Von links nach rechts: Regina Moldt, Carla; Schülerin, Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Von links nach rechts: Regina Moldt, Carla; Schülerin, Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Generalsekretär Schwertner: Schulstart für viele Familien nicht nur freudiges Ereignis, sondern auch mit Sorgen verbunden.
Die Caritas der Erzdiözese Wien greift auch heuer wieder einkommensschwachen Familien zu Schulbeginn unter die Arme. In den beiden Wiener "Carlas", den Second-Hand-Läden der Caritas, können deshalb ab sofort bis 7. September 2019 preisgünstige Schulartikel erworben werden.
Schultaschen gibt es etwa bereits ab fünf, Federpenale ab einem Euro. Im normalen Handel kostet eine mit den nötigen Utensilien gefüllte Schultasche laut Arbeiterkammer im Vergleich dazu bis zu 250 Euro.
Der Schulstart sei für viele Familien darum nicht nur ein freudiges Ereignis, sondern auch mit Sorgen und Ängsten verbunden, erläuterte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, am Mittwoch gegenüber "Kathpress".
Möglich machen die Aktion freiwillige Spenden gut erhaltener Schulartikel. Um die große Nachfrage decken zu können, bittet die Caritas, auch weiterhin Sachspenden in den Carlas vorbeizubringen. Ein Großteil der Spenden stammt auch heuer wieder aus einer Sammelaktion an 29 Schulen in Wien und Wien-Umgebung. Den durch den Verkauf der Schulartikel erzielten Erlös investiert die Organisation in soziale Projekte, die Aktion wirke somit doppelt, so Schwertner.
Bildung und späteres Einkommen eines Menschen stünden in einem direkten Zusammenhang, wies der Caritas-Generalsekretär hin: Je geringer die Bildung, desto höher die Armutsgefahr. Und Bildungsarmut werde nach wie vor innerhalb der Familie "weitervererbt". Der soziale Hintergrund einer Familie sei leider immer noch entscheidender für den Bildungsverlauf eines Kindes als seine individuellen Begabungen, bedauerte Schwertner.
Um dem entgegenzuwirken, habe die Caritas bereits 2007 das erste "Lerncafé" eröffnet. Mittlerweile gibt es bereits 54 davon in ganz Österreich, wo kostenlose und niederschwellige Lern- und Nachmittagsbetreuungsangebote für Schüler von sechs bis 15 Jahren angeboten werden. "Es ist ein wirkliches Mutmach- und Erfolgsprojekt. 95 bis 98 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in die Einrichtungen kommen, schließen die Klasse positiv ab", berichtete der Generalsekretär.
Wie Schwertner sagte, würden die Lerncafés für das kommende Schuljahr noch dringend freiwillige Mitarbeiter zur Unterstützung bei Hausaufgaben und Prüfungen suchen.
330.000 Kinder und Jugendliche in Österreich leben laut Caritas in einkommensarmen Familien. Die kirchliche Hilfsorganisation unterstützt diese u.a. auch mit Familienhelferinnen, die zu Hause in Krisensituationen beistehen, mit Beratung und Begleitung in Familienzentren, in der Sozialberatung, mit finanzieller Unterstützung oder auch in den Mutter-Kind-Häusern.
Info zur Schulstartaktion im "carla nord", Steinheilgasse 3, 1210 Wien und "carla mittersteig", Mittersteig 10, 1050 Wien; Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr; Spendenannahme jeweils bis 30 Minuten vor Ladenschluss
Auf die für viele Familien mit dem Schulstart verbundene finanzielle Belastung hat auch die evangelische Diakonie am Mittwoch aufmerksam gemacht. "Zunehmend klagen Eltern über die oft nicht mehr leistbaren Beiträge, die ihnen zu Schulbeginn abverlangt werden", hieß es in einer Aussendung des Hilfswerks. Zur Akuthilfe für Kinder, deren Eltern sich den Schulstart nicht leisten können, sammelt die Stadtdiakonie Wien Spenden. Denn: "Alle Schüler sollen gleiche Chancen und Möglichkeiten haben."
Das Hilfswerk macht auch auf die negativen Auswirkungen der Abschaffung der Mindestsicherung auf Kinder aufmerksam. "Mit der Abschaffung der Mindestsicherung wird Gegenwart und Zukunft für diese Kinder noch weiter verschlechtert."