Der Dienst von Diakonen: Sie taufen Kinder, nehmen Trauungen vor oder leiten Begräbnisfeiern.
Der Dienst von Diakonen: Sie taufen Kinder, nehmen Trauungen vor oder leiten Begräbnisfeiern.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat Papst Paul VI. wieder das eigenständige Weiheamt des Diakons in unserer Kirche eingeführt. Seit dem Jahr 1969 werden in den österreichischen Diözesen laufend Männer zu Diakonen geweiht.
In den österreichischen Diözesen haben die ersten Diakone 1969 und 1970 ihre Weihe empfangen. Dieses Jubiläum ist eines der Themen der Österreich-Tagung der Diakone vom 11. bis 13. Oktober in Wiener Neustadt.
Am 26. Dezember 1970 wurden in unserer Erzdiözese Wien neun Kandidaten von Kardinal Franz König im Stephansdom zu Ständige Diakone geweiht. „Der damalige Wiener Erzbischof war ein großer Förderer des Ständigen Diakonats“, erzählt Diakon Andreas Frank, Leiter des Instituts für den Ständigen Diakonat in der Erzdiözese Wien.
„Er hatte die Vision, dass der Ständige Diakonat zur wesentlichen Grundausstattung von Kirche und Gemeinde gehört, um die diakonische Pastoral zu stärken. Das heißt: konkret für die Kleinen, Armen und Schwachen da zu sein.“
Welche Voraussetzungen müssen Kandidaten mitbringen, um zum Diakon geweiht zu werden?
„Es braucht eine innere Berufung und die Männer müssen bereit sein, diese Berufung auch auf den Prüfstand stellen zu lassen“, sagt Andreas Frank. „Ganz wichtig ist schon ein bewährtes Stehen im Leben, sei es nicht nur in der Ehe oder als Unverheirateter, sondern auch im Beruf. Nicht zu vergessen: eine große Bereitschaft sich einzulassen auf Ausbildung, spirituelle Entwicklung und den Dienst am Nächsten.“
Momentan gibt es im der Erzdiözese Wien 214 Ständige Diakone, die im Zivilleben in sehr unterschiedlichen Berufen tätig sein.
Einer davon ist Ralph Schimpl, der seinen diakonalen Dienst in der Wiener Pfarre Lainz-Speising leistet und vor sieben Jahren von Kardinal Christoph Schönborn zum Diakon geweiht wurde.
Der Glaube spielte bereits in seiner Kindheit und Jugend eine große Rolle. „Bei mir war sicherlich mein Vater ein prägendes Element. Er ist vor ein paar Wochen im 93. Lebensjahr verstorben. Ich durfte die Predigt zu seiner Seelenmesse verfassen und halten, wo ich auch erzählt habe: ‚Glaube war zu der Zeit, als er ein Jugendlicher war, eine Willensentscheidung, die teilweise fatale Konsequenzen haben hätte können.‘ Dieses Bewusstsein, dass Glaube auch etwas ist, wozu man sich bekennt, wozu man steht und das dann wirklich auch leben möchte, ist bei mir sehr früh sehr präsent geworden. Weiters hat mich stark die Tatsache geprägt, dass ich in einer Pfarre groß geworden und die damaligen Verhältnisse für heute unvorstellbar sind: Wir hatten fünf Priester und 120 Ministranten, in der Pfarre Rudolfsheim-Fünfhaus, in einem Bezirk, wo es heute nicht mehr so viele Katholiken gibt.“
In seiner Sturm- und Drangzeit wollte Schimpl von Kirche wenig wissen, aber er kehrte zurück. Und da er immer gerne gesungen hat, wurde er Kantor. Er wollte mehr für die Kirche tun, neben seinem Beruf in der IT-Branche und seinem Leben in der Familie.
Den Anstoß zum Diakonat kam von einem befreundeten Priester. Es folgten die Theologischen Kurse als theologische Grundausbildung und eine vierjährige berufsbegleitende Ausbildung . Schimpl: „Wir haben uns fast wöchentlich getroffen und diverse Themen erarbeitet.“
Wie lassen sich Pfarre, Familie und Beruf unter einen Hut bringen?
„Es ist immer eine Gradwanderung“, sagt Ralph Schimpl. „Was mir wirklich gut gefällt, ist, die Diakone können nicht geweiht werden, wenn die Ehefrauen nicht zustimmen. Die Einzige, die sagen kann „Es ist zu viel“, ist meine Frau. Wenn sie den Reset-Button drückt, dann ist einmal Pause. Es gibt natürlich Ehefrauen, die sich total engagieren. Andere nehmen sich eher heraus. Ich finde, beides ist in Ordnung, solange der Rahmen passt.“
Wie wichtig ist es, dass geweihte Männer mitten im Leben stehen?
Ralph Schimpl erlebt es immer wieder, dass er als verheirateter Diakon leichter bei den Menschen in seiner Umgebung andocken kann. „Wenn jemand sein Kind taufen lassen möchte, kann ich sagen: Ich habe auch Kinder. Oder bei einer Trauung: Ja, ich bin verheiratet und weiß was das heißt, mit all den wunderschönen Dingen und all den Dingen, die halt manchmal im Leben nicht ganz so einfach sind.
Ich leite in ein paar Tagen ein sehr schwieriges Begräbnis, bei dem der verstorbene sechzehnjährige Sohn unseres Nachbarn begraben wird. Als Familienvater habe ich da einen anderen Bezug. Das macht mich in meinem Dienst nicht besser oder schlechter. Und das wertet meine Mitbrüder im priesterlichen Stand auf keinen Fall ab.“
Wie sieht die Zukunft aus ?
Sowohl weltweit als auch in Österreich ist eine wachsende Tendenz erkennbar, erklären die Ständigen Diakone unserer Diözese, Ralph Schimpl und Andreas Frank, unisono. „Wir erkennen ein großes Interesse von Männern, die sich für diesen klerikalen Stand bewerben wollen“, sagt Diakon Schimpl, der seit Kurzem Pressesprecher der Ständigen Diakone in der Erzdiözese Wien ist.
„Wir sehen, der Heilige Geist beruft die Menschen und diese hören auf seine Stimme“, sagt Diakon Andreas Frank. „Es gibt die Möglichkeit für Verheiratete – und auch für Unverheiratete, es sind bei uns wenige, aber ihr Dienst ist nicht weniger wichtig – diese Aufgabe mit einer deutlichen Zustimmung der Ehefrau zu erfüllen.“
Andreas Frank
Pfarrassistent in der Pfarre Neu-Guntramsdorf
Leiter des Instituts für den Ständigen Diakonat in der Erzdiözese Wien
Ralph Schimpl
ehrenamtlicher Diakon in der Pfarre Lainz-Speising
Pressesprecher der Ständigen Diakone in der Erzdiözese Wien
Bereits in frühchristlicher Zeit hatte es Diakone gegeben und schon das Trienter Konzil (1545-1563) wollte das alte Kirchenamt des Diakons wiedereinführen. Aber erst 400 Jahre später gab das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) Grünes Licht.
Der Diakonat kann „als eigene und beständige hierarchische Stufe wiederhergestellt werden“ – neben und unter dem Bischof und Priester, erklärte 1964 die Dogmatische Konstitution „Lumen gentium“.
Sondierungen in der Weltkirche zeigten breites Interesse. Mit dem Motu Proprio „Sacrum Diaconatus ordinem“ vom 18. Juni 1967 - vor 53 Jahren - verfügte Papst Paul VI. die „Erneuerung des Diakonats in der lateinischen Kirche“. Der Ständige Diakonat kann haupt- oder nebenberuflich ausgeübt werden.
Er steht jungen Männern offen, die sich zum Zölibat verpflichten, aber auch „verheirateten Männern reiferen Alters“ - soweit die Ehefrau zustimmt.
Das Konzil hatte lange und auch kontrovers über die Reaktivierung dieses mit der Weihe verknüpften Amtes diskutiert. In der alten Kirche war mit ihm vor allem der soziale Dienst für Kranke, Arme und Benachteiligte verbunden, aber auch die Verwaltung des Gemeindevermögens.
Zuletzt galt es als eine Durchgangsstufe zum Priesteramt. Im Vordergrund standen für die Konzilsväter vor allem pragmatische Gründe: Angesichts des Priestermangels könne die Kirche ihren Aufgaben in zahlreichen Gebieten der Welt nur schwer erfüllen.
Schon ein Jahr nach dem Motu Proprio wurden die ersten Ständigen Diakone geweiht. Heute gehören sie auf allen Kontinenten zum festen seelsorglichen Personal in den Diözesen - mit guten Nachwuchsprognosen.
Weltweit sind ca. 46.000 Männer als Ständige Diakone tätig. In Österreich sind es ungefähr 700 Diakone, die meisten von ihnen machen ihren Dienst ehrenamtlich. In der Erzdiözese Wien gibt es zurzeit 214 Diakone.
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