Laudator Michael Köhlmeier und Caritaspräsident Michael Landau.
Laudator Michael Köhlmeier und Caritaspräsident Michael Landau.
Laut dem Caritas-Präsidenten gilt es hellhörig zu sein an den gesellschaftlichen Rändern, denn dort zeige sich, "wie es um den Gerechtigkeitssinn in einer Gesellschaft bestellt ist".
Caritas-Präsident Michael Landau ist mit dem Ehrenpreis der Bruno-Kreisky-Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte ausgezeichnet worden. In seinen Dankesworten verwies Landau am Montagabend, 21. Oktober 2019 in Wien auf den früheren Bundeskanzler und Namensgeber des Preises und erinnerte an frühere Preisträger - explizit an Kardinal Franz König (1905-2004), der die Auszeichnung 2002 bekommen hatte. Die Erinnerung an die "beiden prägenden Persönlichkeiten ihrer Zeit", Kreisky und König, halte die Frage wach, was Österreich groß gemacht habe. Landaus Antwort: "Es war und ist die Bereitschaft zum Dialog, die Haltung des Respekts und der feste Wille zusammenzustehen, allen faire Chancen zu geben, weil das zum Vorteil aller ist."
Laut dem Caritas-Präsidenten gilt es hellhörig zu sein an den gesellschaftlichen Rändern, denn dort zeige sich, "wie es um den Gerechtigkeitssinn in einer Gesellschaft bestellt ist". Landau kritisierte in seiner Dankesrede eine in Teilen der Politik und Gesellschaft um sich greifende sprachliche Erosion und Verächtlichmachung von Menschenrechten und Menschenwürde. "Nennen Sie mich ruhig altmodisch: Aber ich bin überzeugt, dass das gemeinsame Eintreten für Menschenwürde und Menschenrechte auch in Zukunft gelebt und weiter verwirklicht werden muss. Konkret, handfest und beharrlich."
Auch in Europa gilt laut Landau: "Liberale Demokratie, Sozialstaat, Menschenrechte, sozialer Zusammenhalt - sie sind längst keine Selbstläufer mehr. Für Populisten gehört es mittlerweile zum guten Ton, freie Medien, Institutionen des Dialogs und die Zivilgesellschaft zu attackieren. Wir sehen es in Ländern wie den USA oder Ungarn. Wir sehen es aber auch hier bei uns in Österreich."
Der Caritas-Präsident appellierte daher an jede und jeden Einzelnen, sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen: "Treten wir denen entgegen, die Ängste schüren, auch in unserem Land!" Eigenverantwortung erfordere immer auch Verantwortung füreinander.
Landau zeigte sich zugleich durchwegs optimistisch, was die Bewältigung anstehender gesellschaftlicher Herausforderungen anbelangt: "Oft wird ja behauptet: Die Krisen nehmen überhand und sind ausweglos. An diese These glaube ich nicht. Sie wurde in den vergangenen Jahrzehnten oft genug widerlegt." Österreich habe Jahrzehnte des Wohlstands und des Aufschwungs hinter sich, Europa Jahrzehnte des friedvollen Miteinanders, und weltweit gelang es, den Hunger maßgeblich zu reduzieren. "Wir haben also die Phantasie, die Möglichkeiten und den Mut, Gegenwart und Zukunft positiv zu gestalten", argumentierte Landau. Gegenwärtig gebe es zwar Zeiten des Umbruchs. "Doch wie wir diese Zeiten gestalten, liegt auch ganz maßgeblich in unseren Händen."
Der Schriftsteller Michael Köhlmeier ging in seiner Laudatio auf die "versöhnliche Unversöhnlichkeit" des Preisträgers ein: "...all jene, die die Sanftheit hassen, weil sie in ihr die Härte erkennen, die notwendig ist, um sie durchzusetzen - die fürchten sich vor diesem Mann, sie fürchten seine Zartheit und Ruhe, sie fürchten seine ruhige feste Stimme, weil sie wissen, wahre Sanftheit ist härter als jede rohe Gewalt, nämlich weil sie nicht korrumpierbar ist." Der Erfolgsautor würdigte den "unermüdlichen und inspirierenden Einsatz" des Caritas-Chefs und beendete seine Rede mit einem persönlichen Wunsch: "Ich beglückwünsche Sie, sehr verehrter, lieber Michael Landau. So gern würde ich nach Hause kommen und zu Monika, meiner Frau, sagen: Er ist mein Freund."
Die Auszeichnung gilt als der älteste und renommierteste Menschenrechtspreis Österreichs. Er wird alle zwei Jahre vom Kuratorium der Bruno-Kreisky-Stiftung vergeben. Eröffnung hatte die Ehrung am Montagabend deren Kuratoriums-Vorsitzender Ewald Nowotny.