Gruppenfoto beim Charity im Stephansdom.
Gruppenfoto beim Charity im Stephansdom.
Spenden kommen Hilfseinrichtung des Malteserordens für HIV/Aids-Kranke in Südafrika zugute. Nächtlicher musikalisch-literarischer Benefiz-Abend war Hauptveranstaltung einer "Langen Nacht der Solidarität".
Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember wurde am Samstagabend, 30. November 2019 in Wien in einer "Langen Nacht der Solidarität" Geld für Aids-Projekte gesammelt. Hauptevent der Veranstaltungsreihe des Vereins "LIFE+" war ein nächtlicher musikalisch-literarischer Benefiz-Abend im Stephansdom unter dem Titel "Believe Together". Zugunsten des Malteser-Aids-Hospizes "Brotherhood of Blessed Gerard" in Südafrika gestalteten Künstler wie Wurst, Andreas Schager, Lidia Baich, Cesar Sampson, Martin Haselböck, Sunnyi Melles, Chris Lohner, Dorretta Carter sowie die Blechbläser der Bruckner Universität Wien und der Dommusik Wien St. Stephan einen Abend mit musikalischen Darbietungen und Lesungen.
Kardinal Christoph Schönborn und Dompfarrer Toni Faber hatten den Dom zum bereits dritten Mal für die von Gery Keszler organisierte Aids-Charity geöffnet. "Gott will, dass keine und keiner sich ausgeschlossen fühlt, er will, dass alle sich geborgen fühlen", sagte der Kardinal in seinen einleitenden Worten. Schönborn dankte "allen, dass sie ein großes Herz haben und die Menschen nicht vergessen, die unsere Hilfe brauchen". Die Mitwirkenden und Besucher des Benefizabends wolle er ausdrücklich nicht nur als "Gäste" begrüßen, betonte der Kardinal zudem, "denn Sie sollen wissen: In diesem Dom sind wir alle zu Hause. Es ist das Dach über der Seele, das in diesen Steinen zum Ausdruck kommt und das wir so sehr brauchen."
Keszler dankte insbesondere Schönborn "für das Vertrauen" und die mehrfachen gemeinsamen Veranstaltungen. Gemeinsam stehe man für ein "Errichten von Brücken und das Reichen von Händen". Texte und Musik des Abends beschäftigten sich durchgängig mit dem Motiv der Sehnsucht nach Engeln. In Sachen Engagement für Menschen mit HIV/Aids könne "jede und jeder ein Engel sein", sagte Keszler. Engel seien aber auch "Türöffner für alle, die fern zu Kirche stehen, denn Engel haben keine Berührungsängste. Sie bewerten nicht nach Lebenssituationen oder Religion. Sie sind ein Symbol für Solidarität, wenn nicht das Symbol für Solidarität."
Nach wie vor grenzt die Krankheit viele HIV-Infizierte aus. Gerade angesichts der beginnenden Adventzeit, "sollten wir wieder mehr denn je einfach über das Miteinander nachdenken", sagte Keszler. Ohne eine starke Zivilgesellschaft werde kein Ende der Aids-Epidemie möglich sein, weil ihr Fehlen auch "für die Helfenden Hilfe unmöglich" werde, spielte er auf das diesjährige Motto des Welt-Aids-Tags "Communities make the difference" an. Der Abend im Dom solle eine "Ode an die Nächstenliebe und das Gute im Menschen" sein.
Die Einnahmen des Events kommen dem "Brotherhood of Blessed Gerard" Malteser-Aids-Hospiz in der südafrikanischen Region KwaZulu-Natal zugute, das vom deutschen Benediktinerpater Gerhard Lagleder geleitet wird. Die Einrichtung kümmert sich derzeit um rund 700 Patienten, meist Frauen und Kinder, deren Versorgung mit lebenswichtigen HIV-Medikamenten für antiretrovirale Therapien nicht gesichert ist. Die Kosten für einen Patienten betragen dabei 93 Euro im Monat - an dem Betrag orientierten sich auch die Preise für etliche der Sitzplatzkarten bei der Benefizveranstaltung im Stephansdom.
Pater Lagleder und seine Mitarbeiter seien in Südafrika "Engel und können Menschen helfen, die von Aids in ihren Lebensmöglichkeiten schwer beeinträchtigt sind", sagte Dompfarrer Faber Sonntagfrüh in der Ö1-Radiosendung "Lebenskunst". Das Benefizkonzert im Stephansdom sei eine Möglichkeit "Kranken wirklich zu helfen". "Wenn man über das Gute nur spricht ist es zu wenig, man muss das Gute tun", so Faber. Aids-Seelsorge sei heute "eine Notwendigkeit des Alltags, und die Malteser zeigen uns wie das geht - hier und in der ganzen Welt", fügte der Dompfarrer hinzu.
2017 hatte im Stephansdom ein konfessionsübergreifender Gedenkgottesdienst samt Aufführung des "Requiem" von Wolfgang Amadeus Mozart stattgefunden. Kardinal Schönborn und Gery Keszler hatten gemeinsam zu dem Gedenken für die bis dahin mehr als 35 Millionen Aids-Toten weltweit geladen. Im Vorjahr erbrachte eine Benefizvorstellung des "Jedermann reloaded" im Stephansdom knapp 70.000 Euro für die Malteser-Einrichtung von Pater Lagleder