Die "Aktion Leben" drängt die Politik, in Sachen Abtreibungsstatistik und Motivenerforschung zu Schwangerschaftsabbrüchen aktiv zu werden.
Die "Aktion Leben" drängt die Politik, in Sachen Abtreibungsstatistik und Motivenerforschung zu Schwangerschaftsabbrüchen aktiv zu werden.
Parteiübergreifende Wertschätzung für kostenlose Beratung. ÖVP und FPÖ für Statistik über Schwangerschaftsabbrüche, SPÖ, Liste Jetzt und Grüne dagegen.
Die "Aktion Leben" drängt die Politik, in Sachen Abtreibungsstatistik und Motivenerforschung zu Schwangerschaftsabbrüchen aktiv zu werden. Anlässlich der Nationalratswahl am 29. September hat der überkonfessionelle Verein eine Befragung der Parteien dazu durchgeführt. So sprechen sich ÖVP und FPÖ für eine Statistik über Schwangerschaftsabbrüche sowie eine Motivenerforschung aus; SPÖ, Liste Jetzt und Grüne dagegen; von den NEOS habe man trotz mehrfacher Nachfrage keine Antwort erhalten, so die "Aktion Leben" in einer Aussendung am Mittwoch, 28. August 2019. Die Gründe, warum sich manche Parteien gegen eine Statistik sprechen, halten einem Faktencheck jedoch nicht stand, betonte "Aktion Leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler.
So verweisen SPÖ, Liste Jetzt und Grüne in ihren Antworten darauf, dass es keine individuelle Datenerhebungen bei Abbrüchen gibt, da es sich dabei um keine Krankenkassenleistung handelt. Zudem sei die Notwendigkeit einer Abtreibungsstatistik nicht gegeben, da es bereits Studien dazu gebe, so SPÖ und Grüne übereinstimmend. Die Liste Jetzt betont zudem, dass die Forderung nach Statistiken auch von Abtreibungsgegnern vorgebracht wird, "mit dem Ziel, auf diese individuelle Entscheidung Einfluss nehmen zu können und Abtreibungen zu verhindern".
"Das ist faktisch falsch", stellte Kronthaler klar. Als positives Beispiel könne laut Kronthaler Deutschland dienen, wo es bereits eine funktionierende Abbruchstatistik gibt und Ärzte verpflichtet sind, jeden Abbruch zu melden. Zudem werden nur bei sozialen Notfällen Abbrüche von der Kasse bezahlt. Auch die Schweiz habe eine verlässliche Statistik, die nicht mit einer Kostenübernahme verknüpft ist, so Kronthaler.
"Ein weiterer unbegründeter Einwand ist, dass Abbrüche bei Einführung einer Statistik nicht mehr anonym bleiben. Selbstverständlich melden Ärzte die Daten anonymisiert an Statistik Austria, Rückschlüsse auf die Frau sind - so wie in ganz Europa - ausgeschlossen", erläuterte Kronthaler.
Trotz der diversen Ansichten zur Abtreibungsstatistik betonten alle befragten Parteien ihre Wertschätzung gegenüber der Arbeit von "Aktion Leben". Besonders herausgestrichen wurden die individuelle Beratung von schwangeren Frauen und der Einsatz für reproduktive Rechte bzw. ungeborenes Leben. Für Kronthaler zeige die Umfrage, dass das Engagement von "Aktion Leben" bei allen Parteien Beachtung findet.
Kritik äußerte die Generalsekretärin jedoch über die fehlende finanzielle Unterstützung. "Unsere Arbeit können wir nur leisten, weil Tausende Menschen sie mit Spenden ermöglichen. Fördergelder werden jährlich gestrichen. Wir erhoffen uns hier von der nächsten Regierung ein Umdenken", betonte Kronthaler. So wurden allein im Jahr 2018 2.857 persönliche Beratungen, 1.949 telefonische Beratungen sowie 1.037 Interventionen bei Ämtern und Behörden durchgeführt.
Die "Aktion Leben" ist die Initiatorin der Bürgerinitiative "Fakten helfen!", die von 54.000 Personen unterstützt wird. Österreich sei fast das einzige Land in Europa, das über keine validen, seriös erhobenen Basisdaten zur Abtreibung verfüge, argumentiert der Verein. Mit der Statistik wäre ein Anfang gesetzt für das Ziel, die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche kontinuierlich durch Prävention und Unterstützung zu senken. Und weiter: "Unsere Umfrage zeigt, dass diesbezüglich bei SPÖ, Liste Jetzt und Grüne noch viel Luft nach oben ist", so das Fazit von Kronthaler.