Um für den umfassenden Schutz des Lebens wirksam einzutreten, kommt es vor allem auf das persönliche Zeugnis an, so Kardinal Christoph Schönborn.
Um für den umfassenden Schutz des Lebens wirksam einzutreten, kommt es vor allem auf das persönliche Zeugnis an, so Kardinal Christoph Schönborn.
Kardinal: Flankierende Maßnahmen und Statistik weiterhin dringende Anliegen. Plattform "Lebenskonferenz" feiert zehnjähriges Bestehen mit Kardinal Schönborn und Erzbischof Lackner.
Um für den umfassenden Schutz des Lebens wirksam einzutreten, kommt es vor allem auf das persönliche Zeugnis an: Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Freitag, 15. November 2019 in Wien einer Vorstandssitzung der Lebenskonferenz aus Anlass von deren zehnjährigem Bestehen in Erinnerung gerufen.
Der Wiener Erzbischof würdigte den Verdienst der Plattform, die sehr unterschiedlichen Akteure im Lebensschutz vereint zu haben. Wenn die in dem äußerst sensiblen Bereich Tätigen kein Miteinander fänden, wären sie "selbst schuld, wenn ihr Zeugnis dann nicht wirkt", unterstrich Kardinal Schönborn.
Die Lebenskonferenz habe sich seit ihrer Gründung 2009 in Österreich etabliert, ihre Aufgaben seien jedoch auch in Zukunft enorm, so der Kardinal im Beisein des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner, der in seiner Funktion als "Familienbischof" ebenfalls an der Begegnung teilnahm. "Noch immer sind die schon 1974 beschlossenen 'flankierenden Maßnahmen' zur Fristenregelung nicht umgesetzt, auch wenn seither mehrere Entwürfe dafür bereits entscheidungsreif vorlagen", sagte Schönborn. Auch die vielfältigen und von vielen unterstützten Bemühungen um die Einführung einer Statistik zur Anzahl der Abtreibungen in Österreich hätten ihr Ziel einer Umsetzung noch nicht erreicht.
"Oft glaubt man, man könnte resignieren, da es scheinbar nichts zu machen gibt. Zugleich darf jedoch nie unterschätzt werden, dass das persönliche Zeugnis die größte Kraft ist, um Menschen ein 'Ja' zum Leben zu ermöglichen", so Kardinal Schönborn weiter. Er kenne eine Familie mit fünf Kindern, die allein durch das Vorbild ihres Lebens mehrere andere Ehepaaren zu eigenen Kindern ermutigt habe. Der Kardinal verwies hier auf einen Ausspruch von Papst Paul VI. (1936-78): "Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind."
In der Lebenskonferenz sind 60 Vereine, NGOs, Initiativen und engagierte Einzelpersonen zusammengeschlossen, die sich in Österreich für umfassenden Schutz des Lebens einsetzen. Laut den Verantwortlichen ist Bewusstseinsbildung und Mitgestalten der öffentlichen Debatte ein Ziel, ebenso der Beitrag zur Verbesserung der Rechtslage. Die Initiative wird von Kirchen, Gemeinschaften und Einzelpersonen getragen und finanziell unterstützt, ist jedoch eigenständig, unabhängig und überkonfessionell.
Am Anfang standen politische Bestrebungen einer Abtreibung auf Krankenschein und die Notwendigkeit der Lebensschutz Tätigen, gemeinsam dagegen aufzutreten, um gehört zu werden, blickte der frühere Vorsitzende der Plattform, der Wiener Diakon Johannes Fichtenbauer, am Freitag auf die Anfänge der Plattform zurück. Gelungen sei dies dann durch ein Bündnis mit den auf diesem Sektor ebenfalls tätigen Freikirchen und anderen Akteuren, wobei die Gründungssitzung am 8. Dezember 2009 im Wiener Erzbischöflichen Palais stattfand. Das gemeinsame Vorgehen habe sich seither bewährt - "und es muss weitergehen", so Fichtenbauer angesichts anhaltender politischer Debatten.
Auf persönliches Zeugnis will auch die Bürgerinitiative "fairändern" künftig verstärkt setzten: Deren Erstunterzeichnerin Petra Plonner präsentierte vor der Lebenskonferenz Videoclips von Frauen, die sich für ihr Kind entschieden haben. Neben den sechs zentralen Forderungen der Initiative an die Politik wolle man den Respekt und die gegenseitiger Fürsorge stärken, betonte die Initiatorin. Geschafft habe man bisher, "dass das Thema Abtreibung wieder ins Gespräch gekommen ist".