"Nichts ist es selbstverständlich. Deshalb ist die Dankbarkeit die Art und Weise, wie wir mit unseren Ressourcen behutsam und verantwortungsvoll umgehen"
"Nichts ist es selbstverständlich. Deshalb ist die Dankbarkeit die Art und Weise, wie wir mit unseren Ressourcen behutsam und verantwortungsvoll umgehen"
Kardinal in traditioneller ORF-Silvesteransprache: Mondlandung vor 50 Jahren führte wunderschöne Erde in ihrer Zerbrechlichkeit vor Augen, heutige Bilder aus dem All belegen Gefährdung .Politik gefordert, "denn es geht um die Zukunft unseres Planeten"
Das Wohl der heute so gefährdeten Schöpfung "liegt auch in unserer Hand - ganz persönlich": Darauf hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner traditionellen Silvesteransprache im ORF-Fernsehen am Dienstagabend hingewiesen.
Er erwähnte das ihm besonders wichtige Kirchenlied "Wir sind nur Gast auf Erden" und appellierte an die TV-Zuseher, sich wie ein "Gast" zu benehmen und den ihnen möglichen Beitrag zu leisten, damit auch kommende Generationen auf der Erde Heimat haben können. Güter wie klares Wasser, reine Luft oder Regen zur rechten Zeit seien nichts Selbstverständliches, sondern Geschenke des Schöpfers, denen mit Dankbarkeit zu begegnen sei, sagte der nach einer Krankheit noch rekonvaleszente Wiener Erzbischof.
Eingangs erinnerte Schönborn an einen Markstein der Weltgeschichte vor 50 Jahren, als erstmals ein Mensch den Mond betrat. Besonders beeindruckt hätten ihn Bilder davon, wie die Astronauten die Erde über dem Mond aufgehen sahen - "unseren wunderschönen blauweißen Planeten in seiner ganzen Zartheit und Zerbrechlichkeit". Seit der Mondlandung 1969 habe sich viel verändert, was heute auch auf den Bildern aus dem Weltall zu sehen sei.
Der Kardinal verwies auf schmelzende Polarkappen, riesige Brände, Wirbelstürme und eine um das Doppelte gewachsene Weltbevölkerung. Der Kardinal nannte den Klimawandel eine ganz große Herausforderung, die die Politik in die Pflicht nehme. "Denn es geht um uns alle, es geht um die Zukunft unseres Planeten", der der heilige Franziskus im Sonnengesang "Mutter Erde" nannte, unterstrich Schönborn.
Er empfinde wie viele andere eine "große Ohnmacht", wenn er angesichts der Bedrohungen in die Zukunft blicke: "Wie wird das kommende Jahrzehnt aussehen? Gehen wir auf große Katastrophen zu?" Vielleicht werde es gar nicht so schlimm sein, "wie manche meinen, um uns zu beschwichtigen", so Schönborn. Der Erzbischof regte dazu an, dass jeder Einzelne seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet und mit Ressourcen behutsam umgeht - getragen von Haltungen wie Dankbarkeit für die Güter dieser Erde und Verantwortung gegenüber kommenden Generationen, denn "nichts ist selbsverständlich".
Abschließend wünschte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz dem Fernsehpublikum ein gesegnetes Jahr 2020. Aufgezeichnet wurde die Silvesteransprache am 27. Dezember während des Kuraufenthalt des Kardinals infolge seiner Lungenerkrankung.