Neben der Pfarrkirche. Die Reste des Dachgeschosses werden mühsam abgetragen.
Neben der Pfarrkirche. Die Reste des Dachgeschosses werden mühsam abgetragen.
370 Menschen, darunter die Seelsorger der Pfarre, sind von der Brandkatastrophe in Neusimmering betroffen. Gemeinsam mit dem Verein „Leiwandes Simmering“ engagiert sich die Caritas vor Ort.
Ich bin traurig, aber nicht hoffnungslos“, sagt Pfarrer P. Jan Soroka CR von der Pfarre „Zur göttlichen Liebe“ beim Gespräch mit dem SONNTAG am 15. Mai – fünf Tage, nachdem ein Großbrand am 11. Mai viele Existenzen zerstört hat.
370 Menschen, Frauen, Männer und Kinder, die in unmittelbarster Nachbarschaft zur Pfarrkirche Neusimmering am Enkplatz (Dekanat Wien 11) wohnen, sind betroffen.
Viele Menschen haben alles verloren, sie übernachten in Notquartieren, in Hotels oder bei Freunden und Verwandten. Sie mussten jetzt von einem Tag auf den anderen von vorne beginnen.
„Wir sind Gott sei Dank alle am Leben“, sagt Pater Jan: „Gott sei Dank, dass dieser Brand am helllichten Tag und nicht in der Nacht ausgebrochen ist, sonst wären viele Menschen ums Leben gekommen. Es ist wirklich ein Wunder, dass alle leben, es gab nur ein paar Verletzte.“
„In diesen schweren Tagen wollen wir als Kirche den Menschen Hoffnung geben“, betont der Pfarrer. Besonders die Caritas engagiert sich hier vor Ort sehr stark, gemeinsam mit dem Bezirk und dem überparteilichen Verein „Leiwandes Simmering“ (VLS).
„Es ist einfach wichtig zu helfen, ohne auf die Herkunft und auf die jeweilige Religion zu schauen“, sagt Pater Jan. „Wir haben für die Betroffenen auch die Kirche für die Zusammenkünfte geöffnet, es gab Tee und Kaffee und die Menschen konnten sich wärmen.
Hier bekommen die Menschen Informationen und Hilfe.“ Dankbar ist der Pfarrer für die Hilfsbereitschaft: „Es ist bewunderswert, dass angesichts dieses Unglücks so viele Menschen helfen wollen, ihre Nächstenliebe und Menschlichkeit zeigen. Die Not bringt die Menschen zusammen.“
Die am Enkplatz wohnhaften drei Patres (von der polnischen Provinz der Resurrektionisten) haben ihre Wohnungen verloren, zwei Patres wohnen jetzt vorübergehend im Pfarrhof der Teilgemeinde Hasenleiten, Pater Jan ist bei Freunden in der Nähe der Pfarrkirche untergekommen.
„Wir haben jetzt kein Zuhause mehr, aber liebe Freunde“, sagt er. „Es ist wichtig, einfach da zu sein und zuzuhören“, betont Pater Jan.
„Es wird noch einige Wochen dauern, bis die Menschen ihre Wohnungen in den unteren Stockwerken betreten können. Daher ist die emotionale Belastung in diesen Tagen sehr groß, wenn die Menschen die übriggebliebenen Kamine ihrer Dachwohnungen Tag für Tag sehen“, unterstreicht der Pfarrer: „Als Hirte will ich bei meiner Herde bleiben. Ich hätte in diesen Tagen auch eine große Feier in meiner Heimat in Polen gehabt, aber ich muss jetzt bei den Menschen bleiben, bei ihnen sein, mit ihnen leiden.“
Pfarrsekretärin und Religionslehrerin Julita Janiszewska hat ihre Wohnung im fünften Stock verloren. Fünf Tage nach dem Großbrand sagt sie zum SONNTAG: „Es geht mir einfach schlecht mit dem Gefühl, kein Zuhause mehr zu haben.
Als ich am Samstag gesehen habe, wie die Wohnung brennt und ich nichts machen, nichts mehr holen konnte, da blieb mir nur die kleine Hoffnung, dass irgendwie etwas noch übrigbleibt.“ Während des sich ausbreitenden Brandes konnte sie „schnell noch ein paar Sachen“ in die unteren Stockwerke tragen.
Am 14. Mai betrat sie nach dem Brand wieder erstmals ihre Wohnung, von der fast nichts übriggeblieben ist. „Eine Kommode mit den wichtigsten Dokumenten, mit den Zeugnissen und Diplomen, die war noch in Ordnung. Da fiel mir ein Stein vom Herzen. Und ein Schuhkasten.
Sonst war nichts mehr vorhanden“, erzählt sie: „Das Schlafzimmer ist komplett verbrannt, es blieb ansonsten nichts mehr übrig.“ Die wichtigsten Informationen erhält sie – wie alle anderen – im Bezirksamt am Enkplatz.
Mittlerweile hat sie auch schon eine Ersatzwohnung ansehen können. „Ich denke in dieser Situation auch an die Familien, die kleine Kinder haben, mit all ihren Sorgen“, sagt sie.
Im Bezirksamt Simmering am Enkplatz betreut seit dem 12. Mai der Verein „Leiwandes Simmering“ (VLS) in zwei Sälen das große Sachspendenlager. „Wir haben für die Betroffenen Kleidung, Spielsachen für die Kinder, Babynahrung, Windeln und Schuhe bekommen“, zählt Patrick Horn, Vorstandsmitglied des VLS, auf. Er ist seit dem 12. Mai immer wieder gemeinsam mit vielen Helferinnen und Helfern da.
Eine „bunt zusammengewürfelte Gruppe“, sagt Horn. „Dieses Mal beglücken wir als Verein die Menschen nicht mit dem Maibaum, dem Erntedankfest oder dem Christkindl-Markt, sondern dieses Mal helfen wir angesichts der Katastrophe“, sagt Horn zum SONNTAG.
Im Spendenlager Viele Freiwillige helfen im Bezirksamt Simmering mit, die Sachspenden an den Verein „Leiwandes Simmering“ zu sortieren und auszugeben.
Betroffen Pfarrer Pater Jan Soroka CR und Pfarrsekretärin Julita Janiszewska, die ihre Wohnung durch den Großbrand vollständig verloren hat.
„Als Caritas ist es uns wichtig, hier rasch zu helfen. Not sehen und handeln: Das ist unser Motto. Hier in Österreich und darüber hinaus weltweit“, sagt Klaus Schwertner von der Caritas.
Gemeinsam mit dem Verein „Leiwandes Simmering“ hat die Caritas noch am 12. Mai eine Hilfsaktion gestartet.
Spendenkonten Caritas Erzdiözese Wien:
RBI Raiffeisen Bank International,
IBAN: AT16 3100 0004 0405 0050,
Kennwort: Simmering/Großbrand.
Diese Spenden kommen ausschließlich den Opfern des Brandes zugute. Jede Spende ist auch steuerlich absetzbar.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at