Während der Feier verlas der Journalist und langjährige TV-Produzent Golli Marboe (rechts im Bild) Gedanken über seinen an Suizid verstorbenen Sohn Tobias.
Während der Feier verlas der Journalist und langjährige TV-Produzent Golli Marboe (rechts im Bild) Gedanken über seinen an Suizid verstorbenen Sohn Tobias.
Veranstaltet wurde die Gedenkfeier von der Telefonseelsorge gemeinsam mit der Kontaktstelle Trauer der Caritas Wien. 222 Kerzen wurden in der Ruprechtskirche im Gedenken an die 2018 in Wien durch Suizid verstorbenen Menschen entzündet.
222 Menschen sind 2018 in Wien durch Suizid verstorben. Im Gedenken an sie entzündeten die Teilnehmer einer Feier in der Wiener Ruprechtskirche am Dienstagnachmittag, 10. September 2019 zum "Welttag der Suizidprävention" 222 Kerzen. Es war das erste Mal, dass in Wien auf die weitgehend verdrängte Suizid-Problematik im Rahmen einer kirchlichen Gedenkfeier aufmerksam gemacht wurde. Man wolle mit der Feier einer Stigmatisierung der Verstorbenen und dem "Totschweigen" entgegenwirken, unter denen auch die Hinterbliebenen litten, erklärte Marlies Matejka, Leiterin der Telefonseelsorge Wien, gegenüber "kathpress". Denn: "Niemand bringt sich gerne um, dahinter steht meist eine lange Leidensgeschichte."
Während der Feier verlas der Journalist und langjährige TV-Produzent Golli Marboe Gedanken über seinen an Suizid verstorbenen Sohn Tobias. Dazwischen spielte ein dreiköpfiges Streicherensemble Musik. Die Feier endete mit einem Segensgebet. Anschließend wurden Erinnerungskarten an die Besucher verteilt.
Veranstaltet wurde die Gedenkfeier von der Telefonseelsorge gemeinsam mit der Kontaktstelle Trauer der Caritas Wien. Die österreichweit neun Stellen der Telefonseelsorge führten im Jahr 2018 insgesamt 136.214 Gespräche. Darunter wurden bei 1.579 Gesprächen Suizidgedanken bzw. Sorgen um Suizidgefährdete geäußert.
Neben der Telefonseelsorge unter der österreichweit geltenden Notrufnummer 142, die rund um die Uhr vertraulich und kostenfrei für Gespräche erreichbar ist, wird auch eine E-Mail- und Chat-Beratung angeboten. 2018 wurden auf diesem Weg 3.796 Beratungen in Anspruch genommen, bei 542 Kontakten war Suizid ein Thema. Die größere Anonymität des Mediums Internet mache es für Betroffene leichter, sich "etwas von der Seele zu schreiben", meinte Matejka.
In Österreich ist die Suizidrate seit Mitte der 1980er-Jahre um mehr als 40 Prozent zurückgegangen - von 2.139 Suiziden im Jahr 1986 auf 1.209 Suizide im Jahr 2017. Auffallend ist, dass sich mehr Männer als Frauen das Leben nehmen und auch deutlich mehr ältere Menschen als jüngere. Trotz des Rückgangs, der auf verstärkte Aufklärung, großflächige psychosoziale Versorgung, strengere Waffengesetze und rücksichtsvollere Berichterstattung in den Medien zurückgeführt wird, dürften die Präventionsbemühungen nicht nachlassen, so der Appell von Marlies Matejka, Leiterin der Telefonseelsorge Wien.