Auf der Synode hatten seit dem 6. Oktober 185 Mitglieder, größtenteils Bischöfe, sowie knapp 100 Ordensleute, Experten und Gäste über pastorale Herausforderungen im Amazonasgebiet beraten.
Auf der Synode hatten seit dem 6. Oktober 185 Mitglieder, größtenteils Bischöfe, sowie knapp 100 Ordensleute, Experten und Gäste über pastorale Herausforderungen im Amazonasgebiet beraten.
Bischofsversammlung positioniert Kirche klar für Rettung Amazoniens und liefert dem Papst Vorschläge zur Überwindung des Priestermangels. Auch Anregung eines eigenen amazonisch-katholischen Ritus, bei Frauendiakonat vorsichtigere Formulierung.
Mit einem Votum für die Zulassung verheirateter Priester ("viri probati") in entlegenen Regionen ist die Amazonas-Synode im Vatikan zu Ende gegangen. In ihrem Schlussdokument am Samstag sprachen sich die Synodenväter außer für energischen Einsatz für den Schutz des Amazonas und seiner Bewohner u.a. dafür aus, dass für Gemeinden des Amazonasgebiets, die besonders unter Priestermangel leiden, auch entsprechend ausgebildete Familienväter geweiht werden können, die zuvor Ständige Diakone waren. Eine allgemeine Aufhebung des Zölibats, der eine "Gabe Gottes" sei, ist damit nicht verbunden. Kriterien für die Auswahl geeigneter und von den Gemeinde anerkannter Männer gelte es erst zu finden.
Auf der Synode hatten seit dem 6. Oktober 185 Mitglieder, größtenteils Bischöfe, sowie knapp 100 Ordensleute, Experten und Gäste über pastorale Herausforderungen im Amazonasgebiet beraten. Das Schlussdokument hat keine bindende Kraft, dient aber dem Papst zur Meinungsbildung im Blick auf ein eigenes Schreiben, das er bis zum Jahresende in Aussicht stellte. Für jeden der insgesamt 120 Artikel war eine Zweidrittelmehrheit der 181 bei der Abstimmung anwesenden Synodalen notwendig, also 120 Stimmen. Die meisten Gegenstimmen erhielten die Artikel zu den verheirateten Priestern (41 Nein-Stimmen bei 128 Ja-Stimmen) und zum Frauendiakonat (30 Nein-Stimmen bei 137 Ja-Stimmen).
Um Lösungen für die Herausforderungen in der Seelsorge Amazoniens zu finden, brauche die Kirche ein von Dialog, Zuhören, Unterscheidung und Konsensfindung geprägtes Miteinander, eine "synodale Erfahrung", hält die Synode fest. Laien sollten in ihrer Mitverantwortung in Beratungen wie auch Entscheidungen gestärkt werden, wozu die amazonische Kirche "Dienste an Männer und Frauen gleichermaßen" verleihen sollte. In Gemeinden ohne Priester könnte der Bischof für begrenzte Zeit ungeweihten Personen aus der Gemeinde die Seelsorge im Rotationsprinzip übertragen, wobei es auch "weibliche Gemeindeleiterinnen" geben solle.
Hinsichtlich eines Diakonates von Frauen hält das Dokument sehr vorsichtig fest, dass dies in den Beratungen mehrfach gefordert worden war. Der Vorschlag einer Zulassung jedoch wird von der Versammlung nicht explizit unterstützt. Allerdings enthält der Text den Wunsch, mit einer vom Papst im Jahr 2016 eingesetzten Kommission zum Frauendiakonat in Austausch zu treten.
Explizit vorgeschlagen wird hingegen ein neuer "amazonischer Ritus", welchen eine eigens eingerichtete Kommission prüfen und vorbereiten sollte. Der neue Ritus würde an die Seite der 23 bereits bestehenden Riten innerhalb der katholischen Kirche treten und "das liturgische, theologische, disziplinäre und geistliche Erbe Amazoniens" zum Ausdruck bringen; an dieser Stelle verweist das Schlussdokument der Synode auf das, was die Konzilskonstitution "Lumen Gentium" für die Ostkirchen festhält.
Angesichts einer "sozioökologischen Krise" im noch nie dagewesenen Maßstab müsse sich die Kirche dringend für den Planeten Erde einsetzen, der ein "Geschenk Gottes" sei, stellen die Synodenteilnehmer in sehr klaren Worten zur Umweltproblematik Amazoniens fest. Zu einer "ganzheitlichen Ökologie" gebe es keine Alternative, sie sei nicht eine zusätzlich wählbare Option für Kirche in der Region, sondern "der einzige mögliche Weg, denn es gibt keinen anderen Pfad zur Rettung dieses Territoriums". Für diese Ökologie sei der von den Indigenen praktizierte Umgang mit dem Lebensraum vorbildhaft; er bereichere die Soziallehre der Kirche, die schon länger auch die ökologische Frage im Blick habe, stellt das Abschlusspapier fest.
Der christliche Glaube habe eine "politische und ethische Dimension", heißt es weiter im Text, der das vorherrschende Entwicklungsmodell als ein "zerstörerisches" bezeichnet. Die Kirche müsse ihre Position dazu klar zum Ausdruck bringen, zu einer "radikalen Energiewende" hin zu mehr Nachhaltigkeit beitragen und Modelle für gerechte, solidarische und nachhaltige Entwicklung unterstützen. Der Weg dazu sei durch Einbezug indigenen Wissens, der Prüfung jedes einzelnen Vorhabens zum Abbau von Rohstoffen in Amazonien auf seine Folgen für das Gebiet und seine Bevölkerung hin. Profit dürfe nie über Umweltfragen und Menschenrechten stehen.
Zwei konkrete Beiträge empfiehlt die Synode: Zunächst einen Weltfonds einzurichten, der die Gemeinschaften in Amazonien für ihre ökologische Arbeit entschädigt und sie zugleich vor ausbeuterischen Vorhaben von Konzernen schützt. Zweitens ist aus Sicht der Synode eine ökologisch-pastorale Dokumentationsstelle einzurichten, die der Verteidigung des Lebens dient. An den Papst ergeht die Bitte, im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen eine eigene Unterabteilung für Amazonien einzurichten, die mit der neuen Dokumentationsstelle zusammenarbeitet.
An die "internationale Solidargemeinschaft" richtet die Synode die Forderung, die "zentrale Bedeutung des Amazonas-Lebensraums für das Weltklima" anzuerkennen und zu fördern. "Die Kirche ermutigt die internationale Gemeinschaft, neue ökonomische Ressourcen für den Schutz des Gebietes zur Verfügung zu stellen und sich für ein gerechtes und solidarisches Entwicklungsmodell einzusetzen. Dabei sollen die örtlichen Gemeinden und die Ureinwohner im Mittelpunkt stehen und in jeder Phase von der Planung bis zu Umsetzung direkt beteiligt werden", betonen die Synodenteilnehmer. Die von den UN-Abkommen zum Klimawandel entwickelten Instrumente gelte es zu stärken.
Auf den Umgang mit den Indigenen im Amazonasgebiet und deren Verteidigung geht das Abschlusspapier sehr ausführlich ein, u.a. mit einer Würdigung indigener Traditionen und Lebensweisen. Indigene Religionen verdienten es, "gekannt und in ihren eigenen Ausdrücken und ihren Beziehungen zum Wald und zur Mutter Erde verstanden zu werden", stellt das Dokument fest. Die Volksfrömmigkeit und der Glaubensausdruck in Amazonien müssten in der Kirche "wertgeschätzt, begleitet, gefördert und manchmal gereinigt" werden, zudem gelte es indigene Priesterberufungen stärker zu fördern, denn "Amazonien muss auch durch Amazonier evangelisiert werden".
Die Synode ergreift dabei Partei für eine Allianz mit den amazonischen Völkern. "Attentate gegen das Leben und die Gemeinschaften Indigener" gelte es anzuzeigen und Projekte, die deren Rechte einschränken, anzuprangern. Diese Verteidigung des Lebens, der Gemeinschaften, der Erde und der Rechte der Indigenenvölker sei ein "Prinzip des Evangeliums", das die Kirche bewahren müsse. Heftig wird kritisiert, dass wichtige Verteidiger der Rechte der angestammten Bevölkerung der Region in der Öffentlichkeit kriminalisiert würden. Der Einsatz für die Menschenrechte sei für Christen "eine Erfordernis des Glaubens".
Klar weist das Synodendokument zudem auch die Vorstellung zurück, Kirche könne als Kolonialherrin von oben herab auftreten. Stattdessen sei wirtschaftlich, kulturell wie auch religiös eine "Annäherung auf Augenhöhe" wichtig, die nicht bestimmte Lebensarten von einem Volk auf das andere auflege. "Wir weisen eine Evangelisierung im Kolonialstil zurück. Die Frohe Botschaft von Jesus verkünden heißt, die Samen des Wortes anzuerkennen, die in den Kulturen angelegt sind", heißt es im Text wörtlich. Wirklich "einheimische" katholische Kirchen in Amazonien könnten nur dort entstehen, wo das Evangelium "inkulturiert", also kulturell beheimatet ist.