Michael Chalupka vor der Synode, die ihn zum Nachfolger von Michael Bünker wählte.
Michael Chalupka vor der Synode, die ihn zum Nachfolger von Michael Bünker wählte.
Bei der Wahl hatte es mit dem Kärntner Superintendenten Manfred Sauer sowie dem Pfarrer aus Wallern (OÖ), Andreas Hochmeir, zwei weitere Kandidaten gegeben.
Michael Chalupka ist neuer Bischof der evangelischen Kirche des Augsburger Bekenntnisses (A.B.) in Österreich. Die 65 Mitglieder umfassende evangelische Synode wählte den langjährigen Diakonie-Direktor, der bei dem evangelischen Hilfswerk Geschäftsführer des Bildungsbereichs ist, am Samstagabend, 4. Mai 2019 im Wiener Albert-Schweitzer-Haus in geheimer Abstimmung zum neuen Leiter der knapp 280.000 evangelisch-lutherischen Christen in Österreich.
Chalupka folgt auf Bischof Michael Bünker, der vor wenigen Tagen seinen 65. Geburtstag feierte und Ende August seinen Ruhestand antritt. Chalupkas Amtseinführung soll im Herbst stattfinden.
Bei der Wahl hatte es mit dem Kärntner Superintendenten Manfred Sauer sowie dem Pfarrer aus Wallern (OÖ), Andreas Hochmeir, zwei weitere Kandidaten gegeben, die wie Chalupka zuvor von den Superintendentialversammlungen, in denen die Delegierten der einzelnen Pfarrgemeinden in der jeweiligen Diözese zusammenkommen, nominiert worden waren.
Die Entscheidung fiel erst im 12. Urnengang, informierte der evangelische Pressedienst epd in seinen laufenden Berichten auf Twitter. Bei den ersten Wahlgängen hatten sich Chalupka und Hochmeir ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert vor Sauer, der seine Kandidatur nach dem sechsten Durchgang und einer zwischenzeitlichen internen Personaldebatte zurückzog. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Sauers Wähler geschlossen zu Chalupka wechselten. Erst nach einer weiteren internen Gesprächsrunde nach dem elften Durchgang erreichte Chalupka das Quorum; nach dem 13. Urnengang ohne Ergebnis hätte die Wahl neu ausgeschrieben werden müssen.
Michael Chalupka wurde 1960 in Graz geboren und studierte evangelische Theologie in Wien und Zürich. Nach einem zweijährigen Italienaufenthalt als Studienleiter am ökumenischen Zentrum in Prali war er ab 1989 evangelischer Pfarrer in Mistelbach, und schließlich steirischer Fachinspektor für Religionsunterricht. Von 1994 bis 2018 leitete er als Direktor das evangelischen Hilfsorganisation Diakonie Österreich, wo er seither Geschäftsführer der Diakonie Bildung ist. Weiters war Chalupka 1995 Mitinitiator der Armutskonferenz, ab 1999 Vorsitzender des Evangelischen Hilfswerks in Österreich und ab 2006 Vorsitzender des Evangelischen Schulwerkes A.B. Wien. Seit 2000 ist er Präsident des Österreichischen Komitees für Soziale Arbeit (ÖKSA).
In seiner Vorstellung vor den Synodalen hatte Chalupka am Samstagvormittag die Rolle der Gemeinden als Begegnungsorte unterschiedlichster Menschen hervorgehoben. Diese Funktion sei in einer pluralen Gesellschaft besonders wertvoll. Der frühere Diakonie-Direktor verwies zudem auf das notwendige Zusammenspiel von Kirche und Diakonie. Die zunehmende Säkularisierung und das Abdrängen von Glauben und Kirche ins Private bezeichnete er im Vorfeld als eine "zentrale Herausforderung" der evangelischen Kirche. Der Glaube sei ein "Geschenk Gottes, das uns in Dienst nimmt und befähigt, mutig Kirche in der Diaspora zu sein".
Unmittelbar vor der Wahl am Samstag hatten sich die drei Bischofskandidaten einem ausführlichen Hearing unterzogen. Bei der Fragerunde ging es u.a. um evangelische Identität, Herausforderungen angesichts sinkender Mitgliederzahlen, Visionen zu Stärkung der Gemeinden, Kooperationen und verstärkte Nutzung von Synergien, aber auch um Kirche in Zeiten der Digitalisierung. Die Synodalen gedachten zudem des Kärntner evangelischen Pfarrers Norman Tendis, der Anfang März bei einem Flugzeugabsturz in Äthiopien ums Leben gekommen war.
Gestartet war die Synode bereits am Freitagabend mit einem Gottesdienst in der Lutherkirche in Wien-Währing. Der Präsident der Synode, Peter Krömer, wurde dabei offiziell in sein Amt eingeführt. Krömer ist St. Pöltner Rechtsanwalt, seit 1984 Mitglied der evangelischen Synode und seit 1992 deren Präsident. Der amtierende Bischof Michael Bünker erklärte in seiner Predigt, Kirche entstehe dort, "wo sich Jesus Menschen ruft" und wo es eine "Mahlgemeinschaft" gebe. Beim letzten Abendmahl Jesu seien die ersten Ämter sichtbar geworden, wie auch der Auftrag an Petrus zum Hirtendienst.
Der neue evangelische Bischof Michael Chalupka hat in seinen ersten Worten nach der Wahl seinen Willen bekundet, Brücken zwischen den verschiedenen Traditionen innerhalb seiner Kirche zu bauen. Er wolle alle Strömungen wahrnehmen und sehe das Aufeinander-Zugehen als Auftrag aller, sagte er am Samstagabend laut dem evangelischen Pressedienst epd. Das Evangelium stehe für eine "Gemeinschaft, die niemanden ausgrenzt". Chalupka wird laut Mitteilung der evangelischen Kirche sein Amt am 1. September antreten.
"Ich nehme die Wahl mit Freude und Dankbarkeit an", sagte Chalupka kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses und zeigte sich "überwältigt und berührt" von der "intensiven Auseinandersetzung" um dieses Leitungsamt. Die Rolle des evangelischen Bischofs hatte Chalupka als "Ermöglicher" bezeichnet, zudem enthalte sie auch ein geistliches Element: "Wenn der Bischof öffentlich spricht ist es immer ein Akt der Verkündigung."
Die beiden anderen Kandidaten bei der Wahl gratulierten dem neuen Bischof. Der oberösterreichische Pfarrer und Senior Andreas Hochmeir, der bei den ersten Wahlgängen mit Chalupka fast gleichauf lag und beim entscheidenden zwölften Wahlgang 14 Stimmen erhielt, bot dem neuen Bischof die Zusammenarbeit an und bezeichnete das gemeinsame Ringen um die Entscheidung als "wichtigen Lernprozess". Auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer, der seine Kandidatur nach dem sechsten Wahlgang zurückgezogen hatte, gratulierte und wünschte Chalupka "Gottes inspirierenden Geist" für das Amt.
Auf Twitter gratulierte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem neuen evangelischen Bischof. "Lieber Michael Chalupka, herzliche Gratulation zu Ihrer Wahl zum Bischof. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute für Ihre neue und sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Ich freue mich auf künftige Begegnungen und eine guten und intensiven Austausch mit Ihnen", schrieb das Staatsoberhaupt, das erst vor wenigen Tagen seinen Wiedereintritt in die evangelische Kirche bekanntgegeben hatte.
Unmittelbar nach seiner Wahl zum Nachfolger von Michael Bünker als Bischof der evangelischen Kirche A.B. am Samstagabend haben Spitzen der katholischen Kirche Michael Chalupka gratuliert. Der in der Katholischen Bischofskonferenz für Ökumenefragen zuständige Linzer Bischof Manfred Scheuer erklärte in einer ersten Stellungnahme gegenüber "Kathpress", er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Chalupka in der Gemischt-Katholisch-Evangelischen Kommission und im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich.
Den neuen evangelischen Bischof würdigte Scheuer dafür, dass er sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stark im diakonischen Bereich profiliert habe. "Er war und ist eine prophetische Stimme in Österreich und ein Anwalt der Armen und der Schwachen", so der Linzer katholische Bischof. Seinem evangelischen Amtskollegen wünsche er "Gottes Geist und Segen für die neue Aufgabe als Bischof", sagte Scheuer. Er sei "überzeugt, dass wir als Kirchen gemeinsam dem Evangelium ein Gesicht geben können".
Glückwünsche für Michael Chalupka kamen am Samstag auch von Militärbischof Werner Freistetter. Er freue sich auf die gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem neugewählten evangelischen Bischof im Sinne gelebter Ökumene; diese sei zwischen evangelischer und katholischer Kirche in Österreich "seit vielen Jahren auf einem sehr guten Weg und von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt".
Sichtbar wird diese Wertschätzung nach den Worten Freistetters u.a. im Ökumenischen Rat der Kirchen, jedoch auch in den persönlichen Gesprächen mit evangelischen Bundesheer-Mitgliedern. Die Zusammenarbeit mit der evangelischen Militärsuperintendentur sei "von großem Vertrauen gekennzeichnet", würdigte der Bischof. Die Militärseelsorger beider Konfessionen wirkten "Hand in Hand, mit dem gemeinsamen Ziel, die seelsorgliche Betreuung der uns anvertrauten Soldatinnen und Soldaten zu gewährleisten", so der Militärbischof.