Über eine Million Euro in Anbau mit Lift und direktem Ausgang ins Freie investiert - Anfangs umstrittener Zubau in Endauswahl für Europäischen Architekturpreis.
Über eine Million Euro in Anbau mit Lift und direktem Ausgang ins Freie investiert - Anfangs umstrittener Zubau in Endauswahl für Europäischen Architekturpreis.
Über eine Million Euro in Anbau mit Lift und direktem Ausgang ins Freie investiert. Nach Überzeugung Ottillingers muss die Kirche heute "wie eine Burg sein, die fest steht im Ansturm des Atheismus und der Gleichgültigkeit der Menschen".
Die Wotruba-Kirche am Georgenberg im 23. Wiener Gemeindebezirk hat jetzt einen barrierefreien Zugang. Für den lang geforderten Zubau zu dem architektonisch bemerkenswerten Gotteshaus aus Betonblöcken, zu dem neben einem Lift auch ein zusätzlicher Saal mit direktem Ausgang ins Freie gehört, wurden ca. eine Million Euro investiert. Damit ist die Kirche auch für Kinderwägen und Rollstühle zugänglich.
"Da die Kirche auf einem Hügel liegt, waren viele der älteren Mitglieder von der Messfeier ausgeschlossen", erläuterte Diakon Hubert Keindl im Gespräch mit "Kathpress". Ein Gründungsmitglied der Gemeinde konnte zum Beispiel nur mehr die ebenerdige Unterkirche erreichen und von dort aus der Messe folgen. Keindl zeigt sich sehr glücklich über den neuen Anbau: "Jetzt können endlich alle Gemeindemitglieder in würdiger Weise an der Messe teilnehmen".
Der Anbau an die Kirche hatte im Vorfeld für viele Kontroversen gesorgt. Laut Diakon Keindl sprach sich Architekt Fritz Mayr, der die 1976 eingeweihte Kirche nach einer Idee des international bekannten Künstlers Fritz Wotruba geplant hatte, anfänglich gegen den Anbau aus. Nachdem er das Endergebnis gesehen hatte, revidierte er jedoch seine Meinung: "Am Tag der Eröffnung war Mayr anwesend und versprach, nie wieder etwas Negatives über den Anbau zu sagen", erzählte Keindl.
Die Pfarrgemeinde unterstützte von Anfang an das Anbau-Projekt des Architektenbüros Formann und Puschmann. Sie war davon überzeugt, dass der Anbau den hohen architektonischen Ansprüchen von Wotruba entspricht. Internationale Architekten sehen das offenbar genauso, da das Anbau-Projekt in die Endauswahl für den Europäischen Architekturpreis aufgenommen wurde.
Die Kuratorin der Fritz-Wotruba-Privatstiftung, Gabriele Stöger-Spevak, sieht im Zubau eine "Förderung der Rezeption des Werkes" des österreichischen Bildhauers. Bauliche Maßnahmen sollten ermöglichen, die Zugänglichkeit und Nutzung sowie die weitere Wahrnehmung dieses bedeutenden monumentalen Kirchenbaus der Moderne zu begünstigen. Außerdem werde ein gebührender Abstand zur Kirche eingehalten - mehr als der doppelte des seinerzeit von Wotruba geforderten.
Der neue Anbau wurde pünktlich zum 100. Geburtstag von Margarethe Ottillinger (1919-1992) eingeweiht. Die Beamtin und erfolgreiche Managerin hatte den Bau der Kirche am Georgenberg initiiert und sich für wichtige Einrichtungen wie das Afro-Asiatische Institut und die Stiftung "Pro Oriente" eingesetzt. Das Leben der tiefgläubigen Katholikin nahm eine tragische Wendung, als sie von den sowjetischen Besatzern 1949 wegen angeblichen Landesverrats verurteilt wurde. Bis zur Urteilsaufhebung 1956 war sie in einem sowjetischen Lager inhaftiert war. Ihre letzten Lebensjahre bis zu ihrem Tod am 30. November 1992 verbrachte Ottillinger im Kloster der Schwestern Servitinnen in Wien-Mauer.
Nach Überzeugung Ottillingers muss die Kirche heute "wie eine Burg sein, die fest steht im Ansturm des Atheismus und der Gleichgültigkeit der Menschen". Fritz Wotruba (1907-1975) hatte ähnlich komplexe Anforderungen an den Kirchenbau: "Der Geist der Kirche ist in Bewegung. Warum sollte ihr Gebäude in Bewegungslosigkeit erstarren?" Wotruba, der eigentlich Bildhauer war, wollte "etwas gestalten, das zeigt, dass Armut nicht hässlich sein muss, dass Entsagen in einer Umgebung sein kann, die trotz größter Einfachheit schön ist und auch glücklich macht".
Die unkonventionelle Idee vom Kirchenbau rief in den 1960er Jahren großen Widerstand hervor. Wotrubas Plan sah vor, 152 Betonblöcke, ohne Symmetrie aufeinander geschachtelt, mit schmalen, verschieden hohen Fensteröffnungen zu einem harmonischen Ganzen zu formen. Trotz Gegenstimmen wurde die Kirche am 24. Oktober 1976 der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht.