Die europäische "Unentspanntheit mit dem Christentum" und die Missionierungs- und Kolonialgeschichte Europas, würden dazu führen, dass "jenen nicht geholfen wird, die nichts für unsere Geschichte können", mahnt Gudrun Kugler.
Die europäische "Unentspanntheit mit dem Christentum" und die Missionierungs- und Kolonialgeschichte Europas, würden dazu führen, dass "jenen nicht geholfen wird, die nichts für unsere Geschichte können", mahnt Gudrun Kugler.
"Red Wednesday" macht am 27. November weltweit auf verfolgte und bedrohte Christen aufmerksam. "Kirche in Not"-Präsident Heine-Geldern kritisiert Indifferenz westlicher Staaten gegenüber dem Thema Christenverfolgung. VP-Abgeordnete Kugler fordert ein "deutliches Aufstehen der Öffentlichkeit, damit die Gewalt gegen Christen endlich ein Ende hat".
Um auf das Schicksal von Millionen verfolgter und bedrohter Christen aufmerksam zu machen, erstrahlt der Wiener Stephansdom am sogenannten "Red Wednesday" (roten Mittwoch), 27. November, blutrot.
Die Aktion wird von der internationalen Hilfsorganisation "Kirche in Not" organisiert und heuer zum ersten Mal in Österreich begangen. Weltweit beteiligen sich tausende Kathedralen, Kirchen und öffentliche Gebäude an der Aktion. Diskriminierung bis zur Vertreibung und Ermordung würden für Christen in vielen Länder "bereits zum Tagesgeschehen gehöre", kritisierte VP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, bei einer Pressekonferenz von "Kirche in Not" am Dienstag. Kugler forderte ein "deutliches Aufstehen" der Öffentlichkeit gegen Christenverfolgung. "Europa darf nicht länger tatenlos zusehen."
Der "Red Wednesday" solle das "Vakuum des Nicht-Sprechens" ausfüllen. Als aktuelles Beispiel berichtete Kugler von einem im November von der "Terrormiliz IS" ermordeten Priester, mit guten Kontakten zu Österreich. Dessen Tod habe es - so wie viele andere - nicht in die Medien geschafft, kritisierte die VP-Menschenrechtssprecherin.
Die europäische "Unentspanntheit mit dem Christentum" und die Missionierungs- und Kolonialgeschichte Europas, würden dazu führen, dass "jenen nicht geholfen wird, die nichts für unsere Geschichte können", mahnte Kugler. Konkret gefragt seien v.a. die Medien, die vermehrt und korrekt über Christenverfolgung berichten sollten. Außerdem brauche es eine Stärkung des Themas Religionsfreiheit in der Außen- und Wirtschaftspolitik und mehr Unterstützung für den EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit, "dabei könne auch Österreich einen Beitrag leisten."
Von einer "Indifferenz der westlichen Staaten" gegenüber dem Thema Christenverfolgung, sprach Thomas Heine-Geldern, geschäftsführender Präsident von "Kirche in Not-International". Er stellte klar, dass allen Glaubensgemeinschaften regelmäßig Gewalt widerfahre, "doch internationale Berichte zur Religionsfreiheit bestätigen leider immer wieder, dass Christen am stärksten verfolgt werden". Eine wesentliche Aufgabe des päpstlichen Hilfswerks sei es darum, "der schweigenden und zum Schweigen gebrachten Kirche eine Stimme zu verleihen".
Die einzelnen Staaten sowie Staatengemeinschaften, wie die UNO, sollten darauf achten, dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit eingehalten werde, forderte Heine-Geldern. Der Christenverfolgung müsse "entschieden" entgegentreten werden, dazu gehöre auch, dass sich die europäischen Länder ihrer "christlichen Wurzeln" besinnen.
Über die politische und gesellschaftliche Reichweite der Verfolgung berichtete Ikenna Okafor, Priester aus Nigeria und Professor für Interkulturelle Theologie an der Kath. Theolog. Fakultät in Wien. Die Christenverfolgung in Nigeria habe "schon sehr früh begonnen, noch bevor die islamistische Sekte 'Boko Haram' im Land war". Politik, Militär und Boko Haram wären miteinander vernetzt, so Okafor. Leidtragende wären die Christen, die systematisch mit staatlicher Hilfe unterdrückt wären.
Okafor ist auch Hauptzelebrant des "Red Wednesday"-Gedenkgottesdienstes am Mittwoch um 19 Uhr im Stephansdom. Bischof Antoine Audo aus Aleppo/Syrien wird ebenfalls teilnehmen. Weitere Gottesdienste für verfolgte Christen gibt es am 27. November in der Peterskirche (17 Uhr) und am Sonntag, 1. Dezember, in der Augustinerkirche (10 Uhr). In letzterer kann von Mittwoch bis Sonntag auch die Fotoausstellung "Verfolgte Christen weltweit" besichtigt werden.
Im Zeitraum von Mittwoch, 27. November, bis Sonntag, 1. Dezember, werden in Wien noch weitere prominente Kirchen und Gebäude rot angestrahlt, wie die Votivkirche, Karlskirche, Karmelitenkirche sowie die Peterskirche. Insgesamt beteiligen sich am "Red Wednesday" österreichweit rund 20 Kirchen und Pfarren. Zudem findet am Sonntag, 1. Dezember, um 19 Uhr ein Advent-Benefizkonzert für verfolgte Christen in der Herz-Jesu-Kirche Wien (Landstraßer Hauptstr. 137) statt. Zu hören gibt es steirische Hirten- und Krippenlieder. Den Ehrenschutz übernimmt der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.
In Graz organisiert die "Plattform für Verfolgte Christen" am 7. Dezember einen Schweigemarsch für verfolge Christen. Auch das Parlament in Wien wird an der Aktion teilnehmen. Das Gebäude soll laut Herbert Rechberger, Nationaldirektor von "Kirche in Not" Österreich, jedoch erst am Aschermittwoch 2020 (26.2.) rot beleuchtet werden.
Sydney, Prag, London, Washington
Den Anfang der internationalen Aktion unter dem Motto "Be REDy. Wear RED. Light RED." machte am Mittwoch Australien mit der Illuminierung von sieben Kathedralen, darunter der Kathedralen von Sydney und Melbourne. Der Höhepunkt finde am Mittwoch statt, wenn Tausende Gebäude in London, Amsterdam, Lissabon, Prag und Washington D.C. rot beleuchtet werden, teilte das Hilfswerk mit.
Der Aktionstag besteht seit 2015. Seitdem werden jährlich bedeutende Gebäude und Kirchen als Zeichen der Solidarität mit verfolgten Christen rot angestrahlt, so Rechberger. 2015 erstrahlten erstmals das britische Parlamentsgebäude und Westminster Abbey in Rot, 2016 der Trevi Brunnen in Rom, 2017 die Kathedrale Sacre Coeur und die Kathedrale in Manila. Im Zuge des letzten "Red Wednesdays" 2018 wurden das Kolosseum in Rom sowie Abschnitte des Canale Grande und die Rialtobrücke in Venedig rot beleuchtet.