Die Kinder spüren die Freuden und Sorgen der Mütter. Der häufigste Grund, warum Frauen die St. Elisabeth-Stiftung aufsuchen, sei aber derzeit die prekäre Wohnsituation in Wien.
Die Kinder spüren die Freuden und Sorgen der Mütter. Der häufigste Grund, warum Frauen die St. Elisabeth-Stiftung aufsuchen, sei aber derzeit die prekäre Wohnsituation in Wien.
„Mama, du schaffst das!“ lautet das Motto der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien, die schwangere Frauen, wohnungslose alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern und Familien in schwierigen Lebenssituationen unterstützt. Damit dieses Motto jeden Tag aufs neue Wirklichkeit wird, dafür arbeiten dutzende Menschen. Eine von ihnen ist die Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung – die 30-jährige Nicole Meissner.
Wer mit Nicole Meissner über ihre Arbeit spricht, dem ist rasch klar, dass sie sie mit viel Energie, Herzblut und Einsatzbereitschaft ausfüllt. Man hört es ihr an; und man sieht es ihr an.
Etwa wenn sie von den 60 Paletten Windeln erzählt, die die St. ElisabethStiftung im vergangenem Jahr von einer großen Firma gespendet bekommen hat. „Im ersten Moment haben wir kaum gewusst, wo wir die unterbringen sollen, aber wir haben in unserem Sachspendenlager natürlich Platz dafür gemacht, weil klar war, dass wir damit viele, viele Klientinnen glücklich machen können.“
Oder wenn sie von der Motorrad-Wallfahrt vor einigen Tagen berichtet. „Es waren insgesamt 300 Biker, die sich in den Dienst der guten Sache stellten und die Park&Pray Stationen der Erzdiözese Wien anfuhren, um damit auf die Arbeit der St. Elisabeth-Stiftung aufmerksam zu machen. Den Abschluss bildete ein Segen von Dompfarrer Toni Faber am Stephansplatz.“
Seit September 2018 ist Nicole Meissner Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien. Zu ihren Aufgaben zählt es, „die strategische Ausrichtung des Unternehmens festzulegen“, wie sie sagt. „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich denken jeden Tag darüber nach, wie wir den Frauen, die zu uns kommen, besser und zielgerichteter helfen können“, erzählt sie im Gespräch mit dem SONNTAG.
Über 1000 Frauen haben im vergangenen Jahr den Weg zur St. Elisabeth-Stiftung gefunden. „Es werden jedes Jahr mehr“, sagt Nicole Meissner.
Teilweise kommen Frauen in der Beratungsstelle, die nur eine Kleinigkeit brauchen. „Manchmal reicht es etwa, wenn unsere Beraterinnen den Frauen zeigen, wie man Kinderbeihilfe beantragt“, erzählt Nicole Meissner.
Manchmal ist den Frauen schon mit einem Paket Windeln oder ein paar Baby-Gläschen geholfen.
Manchmal geht es um offene Rechnungen, die nicht bezahlt werden können. „Oft reden wir da wirklich nur von einer einzigen Rechnung“, sagt Nicole Meissner: „wenn etwa nach einem langen Winter die Heizkosten explodieren und plötzlich mehr Geld benötigt wird, als die Frauen dafür zurückgelegt haben.
In so einem Fall bin ich dann, sind wir dann wirklich froh, dass wir die Möglichkeit haben, den Frauen manchmal auch finanziell unter die Arme greifen zu können, denn andernfalls geraten sie ganz schnell in eine Abwärtsspirale.“
Der häufigste Grund, warum Frauen die St. Elisabeth-Stiftung aufsuchen, sei aber derzeit die prekäre Wohnsituation in Wien.
„Wohnraum in Wien ist wirklich teuer. Gemeindewohnungen bilden da eine Ausnahme, aber die meisten Frauen, die in die Beratungsstelle der Elisabeth-Stiftung kommen, haben keinen Anspruch auf eine Gemeindewohnung und müssen sich am freien Markt umschauen.
Da kann man zwar schon auch Glück haben, aber die meisten Wohnungen sind einfach zu teuer“, sagt Nicole Meissner.
Manche Frauen fänden dann im Mutter Kind Haus der St. ElisabethStiftung einen Platz, anderen könne man eine Startwohnung anbieten. „Das Wohnproblem mit diesen Maßnahmen erstmal zu entschärfen, hilft den Mamas und den Kindern gleichermaßen“, betont Nicole Meissner: „Das macht mich besonders glücklich.
Wenn Mamas von Existenzängsten bedroht sind, sich dauernd sorgen, wo sie wohnen können, dann spüren das die Kinder und das macht etwas mit ihnen.
Ich denke gerne langfristig und das bedeutet, wir müssen nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Kinder da sein. Sie sind die nächste Generation.“
Damit ein Kind gut aufwachsen kann, seien viele Dinge nötig: „Eine stabile Wohnsituation ist unserer Erfahrung nach das Um und Auf dabei, sich sicher zu fühlen. Nur wenn die Wohnsituation geklärt ist, kann Ruhe in eine Familie einkehren und sie nachhaltig stabilisieren. Wenn uns das gelingt, und das tut es immer wieder, dann macht das natürlich schon besonders große Freude“, sagt Nicole Meissner.
Ihre Arbeit macht Nicole Meissner aber nicht nur Freude, weil sie sieht, dass sie etwas Sinnvolles tut und Menschen damit nachhaltig helfen kann. Auch die Tatsache, dass sie mit ihrer Arbeit zeigt, was die katholische Kirche an guten Dingen in der Gesellschaft bewirkt, freut sie.
„Die Kirche ist mir ein Herzensanliegen“, sagt sie. Ihre Großeltern seien sozusagen „Schuld“ daran, dass sie sich mit der Kirche und dem Glauben so eng verbunden fühlt. „Als ich klein war, hat mich mein Großvater jeden Sonntag von daheim abgeholt und ist mit mir in die Kirche gegangen“, erzählt sie.
Und ihre Großeltern seien es auch gewesen, die ihr ihr Leben lang gezeigt hätten, dass im Vertrauen auf Gott alles geht. „Meine Großeltern sind 95 und 94 Jahre alt, 65 Jahre lang verheiratet – da gab es bestimmt auch Höhen und Tiefen, aber sie haben alles miteinander – und im Glauben gepackt. Das hat mich immer beeindruckt und bestimmt auch geprägt.“
Seit vielen Jahren ist sie Pfarrgemeinderätin und Jungschar- und Ministrantengruppenleiterin in der Pfarre Tattendorf in Niederösterreich. „Das mache ich unheimlich gerne – eines der Highlights in meiner Woche“, sagt sie strahlend.
Ihr Glaube helfe ihr jeden Tag bei ihrer Arbeit. Aber auch die Tatsache, dass sie seit Kindheitstagen „eine wahnsinnig starke soziale Ader“ habe, leite sie in ihrem Arbeitsalltag.
„Der christliche Glaube beinhaltet, dass man sich nach Kräften für Menschen in Not einsetzt“, sagt sie mit Überzeugung und Nachdruck in der Stimme.
Natürlich gebe es in ihrem Arbeitsalltag auch immer wieder Situation, in denen sie an ihre Grenzen stoße. „Alle Frauen, die zu uns kommen, brauchen unsere Hilfe“, sagt Nicole Meissner: „Aber manchmal kommen Frauen, mit denen ich ganz besonders mitleide.“
Etwa mit jener Frau, die Hilfe bei der St. Elisabeth-Stiftung suchte, weil sie und auch ihr Kind großer häuslicher Gewalt ausgesetzt waren. „Gerade da bin dann froh, dass ich so ein unfassbar starkes Team habe, dass die notwendigen Entscheidungen trifft, Lösungen findet.“
Ihr Team, das seien dann nicht nur die Beraterinnen, sondern auch alle, die im administrativen Bereich tätig seien, alle Haustechniker, die dafür sorgen, dass alle Wohnungen und auch die Räumlichkeiten der St. Elisabeth-Stiftung in gutem Zustand sind, die Gehörlosen, die in der Webstube und Kreativwerkstatt basteln, die Sozialarbeiter – einfach alle, die hier arbeiten und etwas bewirken wollen.
„Österreichweit gesehen, sind wir eigentlich eine kleine Institution, aber im Rahmen unserer Möglichkeiten sind wir ganz schön groß“, sagt sie lachend.
Wer mit Nicole Meissner über ihre Arbeit spricht, dem ist rasch klar, dass sie sie mit viel Energie, Herzblut und Einsatzbereitschaft ausfüllt. Man hört es ihr an; und man sieht es ihr an. Z. B.: „Es waren insgesamt 300 Biker, die sich in den Dienst der guten Sache stellten und die Park&Pray Stationen der Erzdiözese Wien anfuhren, um damit auf die Arbeit der St. Elisabeth-Stiftung aufmerksam zu machen. Den Abschluss bildete ein Segen von Dompfarrer Toni Faber am Stephansplatz.“
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