 24-Stunden-Betreuung und der stundenweise mobilen Betreuung geschlossen werden", erläuterte er. "Genauso wichtig ist es, darauf hinzuarbeiten, dass die Menschen länger fit und selbständig bleiben." Dabei verwies Kerschbaum auf das Schweizer Modell eines kostenlosen viermal jährlichen präventiven Hausbesuchs ab dem 75. Lebensjahr, bei dem es auch um Fragen wie altersgerechte Wohnraumadaptierung geht.
Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser forderte eine stärkere Entlastung pflegender Angehöriger. Der "Masterplan Pflege" der Bundesregierung setze trotz der bereits jetzt starken Belastungen verstärkt auf Angehörige und sehe keine Finanzierung für den Ausbau professioneller Unterstützung vor. "Das ist kein Zukunftsmodell zur Lösung der Pflegefrage, zumal die Hälfte der pflegenden Angehörigen schon über 60 Jahre alt, und ihre Kraft nicht grenzenlos ist", so Moser.
Roland Wallner vom Hilfswerk Österreich forderte eine signifikante Erhöhung des Pflegegelds in allen Stufen statt eines weiteren "Herumdokterns". Wallner verwies auf den massiven Kaufkraftverlust der vergangenen Jahre. Noch besser als die bloße Erhöhung wäre allerdings eine echten Modernisierung des Systems punkto Einstufung und Leistungsprofil. "Dann könnten die Lebensrealitäten von Betroffenen besser erfasst werden. Denn neben körperlichen Einschränkungen, gilt es auch neurologische, psychiatrische und psychosoziale sowie lebenssituative Aspekte zu berücksichtigen", so Wallner.
Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger verwies auf den bereits jetzt dramatischen Fachkräftemangel. Bis zum Jahr 2050 sei mit einem Anstieg der Pflegebedürftigen von derzeit 450.000 auf 750.000 Personen zu rechnen, aber schon jetzt gebe es in vielen Bereichen einen Mangel vor allem an diplomiertem Personal. Zur Behebung müssten neue Wege in der Ausbildung gegangen werden. Fenninger: "Es muss leichter werden, den Weg in die Pflege zu finden, Umstiege müssen besser gefördert werden. Der Beruf soll für NeueinsteigerInnen attraktiver werden, und die Verweildauer im Beruf kann nur durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen erhöht werden. Die Zeit drängt, rasches Handeln ist nötig."
Fünf Wiener Fachkliniken der "Vinzenz Gruppe" luden vergangenen Samstag, 27. April, zu einem Tag der offenen Tür. Rund 1.300 Besucher nutzten die Möglichkeit, um mehr über die Einrichtungen zu erfahren, hieß es in einer Aussendung am Montag. Die Besucher erwartete eine "Live-OP", spezielle Führungen, Gesundheitschecks, "Medizin zum Mitmachen" sowie persönliche Beratungen. Mit den fünf im Rahmen der "Strategie 2020. Für eine gesunde Zukunft" gegründeten Fachkliniken will die "Vinzenz Gruppe" Spitzenmedizin und Erfahrung bündeln. Gedacht sind die Fachkliniken als hochspezialisierte Kompetenzzentren rund um ein jeweiliges Fachgebiet, hieß es in der Aussendung weiter.
Konkret handelt es sich bei den fünf Fachkliniken um das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, das Orthopädische Spital Speising, das St. Josef Krankenhaus Wien, das Spital Göttlicher Heiland sowie das Herz-Jesu Krankenhaus. Die "Vinzenz Gruppe" ist einer der größten privaten Träger von gemeinnützigen Gesundheitseinrichtungen in Österreich. 2017 betrug der Umsatz der Gruppe 754 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter belief sich auf 8.108 Personen. Das Prinzip des Verbundes ist die Gemeinnützigkeit, die Gruppe arbeitet nicht gewinnorientiert. Die Ordenskrankenhäuser, Pflegehäuser, Rehabilitationseinrichtungen und Präventionsangebote stehen allen Menschen offen, ohne Ansehen ihrer Konfession und ihrer sozialen Stellung.