In Wien-Favoriten ist am Sonntag, 20. Oktober 2019 unter der syrisch-orthodoxen Kirche Mor Aphrem (St. Ephraim) das neue Gemeindezentrum eröffnet worden.
In Wien-Favoriten ist am Sonntag, 20. Oktober 2019 unter der syrisch-orthodoxen Kirche Mor Aphrem (St. Ephraim) das neue Gemeindezentrum eröffnet worden.
Wiener Chorbischof Aydin betont Dank seiner Kirche an die Kardinäle Franz König und Christoph Schönborn.
In Wien-Favoriten ist am Sonntag, 20. Oktober 2019 unter der syrisch-orthodoxen Kirche Mor Aphrem (St. Ephraim) das neue Gemeindezentrum eröffnet worden. Zu den Feierlichkeiten war der für Österreich zuständige Bischof Mor Dionysios Isa Gürbüz aus der Schweiz angereist. Der Gemeinde- bzw. Kultursaal ist mit mehr als 1.100 Quadratmeter die größte Räumlichkeit einer kirchlichen Institution in Favoriten, hieß es am Rande der Feierlichkeiten. Der Wiener syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin hob in seiner Ansprache die Verbundenheit der syrisch-orthodoxen Christen mit ihrer neuen Heimat Österreich und ihre Bereitschaft zur Integration hervor: "Das große Ziel all unserer religiösen und gesellschaftlichen Aktivitäten ist die Erhaltung und Festigung des Friedens zwischen allen Menschen in Österreich."
Eine Kirchengemeinde sei immer sowohl eine wirksame Solidar- und Hilfsgemeinschaft als auch ein spirituelles Zentrum, betonte Aydin. Im alltäglichen Leben der Gemeinde würden viele Leistungen erbracht, "von denen auch der Staat, die Gesellschaft, die Stadt, in der wir leben", profitierten. Jugendarbeit, Sozialarbeit, Gemeinschaftspflege, Integrations- und Kulturleistungen seien von beträchtlicher Bedeutung. All diesen Aufgaben diene der neue Gemeindesaal - vom Katechismusunterricht für Kinder und Jugendliche über Pfadfinderaktivitäten und Musikveranstaltungen bis zu Hochzeiten, Festen und Feiern vielfältigster Art. Die Baukosten beliefen sich auf 815.000 Euro, wie die Stiftung Pro Oriente berichtete.
Metropolit Gürbüz würdigte die Arbeit Aydins, der seit 47 Jahren die syrisch-orthodoxe Seelsorge in Wien aufbaut. Aydin sei der erste Priester der syrisch-orthodoxen Kirche, der in Europa eine kirchliche Struktur für die christlichen Migranten aus den nahöstlichen Ländern entwickelt habe, erinnerte der Metropolit. Mor Aphrem sei ein "Zentrum für die Christen der syrischen Tradition in Österreich". Zugleich hob der Metropolit hervor, dass weder Verfolgung in den Ursprungsländern noch neuer Wohlstand in der Diaspora die syrisch-orthodoxen Christen von ihrer angestammten Kirche trennen könnten.
Aydin erinnerte an die Situation vor 47 Jahren, als ihn der damalige Patriarch seiner Kirche, Mor Ignatius Yaqub III., beauftragte, als Patriarchalvikar in Wien ein syrisch-orthodoxes Zentrum zu gründen: "Wir waren nur rund 20 Familien, aber der Patriarch ermutigte mich durch einen visionären Auftrag: Errichte hier eine aktive Gemeinde, denn wir wollen einen großen Beitrag für den von Kardinal Franz König angestoßenen ökumenischen Dialogprozess im Rahmen der Stiftung 'Pro Oriente' leisten".
Der erste Gründungsschritt sei das kleine Gemeindezentrum in Wien-Lainz gewesen, dem 1974 Kardinal König die alte Lainzer Pfarrkirche übergab. Der größte Schritt zu einem starken Zentrum sei dann der Erwerb der Kirche "Maria vom Berge Karmel" der beschuhten Karmeliten mit Kloster, Kindergarten und Park am Stefan Fadinger-Platz in Favoriten gewesen, sagte der Chorepiskopos.
Für die orientalischen Christen seien "schwíerige, ja dramatische Jahre" gefolgt, denn die Gräuel des mörderischen Kriegs in Syrien und der IS-Terroristen hätten weitreichende Konsequenzen gehabt: "Wir hatten zahlreiche Flüchtlinge aus den Krisengebieten aufzunehmen und zu versorgen". Das sei insbesondere dank des Ausbaus des Gemeindezentrums am Stefan Fadinger-Platz gelungen. Auch derzeit würden rund 100 Personen im ehemaligen Karmelitenkloster beherbergt, das jetzt "Marienheim" genannt wird.
Wörtlich sagte Aydin weiter: "Ich möchte an dieser Stelle mit Dank des verewigten Kardinals Franz König gedenken, den wir als Bischof der Ökumene begriffen haben und den wir seinerzeit 'Bischof aller Christen in Wien' nannten. Wir sehen den jetzigen Bischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, in dieser Tradition".
An der Eröffnung des neuen Gemeindesaals nahmen viele Repräsentanten der lokalen Politik und Kirche teil; u.a. auch "Pro Oriente"-Vizepräsident Prof. Rudolf Prokschi, der auch designierter Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich ist.
Der Favoritner VP-Nationalratsabgeordnete Nico Marchetti bezeichnete die Gemeinde Mor Aphrem als "leuchtendes Beispiel" dafür, dass man "die eigene Kultur in tiefer Verbundenheit mit der neuen Heimat leben kann". Der Favoritner Bezirksvorsteher Marcus Franz würdigte die multikonfessionelle Situation Favoritens: "Wo der Glaube groß ist, lässt sich viel erreichen."